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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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waren.
    Er hielt mit etwas hinterm Berg, und ich glaube, er spürte, dass ich es wusste.
    Auch ich hielt mit etwas hinterm Berg, und ich wusste, dass er es spürte.
    Ich musste grinsen. Wir waren schon zwei Spezialisten.
    Aber wir waren noch nicht so weit, uns gegenseitig das Herz auszuschütten. Und vielleicht würde es nie so weit kommen. Manchmal ist das so. Manchmal ist es einfach in Ordnung, einen anderen so zu nehmen, wie er ist. Jeder schleppt Ballast mit sich herum. Muss man unbedingt diese Last ans Licht zerren und bis ins letzte Detail sezieren?
    Bei Dean Garrett ging es mir gut mit dem, was ich wusste. Auch wenn sicher noch einiges an Ballast kommen würde.
    Vom Kopf her war ich tatsächlich bereit, diese Innenschau vorzunehmen. Gleichzeitig pochte mein Körper bei dem Gedanken an einen nackten Dean. Wenn ich in seiner Nähe war, musste ich mich zwingen, an Sachen wie die Haare von Albert Einstein, den Geruch von Kreide, sabbernde Hunde oder
komplizierte mathematische Gleichungen zu denken, damit ich nicht an Ort und Stelle einen kleinen Orgasmus bekam. Dennoch entschied mein Verstand, dass ich nicht mit diesem Mann schlafen würde.
    Ich war bereits einmal mit einem Kerl ins Bett gehüpft und hatte einfach nicht sehen wollen, dass er total gestört gewesen war. Dafür wurde ich jetzt von diesem Gestörten gejagt wie ein Stück Wild. Ich war emotional nicht in der Verfassung, mit einem anderen Mann klarzukommen, wie lieb und klug und aufrichtig er auch zu sein schien.
    Mein Körper wollte Sex mit Dean, wollte ihn haben und halten. Mein Kopf sagte: »Lass es sein. Warte.«
    Als die Küche sauber war, setzte ich mich hin und betrachtete die Pralinen auf der Arbeitsfläche. Der Rest war schon in Schachteln gepackt und im leeren Schlafzimmer oben verstaut. Jede Schachtel würde mit einem Stück weißer Spitze verkauft werden, auf der in Gold »Julias Schokolade« stand.
    Ich seufzte schwer. Plötzlich begann mein Herz zu rasen, und ich bekam keine Luft mehr. Vielleicht lag es an der späten Stunde oder an meinen wollüstigen Gedanken oder an meiner Angst vor Robert oder am fehlenden Schlaf, ich weiß es nicht. Die Angstkrankheit war wieder da, aber diesmal stand ich auf, umklammerte mit beiden Händen die Arbeitsfläche und schüttelte die Beine aus, so heftig es ging. Wenn ich auf der Stelle ging oder lief, wenn ich mich einfach in Bewegung hielt, ließ der Anfall oft nach.
    Und so schlug ich die Beine aus, zählte Schokoladentierchen, dachte an die Hühner, an Tante Lydia und Stash, an die Freundinnen vom Psycho-Abend, an Shawn und Carrie Lynn, und ehe ich mich versah, atmete ich wieder gleichmäßig. Nur auf der Stirn hatte ich ein paar Schweißtropfen.
    Vielleicht konnte ich ja lernen, die Angstkrankheit in den Griff zu bekommen. Das wäre doch mal was!
    Ich ließ mich wieder auf den Stuhl sinken und starrte nach
draußen in die schwarze Nacht, stolz auf meine Leistung, bis mir der Gedanke kam, dass Robert dort draußen stehen und durch das Fenster hereinspähen konnte. Er konnte dort stehen und mich beobachten, es kaum abwarten, mir die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken.
    Ich drehte dem Fenster den Rücken zu und dachte daran, wie gut ich im Schießen geworden war.
    Dann überprüfte ich alle Schlösser, machte das Licht aus und krabbelte ins Bett.
    Schnell schlief ich tief und fest.

18
    Als ich einige Stunden später erwachte, war es noch dunkel, wie immer. Und es war dunkel, als ich die Zeitungen auslieferte und Dean vor seinem Haus küsste und er mich an sich zog, bis ich im positiven Sinne keine Luft mehr bekam. Es war noch immer dunkel, als er sich in mein Auto vorbeugte und mir einen Kuss nach dem anderen gab. Als er mir sagte, wir würden uns später sehen. Als ich mit summenden Lippen und brennenden Lenden davonfuhr.
    Doch als ich nach Hause zurückkehrte, glühte die Dunkelheit schon in orangerosa Tönen. Tante Lydia und ich winkten Scrambler und Dave zu, die am Haus vorbei zu den Ställen gingen. Sie würden sich heute Morgen um unsere Hühner und Schweine kümmern.
    Denn Tante Lydia und ich hatten Besseres zu tun.
    Ohne große Worte – sehr selten bei uns – packten wir die gesamten Schokoladenkreationen, die ich in den letzten Wochen produziert hatte, in kleine Schachteln, damit sie nicht zerdrückt wurden. Ich holte noch einen Stapel Tortenspitze und einen Schub goldener Aufkleber mit der Aufschrift »Julias Schokolade« hervor.
    Schwer beladen mit Schachteln pendelten wir

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