Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
merkte sie, dass ihr Tränen in die Augen traten und ihr Herz warm wurde.
Giles drängte sich an sie. Sie spürte, dass er zitterte, und wusste, wie sehr er sie begehrte. Doch er ließ sie los und entschuldigte sich verlegen. „Tut mir leid, ich habe mich gehen lassen.“
Lucy sah ihn an. Eine ihrer Mitbewohnerinnen hatte festgestellt, wie gut er aussehe, wie stark und männlich. Das war Lucy nicht aufgefallen, doch jetzt erkannte sie es plötzlich.
Aus Wut über sich selbst und auch ein bisschen aus Angst zog sie sich in spöttische Bemerkungen zurück. Sie schnippte mit einem Fingernagel gegen eine der Rosenblüten. „Na, na, so eilig müssen wir es ja nicht haben. Das Wochenende liegt ja noch vor uns. Vier ganze Tage.“
„Ein ganzes Leben wäre mir nicht lang genug, Lucy“, sagte er mit rauer Stimme.
Danach war Lucy erleichtert, dass er sie allein nach oben gehen ließ, während er den Wagen auspackte.
Das Haus hatte fünf Schlafzimmer, von denen zwei ein eigenes Bad besaßen. Lucy suchte sich das kleinere von ihnen aus, wobei sie sich seltsamerweise von der rustikalen Einrichtung angezogen fühlte. In eine Dachschräge waren zwei Mansardenfenster eingebaut, und die Wände waren mit einer freundlichen Tapete tapeziert. Auf dem hohen altmodischen Bett lagen richtige Federbetten. Und der helle pfirsichfarbene Teppichboden verlieh dem Zimmer eine freundlicheAtmosphäre.
Das angrenzende Bad war einfach und nüchtern mit weißen altmodischen Becken und alten Messingarmaturen. Einzig der verspiegelte Einbauschrank und die indirekte Beleuchtung wirkten modern. Der Holzboden war hier poliert und versiegelt, und die Dusche hatte eine richtige Tür statt eines Vorhangs, wie Lucy ihn in ihrer Wohnung hatte.
Sie hörte Giles die Treppe hinaufkommen und öffnete die Zimmertür.
„Ich habe für heute Abend keinen Tisch reserviert“, sagte er unbeholfen, „weil ich mir nicht sicher war, wonach dir zumute ist.“
Es liegt auf der Hand, wonach ihm zumute ist, überlegte Lucy. Sie fühlte sich zwischen Verwirrung und einer unvermuteten Anspannung hin- und hergerissen. Fast nervös. Aber nervös wegen Giles? Das war unmöglich.
„Also im Moment möchte ich unter die Dusche“, teilte sie ihm kühl mit. „Und worauf ich anschließend sicher keine Lust habe, ist …“ Sie zögerte absichtlich, um zu sehen, ob er jetzt ärgerlich oder herrisch würde, doch er sah sie nur ruhig an. „Ich habe Hunger“, sagte sie ausweichend, und ihre Unsicherheit machte ihr Angst. „Und ich werde ganz sicher nicht die kleine Hausfrau spielen und mich an den Herd stellen.“
Sie nahm ihm ihren Koffer aus der Hand und zog sich zurück, wobei sie die Tür vor seiner Nase zumachte. Eine Weile wartete sie reglos ab, dann hörte sie, wie er die Treppe hinunterging.
Während sie sich auszog und duschte, war sie nicht sicher, ob sie erfreut oder enttäuscht darüber war, wie gelassen er ihre Abfuhr hingenommen hatte. Die meisten Männer, die sie kannte, hätten darauf bestanden, sofort zu bekommen, worauf sie ihrer Meinung nach ein Anrecht hatten.
Als sie aus der Dusche stieg, betrachtete sie sich im Spiegel. Sie hatte einen schönen Körper, vielleicht waren ihre Brüste ein bisschen zu groß, aber ihre Taille war beneidenswert schmal, und ihre langen, schlanken Beine gaben ihr die Eleganz eines teuren Rennpferds. Ihre Haut glänzte gesund durch die Feuchtigkeitscreme, die sie ständig benutzte, und ihr Gesicht war von der Sonne leicht gebräunt.
Auf ihren Wangen leuchteten rote Flecke, und ihre Augen wirkten sehr groß. Als ob ich Drogen genommen hätte, stellte sie angespannt fest. Sie trocknete ihr Haar und ließ sich Zeit beim Anziehen und Schminken.
Kein Zeichen von Giles. Das Haus war so still, dass Lucy sich sogar fragte, ob er fortgegangen war und sie allein gelassen hatte, aber durch das Fenster konnte sie in der Dunkelheit die Umrisse seines Autos erkennen.
Sie kam aus dem Zimmer. Das alles habe ich schon oft genug erlebt, ich kenne das Spiel, rief sie sich in Erinnerung, bevor sie die Treppe hinunterging.
Weshalb war sie dann so unruhig und nervös?
Sie war beinahe unten angekommen, als die Küchentür aufging, und Giles herauskam. Er hatte sich auch umgezogen, und sein Haar war feucht, als habe er geduscht. Dann muss er eins der anderen Zimmer benutzt haben, stellte sie fast schockiert fest.
„Das Essen ist fertig“, teilte er ihr mit.
Ungläubig sah Lucy ihn an. Was hatte er getan? Sicher gab es hier keinen
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