Spiel mit dem Feuer
anderen
Seite könnte ich drauf bestehen, dass Sie mir sagen, wer wo wann was. Sie
wissen ja sicher, dass es als Behinderung polizeilicher Ermittlungen gilt,
Informationen zurückzuhalten, die ein schwerwiegendes Verbrechen betreffen.«
»Ein schwerwiegendes Verbrechen, das
noch gar nicht stattgefunden hat. Und ich will Sie ja gar nicht behindern.«
»Eine Frage: Wie zuverlässig ist Ihr
Informant?«
»Sagen wir mal, er ist zu dumm, um sich
diese Geschichte ausgedacht zu haben.«
»Wo befindet er sich im Moment?«
»An einem sicheren Ort.«
Medina dachte kurz nach, wobei er mit
den Fingern auf der Schreibtischkante trommelte. »Okay, Ms. McCone, Sie
scheinen mir nicht der Typ, der Spielchen spielt. Und ich bin’s auch nicht.
Also geradeheraus: Um tun zu können, was Sie verlangen, muss ich mit meinen
Vorgesetzten sprechen. Um das wiederum zu können, brauche ich mehr als das, was
Sie mir erzählt haben. Namen, Orte und dergleichen. Und selbst dann kann ich
nicht garantieren, dass sie mir grünes Licht geben.«
»Das ist mir klar.«
»Ich werde mein Bestes tun, sie zu
überreden — mehr kann ich nicht versprechen.«
»Das ist ein faires Angebot.«
Er griff sich Block und Bleistift.
»Möchten Sie loslegen?«
»Okay. Der Mann, der den Stoff an die
Dealer verteilen soll, heißt Buzzy Malakaua. Ich habe ihn in der Gästesuite von
RKI festgesetzt.«
»Werden Sie mit ihm fertig?«
»Ja, er vertraut mir.« Schließlich
hatte ich ihm Fernseher, Videospiele, Pizza und Zimmerbar geliefert. Ganz zu
schweigen vom Scharfen Kanal.
»Und der Ort, wo die Lieferung ankommen
soll?«
Ich gab ihm die Adresse in der Kahai
Street.
»Und der Großdealer?«
»Garvin Ridley. Zumindest firmiert er
unter diesem Namen. Er hat das Haus in der Kahai Street gemietet und wohnt
selbst in der Diamond Head Road.«
Medina blinzelte und rammte die Spitze
der Bleistiftmine in den Block. »Dieser Gangster! Wir versuchen schon über ein
Jahr, ihn dranzukriegen. Der Kerl ist schwerer zu fassen als Luft.«
»Das kommt daher, dass er nur auf dem
Papier existiert. Der echte Garvin Ridley ist 1990 gestorben.«
»Ja, das wissen wir.« Ein Lächeln
breitete sich langsam über Medinas Gesicht. »Meine Überredungskünste haben
gerade einen mächtigen Sprung getan. Ich gehe jetzt hin und spreche mit meinen
Vorgesetzten; Sie warten hier.«
Ich sah zu einem Tisch hinüber, wo
Medinas Computer stand. »Ich hätte noch eine Bitte: Meinen Sie, ich könnte mal
einen Blick in einen der letzten Autopsieberichte werfen, während Sie weg
sind?«
»Bisschen was Unterhaltsames lesen?« Er
sah mich stirnrunzelnd an, gab dann aber nach, als er sah, dass ich es todernst
meinte. »Okay, kommen Sie hier rüber. Ich ruf ihn für Sie auf.«
Tommy Kaohi war tatsächlich, wie Buzzy
behauptete, an einem tödlichen Cocktail aus der Injektionsspritze gestorben.
Eine Mischung aus Heroin und Batteriesäure. Das eine war ziemlich leicht zu
beschaffen, wenn man die richtigen Connections hatte, das andere gehörte zur
Grundausrüstung eines jeden Autobastlers. Einstich in die Halsschlagader.
Schnell und wirksam, aber man musste nah an das Opfer herankommen.
Tommy musste genauso dumm gewesen sein
wie Buzzy, um jemanden, den er erpressen wollte, so dicht an sich
heranzulassen, dass ihm dieser Jemand so platziert eine Nadel in den Hals
rammen konnte. Aber vielleicht war er auch einfach nur arrogant gewesen. Ja,
ich tippte auf Arroganz. Nur ein Mensch mit absurd übersteigertem
Selbstvertrauen würde vier Gefährten wegschicken, ehe er dem Objekt seiner
Erpressungspläne gegenübertrat. Vielleicht hatte er es ja getan, weil er den
Löwenanteil des Geldes für sich behalten wollte. Wie auch immer, es spielte
keine Rolle mehr. Er war tot.
»Unsere Unterlagen bestätigen, dass das
Haus in der Diamond Road von zwei männlichen Erwachsenen bewohnt wird. Das
wären also Ridley und der Hausboy. Wir müssen uns irgendwas einfallen lassen,
um Ridley zu Hause festzunageln, bevor sie dort reingeht.«
Lieutenant Jack Colby vom
Rauschgiftdezernat deutete bei diesem letzten Satz auf mich. Harry Medina war
mit dem großen, kahlköpfigen Mann im Schlepp zurückgekommen und hatte mir
erklärt, die Sache gehe klar. Ein paar Minuten später war auch Colbys Partner,
Dan Ramos, zu uns gestoßen.
»Yeah«, sagte Ramos jetzt, »wir wollen
ja nicht, dass sie den ganzen Nachmittag in seinem Wohnzimmer rumsitzt und
Däumchen dreht.«
Medina erklärte achselzuckend: »Dann
rufen Sie ihn
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