Spiel mit dem Mörder
nur muss man dabei gucken, dass man möglichst keine Spuren hinterlässt.«
»Tja, dann sehen wir mal zu, dass wir keine Spuren hinterlassen. Oder was meinen Sie?«
»Dallas wird uns auf die Schliche kommen, oder?«, fragte McNab ein paar Minuten später, nachdem sie die Plätze getauscht hatten und Roarke an seiner Stelle vor dem Computer saß.
»Natürlich. Aber Sie werden feststellen, dass selbst für unseren tollen Lieutenant Wissen und Beweise manchmal zwei Paar Schuhe sind.«
Roarke sah keinen Grund, sich ein solches Vergnügen zu versagen, und der kleine Ausflug in die Welt der Polizei machte ihm wie üblich einen Heidenspaß.
»Sehen Sie, Ian, das hier sind die Fingerabdrücke und die jeweiligen DNA-Muster der Hauptverdächtigen. Sie aufzurufen ist legal.«
»Wenn ich sie aufgerufen hätte …«
»Das ist doch eine reine Formsache, meinen Sie nicht auch? Computer, ich brauche einen Vergleich zwischen sämtlichen Identifizierungs-Codes und denen in sämtlichen Zivilakten und Strafregistern, einschließlich der von Jugendlichen. Auch versiegelte Akten sind für den Vergleich heranzuziehen. Vielleicht stoßen wir ja dort bereits auf irgendwas«, sagte er zu McNab.
Suche … Für den Begriff auf versiegelte Akten benötigen Sie eine Legitimation oder eine richterliche Genehmigung. Offene Akten können eingesehen werden. Soll ich fortfahren?
»Moment«, Roarke lehnte sich zurück und studierte seine Nägel. Blitzsauber, dachte er. Zumindest noch. »McNab, seien Sie doch so nett und holen mir einen Kaffee.«
McNab steckte die Hände in die Hosentaschen, zog sie wieder heraus und überlegte, ob ihm mehr daran gelegen war, die vorgeschriebenen Verfahrensweisen zu beachten oder Fortschritte bei den Ermittlungen zu machen. »Hm. Ja, okay. Sicher.«
Er schlenderte hinaus in die Küche, bestellte einen Kaffee und trödelte, als er ihn in der Hand hielt, absichtlich noch etwas herum. Er hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, sich Zugang zu verbotenen Dateien zu verschaffen. Um sich zu beruhigen, sah er nach, ob es eventuell frische Pasteten gab.
Zu seiner großen Freude hatte er sogar die Auswahl zwischen sechs verschiedenen Füllungen und dachte, bevor er sich entschied, erst mal gründlich nach.
»Ian, müssen Sie die Kaffeebohne etwa erst noch ernten?«
»Häh?« Er steckte den Kopf durch die Bürotür. »Ich … ich dachte, Sie bräuchten vielleicht ein bisschen Zeit.«
Er war ein wirklich guter Informatiker, überlegte Roarke, und zugleich ein herrlich naiver junger Mann. »Ich glaube, das hier wird Sie interessieren.«
»Sie sind drin? So schnell? Aber wie …« McNab brach ab und hastete zurück zum Schreibtisch. »Nein, ich will es gar nicht wissen. Auf diese Weise kann ich, wenn sie mich unter Anklage stellen, wenigstens wahrheitsgemäß behaupten, dass ich keine Ahnung habe, wie die Sache vor sich gegangen ist.«
»Weshalb sollte man Sie unter Anklage stellen?« Roarke zeigte auf ein Stück Papier. »Hier ist Ihre richterliche Genehmigung zur Einsicht in die versiegelten Dateien.«
»Meine …« McNab schnappte sich den Zettel und starrte ihn entgeistert an. »Sieht wirklich echt aus. Mit Unterschrift von Richter Nettles.«
»So sieht's aus.«
»Wow. Sie sind nicht nur obercool«, erklärte der elektronische Ermittler mit ehrfürchtiger Stimme. »Sie sind die Personifizierung der Antarktis.«
»Ian, bitte. Sie bringen mich in Verlegenheit.«
»Richtig. Hm. Und weshalb habe ich Richter Nettles um die Genehmigung gebeten?«
Lachend stand Roarke auf. »Ich bin sicher, Ihnen fällt irgendeine wortreiche Begründung ein, falls man Sie danach fragt. Ich würde Ihnen vorschlagen, Sie murmeln einfach etwas von einem begründeten Verdacht.«
»Ja. Das ist nicht schlecht.«
»Dann überlasse ich Sie jetzt Ihrer Arbeit.«
»Okay. Danke. Und, he, Roarke?«
»Ja?«
»Eins noch.« McNab trat von einem seiner purpurroten Airboots auf den anderen. »Es ist eine, hm, persönliche Angelegenheit. Eigentlich wollte ich ja mit dem Lieutenant darüber reden, aber, nun, Sie wissen ja selber, wie sie manchmal ist.«
»Das weiß ich sogar ganz genau.« Er musterte McNabs Gesichtsausdruck und empfand neben einer gewissen Belustigung ein wenig Mitleid mit dem armen Kerl. »Geht es möglicherweise um Frauen?«
»Allerdings. Oder, besser gesagt, um eine ganz bestimmte Frau. Ich nehme an, ein Mann wie Sie weiß, wie man mit ihnen umgeht. Ich verstehe die Frauen einfach nicht. Ich meine, nicht, dass ich keinen
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