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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Vorliebe für Opern, oder was?«
    »Ich war ein paar Mal dort. Es ist durchaus okay.« Sie schnaufte erleichtert, als sie den vierten Stock erreichten, und versuchte, sich nicht darüber zu ärgern, dass Eve nicht im Geringsten aus der Puste war. »Charles hat dieses Faible für derartige Veranstaltungen.«
    »Sie müssen ziemlich beschäftigt damit sein, ständig zwischen zwei Männern hin und her zu wechseln.«
    Peabody sah sie grinsend an. »Ich dachte, dass es ein ›Ich und McNab‹ für Sie überhaupt nicht gibt.«
    »Ach, halten Sie die Klappe.« Eve klopfte an Proctors Tür. »War das etwa ein Schnauben?«
    »Nein, Madam.« Peabody atmete tief durch und versuchte ernst zu gucken, als sie meinte: »O nein, ganz sicher nicht. Ich glaube, das war nur mein Magen, der so vor Hunger knurrt.«
    »Sorgen Sie dafür, dass auch er die Klappe hält.« Als sie Schritte hinter der Wohnungstür vernahm - das Gebäude war eindeutig nicht schallisoliert -, hielt sie ihren Dienstausweis vor den Spion.
    Es folgte ein mehrmaliges Klicken und ein wiederholtes Klirren, und Eve zählte, dass fünf Schlösser entriegelt wurden, bevor endlich die Wohnungstür einen Spaltbreit aufgezogen wurde und sie in das Gesicht ihres Gegenübers sah.
    Das Gesicht war der Beweis für die Großzügigkeit der Schöpfung, überlegte sie. Oder aber das Ergebnis einer wahrhaftig gelungenen Schönheitsoperation. Blassgoldene Haut spannte sich straff und faltenlos über langen Jochbeinen und einem heroischen, leicht kantigen Kinn, in dessen Mitte ein kleines Grübchen blitzte. Der Mund war voll und fest, die Nase schmal und gerade, die Augen waren leuchtend grün wie echte Smaragde, und seidig weiche, dunkelbraune, jungenhafte Locken rahmten die makellosen Züge, mit denen Michael Proctor gesegnet war. Während er zwischen Eve und ihrer Assistentin hin und her sah, fuhr er sich mit langen Fingern durch die dichte, braune Masse und strich sie, während er zögernd lächelte, unruhig aus der Stirn.
    »Äh … Lieutenant Houston.«
    »Dallas.«
    »Ach ja, richtig. Ich wusste, dass es irgendwo in Texas war.« Seine Stimme klang vor lauter Aufregung ein wenig heiser, doch trat er einen Schritt zurück und ließ die beiden Frauen ein. »Ich bin immer noch vollkommen erschüttert. Ich denke die ganze Zeit, dass es bestimmt ein grauenhafter Unfall war.«
    »Selbst wenn, ist das Ergebnis nicht mehr umkehrbar.« Eve musterte die wenigen Möbel, mit denen das kleine Ein-Zimmer-Apartment eingerichtet war. Es gab einen durchgelegenen Schlafsessel, auf dem Proctors Bettzeug lag, einen winzigen Tisch, auf dem eine billige Computer-und-Kommunikations-Anlage stand, eine Kommode mit drei Schubladen und eine Stehlampe mit einem zerschlissenen Schirm.
    Die Schauspielerei war offensichtlich nicht für jeden ein einträgliches Geschäft.
    »Äh … lassen Sie mich … äh.« Leicht errötend öffnete Proctor eine Tür des Einbauschranks, wühlte kurz darin herum und zog schließlich einen zusammenfaltbaren Stuhl daraus hervor. »Tut mir Leid. Ich komme fast nur zum Schlafen her. Gäste empfange ich hier für gewöhnlich nicht.«
    »Betrachten Sie uns bitte nicht als Gäste. Rekorder an, Peabody. Setzen Sie sich, Mr Proctor. Vielleicht fühlen Sie sich dann ja etwas wohler.«
    »Ich …« Das Trommeln seiner Fingerspitzen machte deutlich, wie nervös er war. Trotzdem meinte er: »Ich bin in Ordnung. Ich habe nur keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Ich habe noch nie in einem Krimi mitgespielt. Meistens werde ich für die Rollen in irgendwelchen historischen Stücken oder romantischen Komödien ausgewählt.«
    »Ich kenne mich mit Krimis aus«, erklärte Eve milde. »Sie brauchen nur auf meine Fragen antworten, und schon kommen wir bestens miteinander aus.«
    »Okay. Also gut.« Er blickte sich in seinem Zimmer um, als hätte er es nie zuvor gesehen, nahm schließlich auf dem kleinen Faltstuhl Platz, schlug die Beine übereinander, stellte die Füße dann wieder nebeneinander auf den Boden und wandte sich Eve mit einem hoffnungsvollen Lächeln zu.
    Er sah aus wie ein Schüler, der wegen eines Streiches beim Direktor seiner Schule saß.
    »Lieutenant Eve Dallas, im Gespräch mit Michael Proctor in dessen Wohnung. Außerdem anwesend Officer Delia Peabody als meine Assistentin.«
    Ohne Proctor aus den Augen zu lassen, klärte sie ihn über seine Rechte und Pflichten auf. Er trommelte weiter nervös mit den Fingerspitzen auf seinen Knien herum und hatte eine derart

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