Spiel mit dem Mörder
war. Außerdem hatte er noch zweieinhalb Flaschen Schnaps.«
»Oh, das mit Tahiti war ein guter Tipp.« Peabody richtete sich auf. »Das war das Letzte, wonach er sich im Internet erkundigt hat. Bilder, Touristeninformationen, Klimatabellen. Und halbnackte Hula-Mädchen.« Während sie sprach, drang aus den Lautsprechern des Computers exotische Musik.
»Was hat er als echter Großstädter mit diesen Informationen gewollt?« Eve kehrte zurück an den Computer und verfolgte dort den beeindruckenden Tanz eingeborener Frauen. »Computer, wann wurden zum letzten Mal Erkundigungen über Transportmöglichkeiten und -preise von New York City nach Tahiti eingeholt?«
Suche … Letzte Suche nach Transportmöglichkeiten von New York City nach Tahiti erfolgte am achtundzwanzigsten März 2059 um drei Uhr fünfunddreißig. Es wurden folgende Auskünfte erteilt: Roarke Airlines bietet täglich Direktflüge nach …
»Natürlich«, meinte Eve. »Quim hat also letzte Nacht noch Flüge nach Tahiti rausgesucht. Klingt nicht so, als ob er allzu sehr unter Schuldgefühlen oder Depressionen gelitten hat. Computer, ich brauche die Daten möglicher Reisedokumente auf den Namen Linus Quim.«
Suche … Linus Quim hat am sechsundzwanzigsten März 2059 um vierzehn Uhr die Ausstellung eines Reisepasses beantragt.
»Dann wolltest du also auf Reisen gehen, Linus.« Sie trat einen Schritt zurück. »Was hast du gesehen? Was hast du gewusst?«, murmelte sie nachdenklich. »Und wer sollte dir das Geld für deinen Tropenurlaub geben? Kommen Sie, Peabody, schaffen wir das Gerät zu Feeney.«
Ihr Schauspieldebüt hatte Eliza Rothchild im Alter von sechs Monaten gehabt. In einer seichten Komödie hatte sie als anstrengendes Baby ihren Eltern das Leben schwer gemacht. Das Stück war ein Flop gewesen, doch Eliza hatten die Kritiker geliebt.
Ihre eigene Mutter hatte sie von einem Vorsprechtermin zum anderen gezerrt, und bereits mit zehn hatte Eliza weitreichende Erfahrung sowohl auf der Bühne als auch in Film und Fernsehen gehabt. Mit zwanzig war sie eine allseits respektierte Charakterdarstellerin gewesen, hatte ein ganzes Zimmer voller Auszeichnungen, Häuser auf drei Kontinenten und ihre erste - und bisher auch letzte - Ehe hinter sich gebracht.
Mit vierzig hatte sie so häufig auf der Bühne und auch vor der Kamera gestanden, dass kein Zuschauer und kein Produzent sie mehr hatte sehen können, und sie hatte, statt zuzugeben, dass sie verbraucht war, vorgegeben, sich aus dem Geschäft zurückziehen zu wollen, und die folgenden zehn Jahre mit Reisen, der Veranstaltung von exklusiven Partys und dem Kampf gegen die Langeweile zugebracht.
Als sich die Gelegenheit ergeben hatte, Miss Plimsoll, die quengelige Krankenschwester in der Bühnenproduktion der Zeugin der Anklage , zu spielen, hatte sie getan, als müsste sie erst überlegen, und sich etwas umwerben lassen, heimlich jedoch Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit vergossen, weil sie das Theater mehr liebte als alles andere auf der Welt.
Nun, da die Ankunft der Polizei vermeldet worden war, würde sie ihre Rolle mit Diskretion und Würde spielen, überlegte sie.
Sie ging persönlich an die Tür, eine etwas herbe, aber durchaus attraktive Frau, die sich nicht die Mühe machte, ihr Alter zu kaschieren. Silbrigweiße Strähnen durchzogen ihr leuchtend kastanienbraunes Haar, unzählige feine Falten rahmten ihre braunen Augen, und ihre etwas gedrungene Figur wurde von der hüftlangen Tunika und der weit geschnittenen Hose zwar kaschiert, nicht aber verdeckt. Sie hielt Eve eine dick beringte Hand hin, bedachte sie mit einem kühlen Lächeln und trat einen Schritt zurück.
»Guten Tag«, erklärte sie mit einer wohltönenden Stimme, der der Granit New Englands deutlich anzuhören war. »Es ist tröstlich zu sehen, dass sich die Polizei um Pünktlichkeit bemüht.«
»Danke, dass Sie uns Ihre Zeit opfern, Ms Rothchild.«
»Nun, ich hatte ja wohl keine Wahl, nicht wahr?«
»Es steht Ihnen frei, sich uns gegenüber anwaltlich vertreten zu lassen oder sich nur in Anwesenheit von einem Anwalt mit uns zu unterhalten.«
»Natürlich. Für den Fall, dass ich beschließe, von diesem Recht Gebrauch zu machen, brauche ich nur anzurufen, und schon ist mein Anwalt hier.« Sie winkte in Richtung des Salons. »Ich kenne Ihren Gatten, Lieutenant. Wahrlich der attraktivste Mann, dem ich je begegnet bin. Vielleicht hat er Ihnen erzählt, dass ich erst nach kurzem Zögern die Rolle der Miss Plimsoll
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