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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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hatte, konnte man schon manchmal wehmütig werden...
     

8
Uhr 48
    Ich hatte mir eine Mütze voll Schlaf
geholt, während Buzzy sich stöhnend und geifernd Sexperts 3 reingezogen
hatte, und als ich aufwachte, lag er weggetreten auf der Couch. Ich duschte
rasch und zog mich an. Dann rief ich vom Schlafzimmerapparat aus Major Harry
Medina an. Er sagte, ich könne sofort zu ihm aufs Revier kommen. Ob ich wisse,
wo das sei? Wo die Beretania Street sei? Dort immer geradeaus, in Richtung
Capitol.
    Auf dem Weg nach draußen vergewisserte
ich mich, dass Buzzy noch lebte. Dann erklärte ich dem Wachtposten am Lift, der
Klient in der Gästesuite dürfe auf keinen Fall das Stockwerk verlassen, da sein
Leben in akuter Gefahr sei.
     
    Harry Medina empfing mich auf der
breiten Fronttreppe des imposanten beigen Steinbaus, der das Polizeipräsidium
beherbergte. Er war ein auf herbe Art gut aussehender Mann, mit lockigem Haar
und kräftiger Statur, einem blauen Anzug und einer knallbunten Krawatte, die schief
von seinem offenen Hemdkragen baumelte. Auf dem Weg hinauf in sein Büro
erläuterte er mir wie ein Fremdenführer die Architektur des relativ neuen
Hauses. Es verfüge über modernste Sicherheitseinrichtungen, die der Abwehr
terroristischer Überfälle dienten. So sei beispielsweise der Abstand der
Frontgeländer zu klein, als dass ein Fahrzeug die Tür durchbrechen könne, und
das gesamte Gebäude lasse sich von einer Kommandozentrale im Kern aus
blitzartig abriegeln.
    Zuerst erschienen mir diese extremen
Sicherheitsvorkehrungen paranoid, aber dann dachte ich an Pearl Harbor. Dieser
Schock würde sich nie aus dem kollektiven Bewusstsein der Hawaiianer tilgen
lassen, und in Zeiten des weltweiten Terrorismus waren die Ängste der
Gesetzeshüter auf diesem vorgeschobensten aller US-Außenposten nur allzu
begründet.
    Medina führte mich in ein Büro, das der
Inbegriff von fröhlichem Chaos war: Sporttrophäen drängten sich auf Regalen und
Aktenschränken; Aktenstapel türmten sich auf Schreibtisch und Fußboden; diverse
farbenfrohe Schlipse hingen über einer offenen Spindtür. Ehe der Major mir
einen Stuhl anbot, zeigte er mir stolz ein Standfoto aus dem Pilotfilm der
Serie Hawaii Fünf Null, in dem er und einige andere Polizeibeamte
Gangster gemimt hatten.
    Als wir, mit Kaffeebechern versehen,
Platz genommen hatten, sagte Medina: »RKI steht also für Sie ein, solange Sie
hier auf den Inseln tätig sind. Wohnen Sie hier in Honolulu?«
    »Nur vorübergehend. Ich bin von Kauai
hier herübergekommen, um eine bestimmte Spur zu verfolgen. Dabei bin ich auf
etwas gestoßen, was Sie interessieren dürfte.«
    Er zog eine buschige Augenbraue hoch.
    »Sie haben doch sicher von dieser
neuen, hoch konzentrierten Heroinsorte gehört, die aus Mexiko kommt?« Die
Zeitungen in San Francisco hatten darüber berichtet.
    Er nickte. »Extrem starker Stoff, lässt
sich rauchen oder inhalieren. Was sie auf dem Festland davon beschlagnahmt
haben, hatte zum Teil einen Reinheitsgrad von 76 Prozent. Und jetzt gibt es
Gerüchte, dass das Zeug auch hierher vordringt.«
    »Ich kann Ihnen den hiesigen Großdealer
nennen und auch den Ort, wo er heute abend eine Lieferung erwartet.«
    »Sie hatten Recht — das interessiert
mich.«
    »Und ich kann Ihnen außerdem einen Mann
übergeben, der das Zeug weiterverteilen soll. Er ist der Typ, der sich auf
einen Deal einlässt und aussagt.«
    Medina sah mich nachdenklich an.
»Bieten Sie mir das alles nur aus staatsbürgerlichem Pflichtgefühl an oder...?«
    »Sowohl als auch. Ich habe was gegen
Drogen. Aber ich will auch was von Ihnen. Der Mann, von dem ich eben sprach,
kann mir Zugang zu dem Großdealer verschaffen. Ich muss dem Kerl ein paar
Fragen in anderer Sache stellen. Aber ich brauche Rückendeckung, für den Fall,
dass irgendwas schief läuft.«
    »Dieser Fall, an dem Sie da arbeiten — geht
es da um Drogen?«
    »Nicht direkt.«
    »Aber dieser Großdealer ist in die
Sache verwickelt?«
    »Ja.«
    Er wartete ab.
    »Es ist eine heikle Geschichte, weil
ein paar einflussreiche Leute involviert sind. Ich kann nichts drüber sagen.«
    Er lehnte sich zurück und strich sich
das Kinn, während er nachdachte. »Sie verlangen da eine ganze Menge. Auch mit
Rückendeckung kann etwas schief gehen. Wir werden es abkriegen, wenn einer
Zivilistin was passiert — noch dazu einer vom Festland.«
    »Ich könnte ja eine Erklärung
unterschreiben, die Sie von jeder Verantwortung entbindet.«
    »Das könnten Sie tun. Auf der

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