Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
sie behandelte, genoss. Er verwöhnte und umsorgte sie. Nicht mit Geld – von Geld an sich ließ Lucy sich nicht beeindrucken, obwohl sie einen Hang zu schönen, teuren Dingen hatte. Nein, es lag mehr daran, wie Giles sie mit seiner offensichtlichen Liebe überschüttete und sie darin einhüllte. Wenn sie zusammen ausgingen, sah Giles keinen anderen Menschen außer ihr an.
Auch als schöne junge Frau war Lucy durch ihre Kindheit, ihre Verunsicherung und die anderen Männer, die sie bislang kennengelernt hatte, daran gewöhnt, dass ihre Begleiter sich immer umblickten, um sicherzugehen, dass sie mit der schönsten Frau weit und breit zusammen waren. Sie wollten von den anderen Männern darum beneidet werden.
Bei Giles gab es so etwas nicht, und trotzdem war klar, dass er sich bis über beide Ohren in sie verliebt hatte. Auf Lucy, die in ihrem Leben noch nie so bedingungslos geliebt worden war, machte das einen starken Eindruck.
Ihre kühle, leicht abweisende Art, die sie sich Männern gegenüber zugelegt hatte, veränderte sich, wenn sie mit Giles zusammen war. Bei ihm vergaß sie den Schutzwall aus Spott und Kälte, den sie um sich herum errichtet hatte. Wenn er sie küsste und dabei vor Verlangen zitterte, zog sie ihn mit dieser Schwäche nicht auf, sondern hätte sich am liebsten an ihn geschmiegt und ihn umarmt.
Aus seinem Verhalten hatte sie geschlossen, dass Giles ein vorsichtiger zögerlicher Liebhaber sein würde. Doch als er sie stotternd zu einem langen Wochenende einlud, entdeckte sie, dass sie sich getäuscht hatte.
Er fuhr nicht wie andere mit ihr in ein teures luxuriöses Hotel, wo er sie tagsüber vorzeigen und nachts in dem unpersönlichen Hotelzimmer lieben konnte.
Stattdessen hatte er ein, wie er es ausdrückte, „Blockhaus“ gemietet. Doch es war keine grobe, schlichte Holzhütte, wie Lucy befürchtet hatte. Lucy wurde klar, dass Giles mit großem Einfühlungsvermögen erkannt hatte, womit er ihr die größte Freude machen konnte. Das Blockhaus war vielmehr ein kleines Landhaus in der Nähe von Bath, weil, so meinte Giles bei ihrer Ankunft, er sich gedacht habe, sie wolle vielleicht einen Ausflug nach Bath machen, wenn sie schon in der Gegend seien.
„Ich glaube, dort gibt es ein paar sehr gute Läden“, sagte er und räusperte sich verlegen, während er sie in der Abenddämmerung zögernd ansah.
Lucy unterdrückte ein Lächeln. Giles war viel aufmerksamer, als sie gedacht hatte. Nichts machte ihr mehr Spaß als Einkaufen. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie bisher ihre Begleiter meist dazu hatte überreden müssen, mit ihr einkaufen zu gehen. Natürlich hatte sie die Männer dann auch dazu verleitet, ihr etwas zu kaufen.
Bislang hatte ihr das nichts ausgemacht, weshalb also machte ihr diesmal der Gedanke zu schaffen, dass sie mit spöttischen Kommentaren Giles dazu bringen könnte, ihr etwas zu kaufen? Sie verdrängte den Gedanken und fragte sich, ob das Landhaus von innen so nett aussehen würde wie von außen.
Es war von einem großen Garten umgeben, und so weit sie in der Dämmerung erkennen konnte, blühten dort zahllose Blumen, Kletterrosen und Clematis, die das hell getünchte Haus noch freundlicher aussehen ließen.
Lucy wurde nicht enttäuscht. Das Haus duftete nach Holz und frischen Blumen, die überall verteilt waren. Sogar in meiner Lieblingsfarbe, stellte sie fest, als sie schweigend durch die Zimmer des Erdgeschosses ging. Die polierten Böden waren mit handgeknüpften Teppichen bedeckt, und auf dem großen runden Esstisch stand eine Vase mit tiefblauem Rittersporn und weiß getupftem Flieder.
Das Wohnzimmer war groß und elegant eingerichtet: eierschalenfarbene Sessel mit großen Kissen, niedrige Sofatische, auf denen Blumen standen, diesmal weiße und rosafarbene Rosen in voller Blüte.
Sie berührte eine der Blüten. Sie war noch etwas feucht, als sei sie gerade erst gepflückt worden.
Im Kamin brannte ein Feuer, und ein leichter Rauchgeruch vermischte sich mit dem Duft der Blumen.
Hinter ihr räusperte Giles sich erneut. „Sie haben mich an dich erinnert; sie sind so zart wie deine Haut und haben dieselbe Farbe. Auch ihr Duft erinnert mich an dich.“ Dann umarmte er sie von hinten und presste die Lippen auf ihren Nacken und ihren Hals. Lucy erkannte, dass er die Blumen selbst ausgesucht hatte.
Irgendein harter Knoten in ihr, den bislang noch niemand berührt hatte, schwoll an und brannte voller Gefühle, die sie in ihm verborgen hatte. Überrascht
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