Spiel mit der Liebe
Thema eine angemessene Unterhaltung beim Essen ist.«
Clay lächelte spöttisch. »Seit wann machen Sie sich Sorgen darum, was angemessen ist und was nicht? Sind Sie nicht die gleiche junge Frau, die heute Morgen in Männerkleidung in das Haus gestürmt kam?«
Die Röte auf ihren Wangen wurde noch tiefer. »Ja, und ich hatte ausgerechnet das Glück, Ihnen dabei zu begegnen - dem verrufensten Schwerenöter in England, dem Mann, der gerade hier neben mir sitzt und eine Unterhaltung über Anstand führt.«
Er lachte, und ihr Zorn wurde noch größer. »Ich bin wohl kaum der verrufenste Schwerenöter in England. Vielleicht in London, aber doch ganz sicher nicht in ganz ...«
Kitt stieß ein unwilliges Geräusch aus und machte Anstalten, aufzustehen. Clay griff nach ihrem Handgelenk und zog sie zurück auf ihren Stuhl.
»Setzen Sie sich hin«, befahl er mit leiser und dennoch gefährlicher Stimme. »Oxnard und seine Frau mögen vielleicht Freunde des Grafen sein, aber sie sind auch berüchtigte Klatschtanten, und wenn man den Stand der Dinge zwischen Ihnen und Ihrem Vater betrachtet, dann wäre es doch das Letzte, wenn sie Ihrem Vater über Ihr Benehmen am heutigen Abend erzählen würden.«
Ihr Zorn verschwand, und sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Ich verstehe das nicht. Wie schaffen Sie es bloß immer wieder, mich so weit zu bringen?«
Er verzog den Mund. »Was schaffe ich? Dass Ihr herrliches Temperament mit Ihnen durchgeht? Ich habe ganz einfach nur Glück, nehme ich an.«
»Sie sind unverbesserlich. Das wissen Sie, nicht wahr?«
»Das Gleiche behauptet man auch von Ihnen.«
Sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Keine Unterhaltung mehr über Ehemänner und Heiraten, einverstanden?«
»Um ganz ehrlich zu sein, es ist auch nicht mein Lieblingsthema.«
»Verraten Sie es mir nicht, lassen Sie mich raten. Entweder stehen Sie einer Ehe genauso offen gegenüber wie ich, oder Sie fürchten sich davor, dass irgendein armer, betrogener Ehemann Sie dafür erschießen wird, dass Sie seine Frau verführt haben. Ich persönlich würde eher auf das Letztere tippen.«
Er legte eine Hand auf sein Herz. »Sie verwunden mich, Lady.«
Kitt grinste ihn an. »Es ist nicht so tief wie ein Brunnen, nicht so breit wie eine Kirchentür, aber es ist genug, es wird reichen.«
Clay lachte. »Und die Lady zitiert auch noch Shakespeare, während sie das Messer in der Wunde dreht.«
Jetzt lachte auch Kitt. Vielleicht, dachte sie, verachtete sie ihn doch nicht so sehr, wie sie es geglaubt hatte. Oh, er machte sie wütend, daran bestand kein Zweifel. Aber er konnte auch sehr charmant sein.
Dann erinnerte sie sich an die Art, wie er sie immer ansah, kühner als alle anderen Männer, die sie kannte. Er wollte sie. Sein Verlangen nach ihr war überdeutlich. Ein Schauer rann durch Kitts Körper, als das Bild von ihnen beiden vor ihrem inneren Auge aufstieg, von Clays starken Armen, die sie umfangen hielten, wie er sie küsste, wie er sie unter sich zwang, sie mit seinem großen, harten Körper gefangen hielt. Sie schloss die Augen und versuchte, das Bild zu vertreiben, doch es wurde nur noch stärker, noch wirklicher.
Sie zuckte zusammen, als sie Annas Hand auf ihrem Arm fühlte, die sie daran erinnern wollte, dass es für die Damen Zeit war, sich zurückzuziehen und die Männer dem Brandy und ihren Zigarren zu überlassen.
»Cara, ist alles in Ordnung?«
Sie war ganz blass geworden. Sie zwang sich, sich zu ent-spannen, und es gelang ihr, zu lächeln. »Es geht mir gut. Einen Augenblick lang habe ich nur ... ich habe einen kalten Hauch gefühlt.« Es war die Wahrheit, in gewisser Weise.
Und wenigstens für den Augenblick waren die eisigen Erinnerungen, die sie unfairerweise auf Clay gerichtet hatte, an den dunklen, eisigen Ort in ihrer Vergangenheit zurückgetrieben worden.
Und Kitt hatte die Absicht, sie für immer dorthin zu verbannen.
Der folgende Tag war sonniger und wärmer als die Wochentage zuvor. Clay schloss seine Besprechung am frühen Morgen mit Justin ab, der sich entschieden hatte, dass sie ihr Geld in die Werft investieren sollten, dann ging er hinaus in den Garten. Es war beinahe Zeit zum Mittagessen. Sobald er gegessen hatte, würde er in die Stadt zurückfahren.
Und dort würde er zuallererst einen Besuch bei Viscount Stockton machen.
Stockton war ein enger Freund seines Vaters. Allein aus diesem Grund würde der Mann sich anhören, was Clay ihm zu sagen hatte, und das schloss die Tatsache ein,
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