Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
galt es jedoch, sich direkt mit Edward zu befassen. »Das ist sehr liebenswürdig. Vielen Dank, dass ich ein Weilchen hierbleiben darf. Soll ich beim Wegräumen der Einkäufe helfen?«, sagte Amber.
»Das schaffe ich auch alleine.« Ohne sie eines Blickes zu würdigen, marschierte der alte Mann an ihr vorbei in die Küche.
Derek seufzte. »Hör zu, Amber, ich fürchte, mehr kannst du nicht erwarten. Es ist schon ein kleines Wunder, dass er überhaupt einkaufen war. Mike sagte, dass er dir etwas Bargeld gegeben hat, falls du also etwas brauchst, kannst du ja selbst in die Stadt fahren. Oder noch besser, du rufst mich an, und ich besorge es dir. Ein fremdes Gesicht erregt hier unwillkürlich Aufmerksamkeit, und es würde bestimmt für Aufruhr sorgen, wenn sich herumspricht, dass Edward, der Einsiedler, neuerdings einen Mitbewohner hat – besser gesagt, eine Mitbewohnerin.«
Gabrielle nickte zustimmend. »Vor allem, weil du ja auf der Flucht bist.«
»Ihr habt Recht, vielen Dank«, sagte Amber, dankbar für die Umsichtigkeit ihrer neuen Verwandten.
Die Frage war nur, wie lange sie den Großmut dieser Menschen – oder ihr Glück – strapazieren durfte …
King Bobby hasste die Ostküste. Alles kam ihm so mickrig und eng vor im Vergleich zu Texas, und erst die Luft hier … Und von diesem Lockenkopf namens Amber keine Spur. Seit er vor dem Eingang des kleinen Wohnblocks auf der Lauer lag, in dem der Cop namens Mike Corwin, den sie geheiratet hatte, lebte, war sie noch kein einziges Mal ein oder aus gegangen. Wie konnte ein Mann, der etwas auf sich hielt, überhaupt in einer solchen Schuhschachtel leben?
King Bobby bekam schon beim Anblick dieser Hundehütte Platzangst. Und außerdem wurde er allmählich paranoid – er hatte das Gefühl, als würde ihn jemand beobachten. Aber da ging bestimmt bloß seine Fantasie mit ihm durch. Wer sollte ihn schon verfolgen?
Nicht, dass es eine Rolle spielte. Er würde hier sitzen bleiben, bis er Mrs Amber Rose Corwin zu fassen kriegte – und sein Geld.
Kapitel 10
Mike warf den Schlüsselbund auf die Ablage im Flur und begab sich schnurstracks ins Schlafzimmer. Nach diesem langen Arbeitstag sehnte er sich nur noch nach seinem Bett. Und morgen nach Feierabend würde er sich gleich auf den Weg nach Stewart machen. Er durfte sich netterweise Dans Auto borgen, denn das frisch vermählte Paar verfügte dank Natalie über einen Zweitwagen. Mike wusste die Leihgabe zu schätzen; sein eigenes wollte er Amber keine Minute länger als unbedingt nötig anvertrauen.
Außerdem machte er sich Sorgen, seine Familie könnte Amber zu sehr ins Herz schließen. Mike wusste aus eigener Erfahrung, wie schnell Amber die Leute für sich einnehmen konnte. Und das würde die Scheidung und sein Leben danach nur noch viel komplizierter machen. Aber vielleicht waren seine Sorgen ja völlig unbegründet. Edward war ein ausgeprägter Eigenbrötler, und vor allem wollte er bestimmt nichts mit einer Frau zu schaffen haben, von der er fürchtete, sein Sohn könnte sich in sie verlieben. Garantiert verhielt er sich ihr gegenüber so abweisend wie nur irgend möglich, zumal Ambers Schönheit ihm genügend Anlass zu der Sorge lieferte, dass Mike sein Herz an sie verlieren könnte.
Doch im Gegensatz zu seinem Vater wusste Mike: Er konnte sich gar nicht in Amber verlieben. Nicht nach allem, was sie angestellt und ihm verheimlicht hatte. Auch wenn er zugeben musste, dass ihm ihre lebhafte Art und ihr fröhliches Lachen schrecklich fehlten.
Falls es Amber wider Erwarten doch gelingen sollte, seinen Vater weichzuklopfen, musste sie es immer noch mit seinem Cousin aufnehmen. Derek war ganz und gar nicht glücklich darüber, dass Mike in Vegas irgendeine Unbekannte geheiratet hatte. Und es war ihm ein Dorn im Auge, dass Mike ihr erlaubt hatte, wieder in sein Leben zu treten, nachdem sie ihn ausgetrickst hatte.
Nein, er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass irgendjemand aus seiner Verwandtschaft auf Amber hereinfallen würde. Es würden keine neuen Familienbande entstehen, die eine Scheidung erschweren würden, wenn die Sache mit King Bobby einmal ausgestanden war.
Das Problem war Amber selbst.
Obwohl sie nur ein paar Tage Tisch und Bett mit ihm geteilt hatte, fühlte sich seine Wohnung leer an, seit sie nicht mehr da war. Welche Ironie. An den zwei Abenden, an denen sie hier gewesen war, war er bewusst erst spät nach Hause gegangen; und
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