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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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jungen Italienerin, die sich fürsorglich über mich beugte.
    »Bei mir ist alles in Ordnung«, stöhnte ich, aber mir war gar nicht danach zumute. Ich spürte einen undefinierbaren Schmerz am Hinterkopf, und als ich mit den Fingerspitzen vorsichtig hintastete, entdeckte ich eine riesige Beule. Am ganzen Körper fühlte ich mich schwach und ausgelaugt. Im Magen war mir entsetzlich übel. Die Anzeichen eines Schocks waren leicht erkennbar. »Sie sind gestürzt, Lydia. Sie sind in Neros Goldenem Haus ausgerutscht und mit dem Kopf schlimm aufgeschlagen.«
    »Oje!« Ich fühlte mich wahrhaftig elend. Mein Schädel dröhnte, und die stets nach traumatischen Unfällen einsetzende allgemeine Übelkeit hatte sich vollständig über meinen Körper ausgebreitet. In diesem Moment wünschte ich, ich hätte wieder ohnmächtig werden können. »Mein Kopf bringt mich fast um.«
    »Arme Lydia. Sie haben eine riesengroße Beule. Wenn ich nur pünktlich gewesen wäre!«
    Mit einer schlaffen Handbewegung winkte ich ab. »Ist ja nicht Ihre Schuld. Ich konnte es einfach nicht erwarten, Neros Geist zu begegnen. Und wie es scheint, bin ich ihm begegnet.« Mühsam versuchte ich mich aufzurichten, aber John wußte das zu verhindern. Er legte beide Hände auf meine Schultern und drückte mich sanft wieder hinunter, bis mein pochender Kopf auf dem Kissen zu liegen kam. »Ist mir vielleicht schlecht!«
    »Der Arzt ist schon einmal bei Ihnen gewesen, und er kommt bald zurück. Bleiben Sie nur ruhig liegen, Lydia.«
    »Arzt?« Jetzt endlich sah ich mich genauer um und stellte fest, daß ich allem Anschein nach in einem Untersuchungszimmer einer Krankenhaus-Notaufnahme auf einem Bettgestell lag, wo mir John Treadwell und eine italienische Krankenschwester mit einem Bärtchen Gesellschaft leisteten. Die Wände mit gelblichem Anstrich waren von Rissen durchzogen, das Mobiliar wurmstichig. Auf einem länglichen Tisch in der Nähe des Waschbeckens reihten sich die üblichen Utensilien einer Arztpraxis aneinander. An einer Wand hing ein verblichenes Bild von irgendeiner unbestimmbaren, von Katzen bevölkerten römischen Ruine, und in der Luft hing der typische schwere Krankenhausgeruch. Es konnte sich vielleicht nicht mit der Notaufnahme des Santa-Monica-Krankenhauses messen, aber es erfüllte durchaus seinen Zweck. Als der Doktor zurückkam, stellte ich erleichtert fest, daß er ausgezeichnet Englisch sprach und eine Vorstellung davon besaß, worauf bei Schädelverletzungen zu achten war. Er unterhielt sich mit mir in dem international üblichen Fachvokabular über meinen Zustand – nachdem ich ihm meinen Beruf verraten hatte –, und unterzog mich dann einer gründlichen neurologischen Untersuchung. Soweit keine Hirnschädigung. Obgleich ich das Gefühl hatte, mein Hinterkopf müßte jeden Augenblick zerspringen, war ich vor einer Gehirnerschütterung oder subduralen Blutergüssen ziemlich sicher. Dafür war ich sehr dankbar.
    Er wollte noch weitere Tests an mir durchführen, doch an dieser Stelle weigerte ich mich. Ich erklärte, daß ich genau wisse, auf welche Anzeichen für Gefahr ich achtgeben müsse, und daß ich mich wieder an ihn wenden würde, wenn sich mein Zustand veränderte. Von dieser Versicherung nur wenig beschwichtigt, verlangte der Arzt, ich solle verschiedene Formulare unterschreiben, welche ihn und die Klinik von jeder weiteren Verantwortung entbanden, da ich das Krankenhaus entgegen ärztlichem Rat verließ.
    Ich leistete gerne die erforderlichen Unterschriften, denn – obgleich mir speiübel war – hatte ich es trotzdem eilig, aus dem Krankenhaus heraus – und wieder ins Hotel Palazzo Residenziale zu kommen. John wollte mich nur ungern in seine Obhut nehmen und ergriff Partei für den Vorschlag des Doktors, wonach ich im Krankenhaus bleiben solle. Doch mein eigener starker Wille setzte sich letztendlich durch. So miserabel ich mich auch fühlte, ich hatte meine mentalen Fähigkeiten noch immer sehr gut im Griff, ja es wurde mit jeder Minute besser. Als mir die Formulare zur Unterschrift vorgelegt wurden, ging mir bereits ein weiterer erschreckender Gedanke durch den Kopf. Jemand hatte mich in der Domus Aurea absichtlich niedergeschlagen. Mit großer Entschlossenheit schlüpfte ich in meine Schuhe und stützte mich schwer auf Johns Arm. Meine Berufserfahrung sagte mir, daß das Hämmern in meinem Schädel überwacht werden sollte und daß ein paar Stunden unter ärztlicher Aufsicht die klügere Entscheidung wären. Doch eine

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