Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
anderen Bruder, Thomas«, erklärte Derek.
»Thomas und Edward haben einmal dieselbe Frau geliebt, musst du wissen«, fügte Gabrielle hinzu. »Sie hat dann Thomas geheiratet, und seither hat Edward kein Wort mehr mit seinem Bruder geredet. Er hat den Fluch dafür verantwortlich gemacht und später eine andere Frau geheiratet, mit der er hierher, ans andere Ende der Stadt, gezogen ist. Und als ihn Mikes Mutter verlassen hat, ist er zum Einsiedler mutiert«, schloss Gabrielle.
Derek bedachte seine Frau mit einem verärgerten Blick. »Geht es vielleicht noch etwas ausführlicher?«
»Entspann dich«, sagte Gabrielle. »Amber muss doch wissen, was Sache ist, wenn sie bei Edward wohnt, und ich bin sicher, Mike hat die Geschichte ihr gegenüber bereits erwähnt.«
»Hat er, aber das eine oder andere war mir noch neu, also vielen Dank.«
»Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass du lang genug bei ihm bleiben würdest, um dir darüber Gedanken zu machen.«
»Du bist unhöflich, Derek!« Gabrielle schüttelte empört den Kopf. »Geh arbeiten, oder zieh los und kauf ein paar Sachen für Hollys Besuch ein. Holly ist seine Tochter«, erklärte sie Amber. »Los, los! Mach dich irgendwie nützlich. Und komm ja erst wieder, wenn du es schaffst, ein bisschen freundlicher zu sein.« Sie schob ihn zur Tür, und er ließ es widerspruchslos geschehen. Vermutlich war er sogar erleichtert, weil er damit der Aufgabe enthoben war, die Mike ihm aufgebürdet hatte.
»Du bist deinem Cousin gegenüber eben absolut loyal«, stellte Amber fest, die Dereks Haltung durchaus verstehen konnte. »Ich kann es dir nicht verübeln, aber ich hoffe, du gibst mir eine Chance, zu beweisen, dass dein Misstrauen unbegründet ist.« Amber spürte, dass sie diesen Mann für sich gewinnen musste, wenn sie Mike von sich überzeugen wollte.
»Das wird er bestimmt«, versicherte ihr Gabrielle. »Und normalerweise hat er auch bessere Manieren. Gib ihr wenigstens eine Chance, Derek«, rief sie ihrem Mann nach, der bereits auf die Tür zusteuerte.
Derek stöhnte und hielt inne. »Ach, was soll’s. Wenn Gabrielle dich näher kennenlernen möchte, dann will ich das auch. Wer weiß, vielleicht tust du meinem Cousin ja trotz allem gut.«
»Das ist die richtige Einstellung. Wahre Liebe überwindet alle Hindernisse.« Gabrielle lächelte.
»Wer redet denn von Liebe?«, fragte Derek. »Außerdem weißt du genau, dass man dieses Wort hier tunlichst vermeiden sollte, wenn man Onkel Edward nicht in Panik versetzen will.«
Gabrielle tätschelte ihm die Wange. »Geh einfach«, murmelte sie zärtlich und küsste ihn auf den Mund.
»Komm bald nach Hause«, sagte er.
»Mach ich.«
Derek wandte sich an Amber. »Also … willkommen in der Familie«, sagte er zögernd und eine Spur widerstrebend.
»Danke. Ich weiß deine Unterstützung zu schätzen«, erwiderte Amber überrascht. »Oder zumindest die Möglichkeit, sie mir zu verdienen.«
»Sieh einfach zu, dass ich es hinterher nicht bereue.«
Amber legte eine Hand auf das Herz. »Versprochen. «
In diesem Moment fuhr draußen mit knatterndem Motor ein altes Auto vor. »Klingt so, als wäre Edward heimgekommen.«
»Ich habe ihm ein Geschenk mitgebracht«, sagte Amber. »Es ist hier …«
Bevor sie den Satz beenden konnte, wurde die Haustür aufgestoßen, und Edward kam herein. Derek zog Gabrielle blitzschnell zur Seite, denn sein Onkel schob einen alten Einkaufswagen vor sich her. Seine abgetragene Hose war an den Knien ausgebeult, sein Hemd hatte einen Riss.
Hätte Amber Edward Corwin nicht bereits kennengelernt, dann wäre sie überzeugt gewesen, einen Obdachlosen vor sich zu haben, zumal er unablässig vor sich hinmurmelte.
»Von wegen ›My Home is My Castle‹ … einfach irgendwelche wildfremden Leute bei mir einzuquartieren … Ich hab dir frische Milch und etwas Obst besorgt. Das wird natürlich ganz schön viel Platz in meinem Kühlschrank belegen … Cornflakes habe ich auch mitgebracht, und ich will keine Klagen hören, falls es nicht deine bevorzugte Marke sein sollte.«
»Danke sehr«, murmelte Amber.
Sie warf Gabrielle einen ratlosen Blick zu. Sobald Derek weg war, würde sie ihre Schwägerin nach ihren Ansichten zu Edwards Marotten und seiner selbst gewählten Einsamkeit befragen. Schließlich war Gabrielle schon länger Teil des Corwin-Clans, und Schriftstellerin obendrein.
Vorerst
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