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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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machen. Schließlich war ich ein armseliges emotionales Wrack, und es würde nicht mehr lange dauern, bis er ganz aufgab. Der große Briefumschlag mit hundert leeren Blättern, den ich per Post erhalten hatte, drängte mich nur noch weiter der emotionalen Hilflosigkeit entgegen.
    Trotzdem. Nur dieses eine Mal wollte ich mutig sein. Ich wollte mich nicht durch die Angst, die mir schon wieder die Beine emporkroch, von etwas abhalten lassen, das ich unbedingt tun wollte.
    »Büro Dean Garrett«, meldete sich eine forsche Stimme am anderen Ende.
    »Könnte ich bitte mit Dean Garrett sprechen?«
    »Er hat eine Besprechung. Soll er zurückrufen?« Immer noch forsch. Ich stellte mir eine schlanke, hübsche, kultivierte junge Frau vor. Mir wurde übel. Warum um Himmels willen
rief ich jemanden wie Dean Garrett an? Vielleicht legte ich besser auf.
    »Es tut mir leid. Ma’am, hören Sie mich?«
    »Ja, ähm … könnten Sie ihm bitte sagen, dass Julia Bennett angerufen hat?«
    Schweigen am anderen Ende.
    »Julia Bennett?«
    »Ja, meine Nummer ist … «
    »Einen Augenblick bitte, Ms. Bennett«, unterbrach mich die forsche Stimme. »Er ist zu sprechen.«
    Im selben Moment meldete sich Dean.
    »Julia!«, sagte er. Seine Stimme stahl sich durch mein Ohr in den Körper und ins Hirn und setzte sich irgendwo zwischen meinen Beinen fest. Mein Gott, war dieser Mann heiß.
    »Dean«, piepste ich, »wie geht’s dir?«
    »Schon besser.« Er schmunzelte. »Schön, dich zu hören. Du hast noch nie bei mir angerufen.«
    »Ja, ich meine, nein, habe ich nicht.«
    »Ist was passiert? Rufst du deshalb an? Wie geht’s Lydia?« Ich hörte die Sorge in seiner Stimme.
    »Och, ganz gut. Sie wird schneller müde, aber sonst geht’s. Gestern hat sie Mrs.Coldwell bei der Bank gesagt, sie hätte sie schon immer für ein Lusche gehalten, sie müsse mal ein bisschen in Schwung kommen, bevor das Leben zu Ende ist. Dann hat sie sie mitgenommen in Mikes Kneipe und hat sich mit ihr besoffen. Mrs.Coldwell hat sich prächtig amüsiert. Sie hat sogar Karaoke gemacht und ein Liebeslied gesungen. Tante Lydia tanzte dazu. Wie ich gehört habe, bekam Mrs.Coldwell Standing Ovations von den Gästen.«
    »Aber gefahren sind sie anschließend nicht mehr, oder?«
    »O nein! Mike hat Tante Lydia die Schlüssel abgenommen, sie hat es nicht mal gemerkt. Dann hat er Stash angerufen. Der kam mit Dave, Scrambler und Katie, und die haben auch probiert, Karaoke zu singen. Schnell sprach sich rum, was los
war, und in null Komma nichts brummte der Laden, obwohl es erst vier Uhr nachmittags war. Mike hat alle eingeladen, am nächsten Tag wiederzukommen.«
    Dean lachte. »Hört sich besser an als das, was ich erlebt habe.«
    »Was denn?«
    Er zögerte kurz, dann berichtete er es mir. Der Verteidiger in seinem aktuellen Prozess sei ein Arschloch, die Presse habe Wind von der Sache bekommen und riefe Dean ununterbrochen an, er könne es nicht abwarten, bis der Angeklagte im Knast sitze …
    »Also, meine Süße, mir ist klar, dass du mich aus einem bestimmten Grund angerufen hast und leider nicht nur, um mit mir zu plaudern, obwohl, das kannst du immer tun, wenn du Lust dazu hast. Ich wäre sogar einverstanden, wenn du einfach nur anrufen und ins Telefon atmen würdest, dann wüsste ich wenigstens, dass du an mich denkst, wenn ich nicht in Golden bin, und wenn auch nur ein bisschen.«
    »Nein, ich … ähm, ich wollte … was ich sagen wollte, ich wollte nicht anrufen und ins Telefon atmen, aber morgen können wir uns gerne unterhalten … ach nein, morgen doch nicht.« Mein Gott, war ich bescheuert!
Hör auf zu quatschen,
mahnte ich mich. Mir war schlecht, ich hatte eine Heidenangst, meine Kehle wurde eng, als klemme sie in einem Schraubstock. Ich erzählte Dean von Tante Lydias Überraschungsparty. »Ähm, du musst auch nicht … ich meine, ich möchte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, zuzusagen … wahrscheinlich willst du lieber jemand anders mitbringen … aber, ähm, ich wollte dich fragen, ob du wohl … « Ich starb fast vor Scham.
    »Ach, jetzt spuck’s schon aus, Julia!« Fast konnte ich ihn grinsen sehen.
    Ich holte tief Luft. »Dean … « Noch einmal Atem holen, bevor meine Lunge vor Angst versagte. »Dean, würdest du mich zu Lydias Geburtstagsfeier begleiten?«
    Ich hörte nichts.
    »Dean, bist du noch da?«
    Er seufzte. »Ich genieße den Augenblick, mein Schatz, mehr nicht.«
    »Was?«
    »Ich brenne mir diesen Moment für alle Zeiten ins Gehirn

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