Spiel mit dem Tod
Hand entgegen. „Es ist ziemlich hässlich, nicht?“
„Wie bitte?“
„Das Portrait. Ich mag es gar nicht ansehen, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund hängt Leo daran.“ Ihr Lächeln wirkte eher eingeübt als warmherzig. „Ich bin Kay Noble.“
Die Ehefrau. „Stacy Killian“, sagte sie. „Danke, dass Sie mich empfangen.“
„Mrs. Maitlin sagt, Sie wären Polizistin?“
„Ich untersuche einen Mordfall.“ Das war nicht gelogen.
Die Frau zog ein wenig die Augenbrauen hoch. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Ich hatte gehofft, mit Mr. Noble sprechen zu können. Ist er da?“
„Tut mir Leid, nein. Aber ich bin seine Geschäftsführerin. Vielleicht können Sie mit mir vorlieb nehmen?“
„Vor einigen Tagen wurde eine Frau ermordet. Sie war eine Anhängerin von Fantasy-Spielen. Am Abend ihres To des hat sie sich mit jemandem getroffen, der sie in das Spiel Ihres Mannes einführen wollte.“
„Meines Exmannes“, korrigierte sie. „Leo hat eine Menge Rollenspiele erfunden. Welches meinen Sie?“
„Das Spiel, das einfach nicht totzukriegen ist.“ Leonardo Noble stand plötzlich an der Tür zum Salon. Das Erste, was ihr auffiel, war seine Größe – er war viel größer, als er auf dem Pressefoto wirkte. Das jungenhafte Grinsen ließ ihn jünger aussehen als fünfundvierzig.
„White Rabbit.“ Er durchquerte mit großen Schritten den Raum und streckte den Arm aus. „Ich bin Leonardo.“
Sie reichte ihm die Hand. „Eine Frau mit dem Namen Cassie Finch ist am letzten Sonntag getötet worden. Sie war ein begeisterter Fan von Rollenspielen. Am Freitag vor ihrem Tod hat sie einer Freundin erzählt, sie hätte jemanden getroffen, der White Rabbit spielt, und er soll ein Treffen zwischen ihr und einem Supreme White Rabbit vermittelt haben.“
Leo Noble spreizte die Finger. „Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.“
Sie zog einen kleinen Spiralblock aus ihrer Jackentasche, einen von der gleichen Art, die sie früher als Detective benutzt hatte. „Ein anderer Spieler hat Sie als den Supreme White Rabbit bezeichnet.“
Er lachte, dann entschuldigte er sich. „Natürlich ist das alles nicht lustig. Es ist die Bezeichnung … Supreme White Rabbit. Also wirklich.“
„Sind Sie das als Erfinder des Spiels nicht?“
„Das behaupten manche. Sie stellen mich als eine Art mystische Figur hin. So was wie einen Gott.“
„Sehen Sie sich selbst so?“
Wieder lachte er. „Ganz bestimmt nicht.“
Kay mischte sich ein. „Deshalb nennen wir es das Spiel, das nicht totzukriegen ist. Die Fans sind regelrecht besessen.“
Stacy betrachtete dieses ungleiche Paar. „Warum?“ wollte sie wissen.
„Keine Ahnung.“ Leonardo schüttelte den Kopf. „Wenn ich es wüsste, würde ich so was Magisches noch mal erfinden.“ Er lehnte sich vor, begeistert wie ein Junge. „Denn das ist es, müssen Sie wissen. Magie. Es berührt die Leute auf eine ganz persönliche Art. Und ist außerordentlich intensiv.“
„Sie haben das Spiel nie veröffentlicht. Warum?“
Er warf seiner Exfrau einen Blick zu. „Ich bin nicht der alleinige Erfinder von White Rabbit. Mein bester Freund und ich haben es 1982 zusammen entwickelt, als wir an der Uni in Berkeley studiert haben. Es hat sofort total eingeschlagen und verbreitete sich dann schnell durch Mundpropaganda von Berkeley zu anderen Unis.“
„Der Name Ihres Freundes?“ fragte Stacy.
„Dick Danson“, antwortete Leonardo.
Sie notierte sich den Namen, während Noble weiterredete. „Wir bildeten eine Geschäftspartnerschaft, um White Rabbit und andere Projekte, an denen wir arbeiteten, zu veröffentlichen. Aber wir hatten eine Auseinandersetzung, bevor es dazu kommen konnte.“
„Eine Auseinandersetzung?“ wiederholte Stacy. „Weshalb?“
Noble sah aus, als wäre ihm das Thema unangenehm. Er wechselte wieder einen Blick mit seiner Exfrau. „Sagen wir einfach mal, ich habe entdeckt, dass Dick nicht der war, für den ich ihn gehalten hatte.“
„Sie haben die Partnerschaft aufgelöst“, berichtete Kay. „Mit der Auflage für beide, nichts von dem zu veröffentlichen, was sie zusammen entwickelt hatten.“
„Das muss sehr schwierig gewesen sein“, bemerkte Stacy.
„Nicht so schwierig, wie Sie vielleicht denken. Ich hatte eine Menge Möglichkeiten. Viele Ideen. Und er genauso. Und White Rabbit war bereits im Umlauf, deshalb glaubten wir nicht so viel zu verlieren.“
„Zwei White Rabbits“, murmelte Stacey.
„Wie
Weitere Kostenlose Bücher