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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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heraus. »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie es wieder einmal eilig haben, und deshalb den jungen Finestein auf den Typen angesetzt. Er ist erst seit letztem Monat hier, aber er hat wirklich Potential.«
    »Sie haben meine Leiche einem Anfänger gegeben?«
    »Wir sind alle einmal Anfänger gewesen, Dallas. Und da wir gerade davon sprechen, wo ist denn die getreue Peabody?«
    »Sie ist draußen und sammelt Informationen. Hören Sie, Morse, die Sache ist wirklich kompliziert.«
    »Das sagen alle.«
    »Ich wette, es war Mord, aber es wurde so eingerichtet, dass es wie Selbstmord ausgesehen hat. Ich brauche also jemanden mit guten Händen und vor allem scharfen Augen für die Autopsie.«
    »Ich nehme niemanden in meiner Truppe auf, der diese Eigenschaften nicht besitzt. Entspannen Sie sich, Dallas. Stress kann tödlich sein.« Gelassen trat er vor ein Link und rief bei Herbert Finestein an. »Er kommt in einer Minute. Rochinsky, bringen Sie die Innereien dieser jungen Dame ins Labor, und fangen Sie mit der Blutuntersuchung an.«
    »Morse, ich habe zwei Leichen, zwischen denen es aller Wahrscheinlichkeit nach eine Verbindung gibt.«
    »Ja, ja, aber das geht mich nichts an.« Er trat vor eine Schale mit Desinfektionsmittel, wusch sich das Blut und das Versiegelungsspray von den Händen und trocknete sie in der heißen Luft der Trockenröhre ab. »Ich werde den Jungen bei der Arbeit im Auge behalten, Dallas, aber geben Sie ihm eine Chance.«
    »Ja, ja, meinetwegen.«
    Morse zog seine Brille und die Maske aus und sah sie lächelnd an. Seine kompliziert geflochtenen schwarzen Haare hingen ihm bis auf den Rücken, und als er den Schutzanzug auszog, entdeckte Eve darunter eine leuchtend blaue Hose und ein grell pinkfarbenes Hemd.
    »Nette Klamotten«, meinte Eve. »Ist heute wieder eine Party angesagt?«
    »Ich sage Ihnen, hier findet so gut wie täglich eine Party statt.«
    Sie nahm an, dass er die grelle Kleidung extra deshalb wählte, um sich vom Elend und der Brutalität seines Jobs zu distanzieren. Hauptsache, es funktioniert , überlegte sie. Sicher ging es einem nahe, täglich bis über beide Ellbogen im Blut und in den Eingeweiden unfreiwilliger Leichname zu stecken, denen häufig grauenhaftes Leid von anderen zugefügt worden war. Ohne ein Ventil wäre der arme Morse inzwischen sicher längst schon explodiert.
    Und was für ein Ventil hatte sie selbst?
    »Wie geht es Roarke?«, fragte der Pathologe.
    »Gut. Bestens.« Roarke. Ja, er war ihr Ventil. Bevor sie ihn getroffen hatte, hatte es für sie nur ihren Job gegeben. Immer nur den Job. Hätte sie, wenn sie Roarke nicht begegnet wäre, eines Tages die Grenze erreicht und miterleben müssen, wie ihre Seele starb?
    Was für ein schrecklicher Gedanke.
    »Ah, da kommt der gute Finestein. Seien Sie bitte nett zu ihm«, raunte Morse Eve zu.
    »Wie bin ich denn normalerweise?«
    »Sie treten den Leuten gerne mit Schwung in ihr Hinterteil«, antwortete Morse fröhlich, legte eine Hand auf ihre Schulter und wandte sich an den jungen Mann. »Herbert, Lieutenant Dallas würde gerne wissen, wie Sie bisher mit dem Toten vorangekommen sind, für den Sie heute Nachmittag von mir eingeteilt worden sind.«
    »Ja, der vermeintliche Selbstmord. Linus Quim, weiß, männlich, sechsundfünfzig Jahre. Todesursache Strangulation durch Erhängen.« Finestein, ein klapperdürrer gemischtrassiger Kerl mit rabenschwarzer Haut und hellen Augen, sprach mit schriller, sich überschlagender Stimme und tastete unentwegt an einem guten Dutzend Bleistifte in der Brusttasche seines Schutzanzugs herum.
    Er ist nicht nur ein Anfänger , dachte Eve frustriert, sondern obendrein noch ein nervöses Hemd.
    »Wollen Sie die Leiche sehen?«
    »Weshalb stehe ich wohl sonst hier?«, begann Eve, fügte jedoch, als sich Morses lange Finger schmerzhaft in ihre Schulter gruben, zähneknirschend hinzu: »Ja, bitte, ich würde gern sowohl die Leiche als auch Ihren Bericht sehen. Danke.«
    »Bitte hier entlang.«
    Eve rollte mit den Augen, als Finestein durch das Zimmer wuselte, und wandte sich an Morse: »Wie alt ist er? Zwölf?«
    »Er ist sechsundzwanzig. Geduld, Dallas.«
    »Ich hasse es, mich in Geduld zu üben. Dadurch wird regelmäßig alles extrem verlangsamt.« Trotzdem marschierte sie hinüber zu der aus lauter Schubfächern bestehenden Wand und wartete, bis Finestein eine der Laden aufzog und ihr eine Wolke kalten Gases daraus entgegenquoll.
    »Wie Sie sehen können …« Finestein räusperte sich leise,

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