Spielen: Roman (German Edition)
die Wir Männer seines Vaters mitgebracht, woraufhin wir im Wald gesessen und die barbusigen Frauen betrachtet hatten, während wir, um über jeden Verdacht erhaben zu sein, mit lauten Stimmen darüber sprachen, was Donald und Daisy in den Comics machten, die wir sonst immer lasen.
Jetzt waren Pornohefte in den Baracken.
Wir umkreisten sie, aber die Türen waren verriegelt, und uns fehlte der Mut, die Scheiben einzuschlagen, die Fenster aufzuhaken und die Blätter an uns zu nehmen.
Aber unsere Lust war geweckt worden, und sie spähte in andere Richtungen. Die Wäldchen rund um das Autowrack im Wald?
Der Straßengraben auf der anderen Seite der Bushaltestelle am B-Max?
Der Wald unter der Brücke?
Ach verdammt, die Müllhalde natürlich! Musste es da nicht jede Menge geben?
Hunderte? Tausende?
Sonntagmorgen, Ende September, Vater war angeln, Mutter im Wohnzimmer, Yngve mit dem Fahrrad irgendwo auf der Ostseite der Insel, und ich lief zur Tür hinaus und über den nassen Kies, in meiner beigen Jacke und meiner blauen Jeans, mit Schmetterlingen im Bauch unterwegs zu Geir, denn nun wollten wir endlich zu der Müllhalde hinaus. Die Sonne schien, aber im Morgengrauen hatte es geregnet, und der Asphalt war an den Stellen, die nicht in der Sonne lagen, so etwa im Schatten der Fichten vor unserem Haus, von Feuchtigkeit schwarz.
Als ich kam, stand Geir schon bereit, und wir rannten los. Die Straße hoch, auf die lange, ebene Strecke, an der auf den Rasenflächen vor den Häusern unter Plastikplanen Boote standen, meistens Ruderboote aus Kunststoff, aber auch ein paar kleinere Jollen und ein weithin berühmtes Kajütboot. Der Rasen war gelb, die Bäume hinter den Häusern orange und rot, der Himmel blau. Wir hatten unsere Jacken ausgezogen und um die Taille gebunden, gingen an Ketils Haus vorbei, bogen in die nicht asphaltierte Straße und traten durch das Tor, hinter dem die Straße aufhörte und der Feldweg begann. Jenseits des Felds lag das neue Gemeindezentrum, in dem der Chor Ten Sing mit seinen vielen blonden Mädchen probte und sich traf.
Der Bach neben dem Weg führte viel Wasser, es floss träge und hellgrün die sanfte Neigung hinab. Die Farbe erhielt es von dem Heidekraut, dem Gras und den Pflanzen, die es überflutet hatte. Lediglich ein schwaches Zittern an der Oberfläche verriet, dass es in Bewegung war. Wo der Hügel steiler wurde und der Bach rauschend herabfiel, liefen wir los. Die weißen Steine, die den Weg bedeckten, waren im Schatten matt und grau, in der Sonne glänzend und gelblich. Einige Meter vor uns kamen Leute den Weg herunter, und wir verlangsamten unsere Schritte. Es war ein älteres Ehepaar. Sie hatte graue Haare und trug eine Strickjacke, er war mit einer braunen Cordjacke mit Leder an den Ellbogen bekleidet und hielt einen Stock in der Hand. Sein Mund stand offen, und seine Kiefer zitterten.
Wir drehten uns um und schauten ihnen hinterher.
»Das war doch Thommesen«, sagte Geir.
Wir hatten ihn nicht mehr gesehen, seit er uns in der zweiten Klasse unterrichtet hatte.
»Ich dachte, der wäre längst tot!«, erwiderte ich.
Wir nahmen die alte Abkürzung durch den Wald und er reichten den Waldrand über der Müllhalde. Der Berg aus weißen Plastiktüten und schwarzen Müllsäcken glänzte im herabströmenden Sonnenlicht. Etwa zehn Möwen schrien und flatterten umher. Wir kletterten die Böschung hinab und gingen zwischen all diesen Dingen, die an manchen Stellen in großen Haufen aufgestapelt lagen, die ungefähr vier Mal höher waren als wir, und an anderen Stellen einfach flach verstreut lagen. Was wir suchten, waren Tüten und Pappkartons, die wir in großen Mengen fanden, auch mit Zeitschriften darin – Illustrierte, die alte Menschen lasen, Illustrierte, die junge Frauen lasen, stapelweise Tageszeitungen, Modemagazine, Pferdezeitschriften für Mädchen, Donald-Duck-Hefte und ein dickes Das-Phantom -Album aus den späten sechziger Jahren, das ich sofort beiseitelegte, genau wie ein Tempo-Album, ein paar Kaptein Miki -Hefte und ein Agent-X9- Taschenbuch, eine Ausbeute, mit der ich durchaus zufrieden war, was allerdings nichts an der Tatsache änderte, dass wir das, wonach wir eigentlich Ausschau hielten, also Magazine wie Alle Menn, Lek, Coctail und Aktuell Rapport und vielleicht sogar ausländische Hefte, denn es waren damals einige dänische im Umlauf, eins von ihnen hieß Weekend Sex , und auch ein paar schwedische und englische, nirgendwo fanden. Kein einziges Pornoheft
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