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Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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Blick schweifte durchs Zimmer, verharrte auf dem Schreibtisch.
    »Was hast du da?«, fragte er. Er kam herein, hob den Spielkartenstapel an. »Wollen wir Karten spielen?«
    »Ja, von mir aus gern«, antwortete ich und legte das Buch fort.
    Er setzte sich neben mich aufs Bett.
    Er sagte, er wolle mir ein neues Kartenspiel beibringen. Dann hob er den Kartenstapel und warf alle Karten durchs Zimmer.
    »Es heißt 52 aufheben«, sagte er. »Bitte sehr, jetzt heb sie auf!«
    Ich hatte geglaubt, dass er wirklich Karten mit mir spielen wollte, und war so enttäuscht, dass er sich nur über mich lustig machte und ich nun auf die Knie fallen und alle Karten aufheben musste, während er auf meinem Bett saß und mich auslachte, dass mir ein Wort entschlüpfte.
    Ich hätte es niemals gesagt, wenn ich darüber nachgedacht hätte.
    Aber das tat ich nicht, es rutschte mir heraus.
    »Verdammt!«, sagte ich. »Warum hast du das gemacht?«
    Er erstarrte, packte mich am Ohr, stand auf und drehte es gleichzeitig um.
    »Du fluchst, wenn du mit deinem Vater sprichst?«, sagte er und drehte immer weiter, bis ich in Tränen ausbrach.
    »Jetzt hebst du sie auf, Junge!«, sagte er, hielt das Ohr aber weiter fest, während ich mich bückte und anfing, die Karten aufzusammeln.
    Als das getan war, ließ er mich los und ging hinaus. Als es Zeit für das Abendessen war, saß er in seinem Arbeitszimmer, und als wir in die Küche kamen, hatte er dort schon alles vorbereitet.
    Am nächsten Tag rief er mich nicht zu sich herein, als er kochen wollte, wie er es sich eigentlich angewöhnt hatte. Erst als das Essen fertig war, rief er uns aus der Küche zu sich. Wir setzten uns, taten uns wortlos auf, Walsteak mit Sauce und Kartoffeln und Zwiebeln, aßen schweigend, bedankten uns für das Essen und standen vom Tisch auf. Vater spülte, aß im Wohnzimmer eine Apfelsine, was ich am Geruch erkannte, und trank eine Tasse Kaffee, was ich am Rauschen des Kaffeekessels hörte, ging in sein Arbeitszimmer hinunter, wo er ein wenig Musik hörte, ehe er Mantel und Schuhe anzog, zum Auto hinausging und wegfuhr.
    Als sich das Motorengeräusch die Straße hinunter entfernte und verschwand, öffnete ich die Tür und ging ins Wohnzimmer. Ich warf mich in den braunen Ledersessel und legte die Beine auf den Tisch, stand wieder auf, ging in die Küche, öffnete die Kühlschranktür und schaute hinein: zwei Teller mit belegten Broten standen bereit, das war unser Abendessen. Anschließend öffnete ich die Schranktür daneben, nahm die Schachtel mit Rosinen heraus, schüttete die hohle Hand voll, schob mir die Rosinen mit der einen Hand in den Mund, während die andere die Rosinenschicht in der Schachtel ebnete. Kauend kehrte ich ins Wohnzimmer zurück und schaltete den Fernseher ein. Um halb sieben lief die Wiederholung von Der blinde Passagier . Es war eine extrem gruselige norwegische Fernsehserie, in der es um ein Raumschiff ging. Eigentlich lief sie freitagabends, und wir durften sie nicht sehen, aber meine Eltern wussten nichts von der Wiederholung, die zu unserem fassungslosen Glück lief, wenn sie nicht zu Hause waren.
    Yngve kam herein und legte sich auf die Couch.
    »Was isst du da?«, erkundigte er sich.
    »Rosinen«, sagte ich.
    »Ich will auch welche«, meinte er.
    »Nimm nicht zu viele«, sagte ich, als er aufstand. »Sonst merkt Papa es.«
    »Nein, nein«, erwiderte Yngve. Er öffnete in der Küche die Schranktür.
    »Möchtest du auch ein paar Mandeln?«, rief er.
    »Ja«, sagte ich. »Aber nicht so viele.«
    Die Straßenlaterne draußen leuchtete in der Dunkelheit fast orange. Der Asphalt unter ihr schimmerte in derselben Farbe, genau wie ein Teil der Fichte dahinter, aber der Wald hinter ihr war so finster wie ein Grab. Von der steilsten Stelle des Anstiegs schallte das gequälte Knattern eine Mopeds zu uns herein.
    »Hier, für dich«, sagte Yngve und ließ ein paar Mandeln auf meine flache Hand fallen. Ich nahm deutlich seinen Geruch wahr. Er war streng und gleichzeitig matt, fast ein bisschen metallisch. Nicht sein Schweiß, der roch anders, sondern seine Haut. Sie roch nach Metall. Wenn wir rauften, stieg er mir in die Nase, wenn er mich kitzelte, stieg er mir in die Nase, und manchmal, etwa wenn er las, führte ich meine Nase ganz dicht an seinen Arm und schnüffelte den Geruch ein. Ich liebte ihn, ich liebte Yngve.
    Fünf Minuten, bevor Der blinde Passagier begann, stand Yngve auf.
    »Wir schließen die Haustür ab«, sagte er, »und schalten alle

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