Spiel Satz Tod - Kriminalroman
drückte seine Hand, dann stand ich auf, um noch einmal Kaffee nachzugießen. Seinen verletzten Blick versuchte ich zu ignorieren.
»Ich kann nicht weg. Ich habe Schüler in mehreren Klassen und jetzt auch noch die Tennismannschaft. Ich glaube nicht daran, dass ich in Gefahr bin. Was noch passieren könnte, ist bereits passiert. Außerdem werde ich in Zukunft vorsichtiger sein. Kaffee?«, fragte ich und hielt den Kaffeekocher hoch.
Er schaute mich aus schmalen Augenschlitzen an, als sei er gerade bemüht, ein besonders kompliziertes Rätsel zu lösen.
Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sagte: »So, und nun erzählst du mir ausführlich, was es mit diesem Polizisten auf sich hat.«
14. KAPITEL
BÜHNE UND STICHWORTGEBER
Am Montagabend traf ich mich mit Kyla in der Hyde Park Grillbar am Westgate, die eine kleine Außenterrasse hat, wo man zu zivilen Preisen essen und in der Happy Hour einen Drink nehmen kann. Der Außenbereich hatte ursprünglich zum Parkplatz der Einkaufsmeile gehört, aber Stellwände und große Topfpflanzen ersetzten eine malerische Umgebung, und beim Zwielicht in der warmen Abendluft saß es sich dort sehr angenehm. Es war erst 19.00 Uhr, doch der Sommerhimmel hatte sich bereits in flammendes Goldorange gefärbt, das langsam in silbriges Perlmuttgrau überging. Der Herbst war unübersehbar auf dem Vormarsch, wenn auch die Temperaturen in Mitteltexas das noch nicht erkennen ließen.
Ich nippte an einem brasilianischen Merlot in einem hohen Stielglas, während Kyla einen großen Schluck von dem Bombay-Saphir-Martini nahm, der in einem eisgekühlten Shaker serviert wurde. Dabei seufzte sie zufrieden.
»Den machen sie hier hervorragend. Du musst wirklich mal einen probieren. Möchtest du einen Schluck?«
Ich lehnte ab. »Lieber nicht. Der passt nicht zu dem fruchtigen Duft und dem üppigen Pflaumenaroma meines Merlot.«
Sie musste lachen. »Das klänge noch beeindruckender, wenn du wüsstest, was es bedeutet. Ich wäre gern ein Weinsnob.«
»Da müssen wir eben einen Kurs machen. Das wird bestimmt lustig.«
»Wie ist es denn gestern mit deinen beiden Männern gelaufen?«
»Sie sind nicht meine Männer. Es war schrecklich. Nein, warte. Schrecklich ist gar kein Ausdruck. Was ist noch schlimmer als schrecklich?«
»Katastrophal? Gruselig?«, bot sie an.
»Am besten beides.« Ich starrte in die tiefrote Flüssigkeit in meinem Glas und fühlte mich sehr deprimiert. »Was soll ich bloß machen?«
Kyla maß mich mit einem prüfenden Blick. »Alan hat dich also mit Colin überrascht?«
»Das klingt ja so, als wäre da was gewesen. Aber es war nichts. Doch er hat es schließlich nicht mehr ausgehalten und mich gefragt, ob ich mit Colin geschlafen hätte.«
»Und was hast du gesagt?«
Ich schaute sie empört an. »Nein habe ich gesagt. Was ja auch stimmt. Aber es hat mich schrecklich gefuchst, dass er überhaupt gefragt hat.«
»Die Frage ist berechtigt, finde ich. Das sieht doch ein Blinder, dass Colin gern möchte.«
»Wieso?«, fragte ich.
»Der Punkt ist …, was war jetzt gleich der Punkt?« Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Martini, der offenbar bereits wirkte.
»Das weiß Gott allein.«
»Nein, jetzt fällt es mir wieder ein. Der Punkt ist, dass Colin Interesse an dir hat und es eindeutig zwischen euch beiden gefunkt hat. Alan ist doch nicht dumm. Er mag sich nicht gerade klug verhalten, aber dumm ist er nicht. Nimm es doch einmal, wie es ist: Er kommt früh am Morgen in dein Haus, und Colin ist bei dir. Was soll er denn da denken?«
»Er soll mir vertrauen.«
»Also, das wäre nun sehr naiv. Sieh doch die Situation einmal andersherum. Würdest du da nicht auch Fragen stellen?«
»Meinst du, wenn Colin mir am frühen Morgen Alans Wohnungstür öffnet? Ja, da hätte ich wohl ein paar Fragen. An beide.«
Kyla grinste. »Ein guter Witz. Aber du weißt genau, was ich meine.«
»Ich denke schon.«
Jetzt erschien die Kellnerin, eine junge Frau mit gepiercter Nase und einer Unmenge Tattoos von der Schulter bis zum Handgelenk. »Möchten Sie schon bestellen?«, fragte sie.
»Sonora-Salat mit Chipotle-Ranch-Dressing«, sagte Kyla.
»Das Hühnersteak vom Grill mit viel Soße, bitte«, sagte ich.
»Und dazu?«
»Makkaroni und Käse«, orderte ich und ignorierte Kylas Miene, die Empörung und kaum verhohlenen Neid ausdrückte.
Die Kellnerin ging.
»Was hasst ihre Mutter wohl mehr, den Nasenring oder die Tattoos?«, bemerkte ich.
»Weiß ich nicht, Oma«, kam es
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