Spiel mit dem Tod
einem schwindeln. In manchen Zeiten im Jahr benötigten sie wahrscheinlich volle Aufmerksamkeit, um sie so zu erhalten, wie sie aussahen.
Im Moment kniete der Gärtner in der südlichsten Ecke des Anwesens und pflanzte einjährige Blumen. Springkraut, wie Spencer beim Näherkommen registrierte.
„Barry?“ fragte er den Mann. „Wir sind von der Kriminalpolizei und müssten Ihnen ein paar Fragen stellen.“
Das war kein Mann, stellte Spencer fest, als der Angesprochene sich umdrehte. Eher noch ein Junge.
Barry sah sie verständnislos an, dann nahm er die Kopfhörer ab. „Hi.“
Spencer zückte seine Dienstmarke. „Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“
Die unterschiedlichsten Gefühle zeigten sich auf dem Gesicht des Gärtners: Misstrauen. Neugier. Angst. Er stand auf und wischte sich die Hände an den abgeschnittenen Jeans sauber. Barry war groß und schlaksig und hätte noch einiges mehr auf den Rippen vertragen können.
„Was ist los?“
„Waren Sie den ganzen Tag hier?“
„Seit neun.“
„Mit irgendjemandem gesprochen?“
Er zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Nein.“
„Sie scheinen nicht ganz sicher zu sein.“
„Doch.“ Er wurde rot. „Ich bin sicher.“
„Irgendjemanden gesehen?“
„Ich bin die ganze Zeit auf Knien gerutscht mit dem Zaun vor meiner Nase. Meinen Sie, da hätte ich jemand gesehen?“
Ziemlich empfindlich. „Die haben Sie heute alle angepflanzt?“ Spencer deutete auf das Beet mit Springkraut.
„Ja.“
„Hübsch.“
„Denk ich auch.“ Er lächelte, aber es wirkte hölzern.
„Waren Sie heute im Haus, Barry?“
„Nein.“
„Was machen Sie denn, wenn Sie mal müssen, in die Büsche verschwinden?“
„Ins Poolhaus.“
„Was ist mit Essen und Getränken?“
„Ich bring alles mit, was ich brauche.“
„Haben Sie heute jemanden gesehen, den Sie nicht kennen?“
„Nein.“ Er sah Richtung Haus, dann wieder zu ihnen. „Macht es Ihnen was aus, wenn ich weiterarbeite? Wenn ich heute nicht fertig werde, muss ich morgen wiederkommen.“
„Machen Sie nur, Barry. Wir sind in der Nähe … falls Ihnen noch irgendwas einfällt.“
Der Junge machte sich wieder an die Arbeit. Spencer und Tony liefen zur Villa. „Er war ganz schön defensiv für jemand, der seine Nase den ganzen Tag nur in den Dreck gesteckt hat“, bemerkte Tony.
„Ganz meine Meinung.“ Spencers Handy klingelte. „Malone.“
Er hörte zu, dann bat er die Kollegin, zu wiederholen, was sie gerade gesagt hatte. Nicht, weil er es nicht verstanden hatte, sondern weil er hoffte, sich zu irren.
„Wir sind unterwegs.“
Er sah Tony an, der fluchte. „Was jetzt? Es ist verdammt noch mal Samstag.“
„Walter Pogolapoulos ist tot. Ans Ufer des Mississippi gespült.“
„Verdammter Mistkerl.“
„Ach, es wird noch besser. Der Mississippi am Moonwalk. Ein Tourist aus Kansas City hat ihn gefunden. Augenscheinlich kriegt der Bürgermeister jetzt das große Flattern.“
34. KAPITEL
Samstag, 12. März 2005
18:00 Uhr
Als sie den Moonwalk im French Quarter erreichten, war der Ort bereits vollständig abgeriegelt worden.
Spencer stellte seinen Camaro auf einem Parkplatz an den Straßenbahngleisen ab. Er schnappte sich die Packung Handschuhe und steckte sich eine Dose Mentholsalbe in die Jackentasche.
Er sah Tony an. „Bereit?“
„Gehen wir.“
Der Moonwalk, eine hölzerne Promenade, die entlang dem Deich beim French Quarter errichtet worden war, lag zwischen dem Jackson Square und dem Mississippi, dem Café du Monde und dem Einkaufscenter der Jax Brauerei.
Spencer ließ den Blick über das Areal schweifen. Verdammt rücksichtslos von Pogo, hier angeschwemmt zu werden. Es gab kaum einen Ort, der mehr Aufmerksamkeit erregte. Der Tourismus war das wichtigste Standbein der Stadt. Und deswegen würde der Bürgermeister dem Chef die Hölle heiß machen, der wiederum seiner Tante Patti aufs Dach stieg. Die dann dafür ihm und Tony die Daumenschrauben anlegen würde.
Die Scheiße rutschte immer abwärts.
Er und Tony steckten bis zum Hals in Schwierigkeiten.
Sie gingen zu einem der Uniformierten an der Absperrung. „Legen Sie mal los.“
„Ein Tourist hat ihn gefunden. Dem geht’s jetzt ganz schön übel.“ Er zeigte auf einen Streifenwagen, dessen hintere Tür offen stand. Ein Mann hockte auf dem Rücksitz, den Kopf in die Hände gestützt.
„Sie haben den Ge stank drüben im Café du Monde bemerkt, dachten, es wäre der Müll von irgendjemandem.“
Spencer
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