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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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versteckt hat, damit der Verdacht auf die Mansfield fällt. Wenn nicht, war es lediglich blöd, das Messer ausgerechnet dort zu platzieren. Aber derjenige, der - oder die - diesen Mord geplant hat, ist ganz bestimmt nicht dumm. Ich will wissen, wer hinter der Bühne gearbeitet und vor allem, wer sich freiwillig für diesen Dienst gemeldet hat. Wollen wir doch mal sehen, wie viele verhinderte oder frustrierte Schauspieler es unter den Hilfskräften möglicherweise gibt.«
    Eve lenkte den Wagen auf die Straße. »Lassen Sie das Feeney übernehmen«, bat sie ihre Assistentin und rief selbst über ihr Autotelefon im Leichenschauhaus an.
    Chefpathologe Morse hatte seine dichten Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, damit das goldene und silberne Gehänge an seinem rechten Ohr vorteilhaft zur Geltung kam. »Ich habe bereits mit Ihrem Anruf gerechnet, Dallas. Ihr Bullen seid reichlich anspruchsvoll.«
    »Es macht uns einfach Spaß, euch Leichenschnipplern auf den Geist zu gehen. Was haben Sie über Draco rausgefunden?«
    »Er ist hundertprozentig tot.« Morse grinste schmal. »Man hat ihn mit einer einzigen Stichwunde ins Herz rasch und nach allen Regeln der Kunst erledigt. Andere Verletzungen oder Wunden gab es nicht. Hatte im Verlauf der Jahre ein paar wirklich gute schönheitschirurgische Eingriffe und erst vor kurzem eine Bauchstraffung. Meiner Meinung nach wurden diese OPs von einem erstklassigen Chirurgen durchgeführt, denn die Schnittstellen sind mikroskopisch klein. Seine Leber sieht etwas angegriffen aus. Unser Mann war also ein harter Säufer, der mindestens einmal wiederbelebt worden ist. Außerdem hatte er noch kurz vor seinem Tod eine hübsche, kleine Mixtur aus Exotica, Zing und einer Spur von Zeus mit einem doppelten Scotch runtergespült.«
    »Was für eine Mischung.«
    »Allerdings. Der Kerl war eindeutig süchtig und hat regelmäßig dafür bezahlt, dass man seinen Körper wieder in Form bringt. Früher oder später hätte sich der Teufelskreis geschlossen, aber selbst bei seinem Lebenswandel hätte er noch gut und gerne zwanzig Jahre vor sich gehabt.«
    »Okay, danke, Morse.«
    »Besteht vielleicht die Möglichkeit, mir zwei Karten zu besorgen, wenn das Stück wieder auf den Spielplan genommen wird? Sie haben doch Beziehungen?«, fügte er augenzwinkernd hinzu.
    Sie seufzte leise. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, erklärte sie und legte auf.

4
    N ur wenige Blocks trennten Stiles' elegante, teuer parfümierte Wohnung von Alphabet City, einer Gegend, in der es geradezu betäubend nach Müll und ungewaschenen Obdachlosenleibern stank. Eve und Peabody ließen die exklusiven Gebäude mit ihren uniformierten Türstehern, die blitzsauberen Schwebekarren und den gedämpften Luftverkehr hinter sich zurück und bogen in ein mit rußgeschwärzten Fertighäusern lieblos bebautes Viertel, in dem man sich vorsehen musste, nicht ausgeraubt zu werden, und wo man über dem Getöse unzähliger Maxibusse kaum sein eigenes Wort verstand.
    Sofort fühlte Eve sich wohler.
    Michael Proctor lebte im vierten Stock eines der Gebäude, die nach den Verheerungen der Innerstädtischen Revolten eilig hochgezogen worden waren. Vor jeder Wahl hielten die Politiker der Stadt hochtrabende Reden über die Revitalisierung dieser Gegend und gaben rührende Versprechen ab, tatkräftig gegen die Vernachlässigung, die hohe Verbrechensrate und den allgemeinen Verfall dieses kränkelnden Abschnitts ihrer Stadt einschreiten zu wollen. Nach der Wahl wurde die gesamte Angelegenheit blitzartig aus dem Bewusstsein der Verantwortlichen verdrängt, und das Viertel verrottete weiterhin.
    Trotzdem brauchten die Menschen ein Dach über dem Kopf. Eve nahm an, dass ein kleiner Schauspieler, der mit Glück gelegentlich kleine Statistenrollen irgendwo ergatterte, es sich nicht leisten konnte, allzu viel für eine Wohnung zu bezahlen.
    Sie hatte herausgefunden, dass Michael bereits seit sechs Wochen keine Miete hatte mehr bezahlen können und dass inzwischen Wohngeld von ihm beantragt worden war.
    Er war also ziemlich verzweifelt, überlegte sie. Menschen, die so weit gesunken waren, dass sie Hilfe bei der Zahlung ihrer Miete brauchten, wurden von den Hürden, die die Bürokraten rund um ihre Amtsstuben errichtet hatten, derart abgeschreckt, dass sie meist blind die Flucht ergriffen und auf eine jämmerliche Weise dankbar waren, wenn sich ein Bett in einem der elendigen Asyle für sie fand.
    Sie nahm an, dass es Proctor deutlich besser gehen würde,

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