Spiel mit der Liebe
konnte.
Kitt löste sich aus seiner Umarmung und öffnete mit zitternden Händen seine Jacke. »Wie schlimm bist du verletzt?«
»Ich glaube, es ist bei weitem nicht so schlimm, wie es aussieht.« Er zog die Jacke aus, stöhnte vor Schmerz leise auf und öffnete dann die glänzenden goldenen Knöpfe seiner Weste, die er achtlos auf die Wiese neben seine Jacke warf.
In diesem Augenblick kam auch Justin bei ihnen an. »Wie schlimm ist es?«, fragte er voller Sorge.
»Die Kugel ist an einer Rippe abgeprallt«, erklärte Clay und zog scharf die Luft ein, als Kitt sein weißes Hemd öffnete. »Sie hat eine große Wunde gerissen, aber die Wunde ist nicht sehr tief.«
Kitt traute seinem Urteil nicht, sie untersuchte vorsichtig die Verletzung. Sie entdeckte einen langen, blutigen Riss genau unter seinen Rippen, von der Vorderseite bis nach hinten. Sie sah unregelmäßig und hässlich aus, aber wie er gesagt hatte, die Wunde war nicht sehr tief.
Hinter ihnen bemühten sich die Sekundanten von Westerly um den Grafen, sie banden ein Halstuch um sein Bein, um die Blutung aufzuhalten, und halfen ihm dann auf die Füße. Jeder der beiden Männer legte sich einen seiner Arme um die Schultern, dann zerrten sie ihn zur Kutsche.
Mit noch immer zitternden Händen griff Kitt nach der weißen Halsbinde, die Justin ihr reichte, band sie um Clays Rippen und verknotete sie fest.
»Schaffst du es?«, fragte Justin.
Clay legte einen Arm um Kitts Schultern. »Es geht mir gut.
Wenigstens wird es so sein, wenn ich erst einmal zu Hause bin.« Ein paar Minuten später erreichten sie seine Kutsche, und der Kutscher öffnete ihnen die Tür.
»Danke, dass du gekommen bist.« Clay streckte Greville die Hand hin.
Justin hielt sie fest. »Warum hast du ihn nicht umgebracht?«
Clays Lächeln verschwand. »Vielleicht hätte ich es getan ...« Er warf Kitt einen Blick zu. »... wenn meine Frau nicht gerade in diesem Augenblick gekommen wäre.«
»Vielleicht ist es besser so«, meinte Justin. »Dein Schuss hat ihm die Kniescheibe zertrümmert. Wenn wir einmal davon ausgehen, dass keine Blutvergiftung ihn umbringt, dann wird er nie wieder gehen, ohne dabei zu humpeln. Wo auch immer er hingeht, für den Rest seines Lebens, er wird sich an diesen Tag erinnern und an die Lektion, die du ihm erteilt hast.«
Clay sagte nichts, doch sein grimmig verzogenes Gesicht zeigte eine gewisse Befriedigung.
»Ich komme später noch einmal vorbei und versichere mich, ob es dir gut geht«, erklärte Justin.
Clay nickte nur. Er hatte mehr Blut verloren, als er zugeben wollte, und Kitt machte sich Sorgen, dass seine Kräfte schwanden. Und wie Justin gesagt hatte, es gab noch immer die Möglichkeit einer Blutvergiftung. Als sie es ihm in der Kutsche bequem gemacht und ihr Pferd hinten angebunden hatte, fuhren sie los, durch die feuchten, nebelverhangenen Straßen. Vor dem Fenster der Kutsche begann die Geschäftigkeit des frühen Morgens. Fischverkäufer und Gemüsehändler, Milchmädchen und Kohlenverkäufer schwärmten um sie herum, bereit, die Arbeit eines langen Tages zu beginnen.
Kitt achtete nicht darauf. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf Clay gerichtet. Als sie das Stadthaus erreicht hatten, war sie vor Müdigkeit halb betäubt, sie litt unter der Erschöpfung einer schlaflosen Nacht und der schweren Last der Angst. Sie schick-ten nach einem Arzt, der eine Stunde später kam, Clays Wunde versorgte und eine tägliche Behandlung mit Blutegeln verordnete, die Clay offen verweigerte, als der Mann das Haus wieder verlassen hatte.
Kitt schlief beinahe im Stehen, als sie in ihrem gesteppten blauen Morgenmantel am Fenster des Schlafzimmers stand und sich die Knoten aus dem Haar bürstete. Sie hörte, wie Clay nach ihr rief.
Eine neue Woge von Angst hüllte sie ein, und sie lief an sein Bett. »Hast du Schmerzen? Kann ich dir etwas holen? Ich dachte, du würdest längst schlafen.«
Er zog die Mundwinkel hoch. »Mir geht es gut.« Es lag etwas in seinen Augen, ein Blick, der so dunkel und so heiß war, dass ihr der Atem stockte. Langsam schlug er die Decke zurück. »Ich hatte gehofft, dass du zu mir kommen würdest.«
Ihre Hände zitterten. Ihr Hals wurde trocken. Sie kannte den rauchigen, sinnlichen Ton seiner Stimme. Er war nackt, stellte sie fest, und der Anblick seines kräftigen männlichen Körpers bewirkte, dass ihr die Knie weich wurden.
»Was ... was ist denn mit deiner Verletzung? Du solltest Ruhe haben und dich kümmern um ...«
»Was ich im
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