Spielen: Roman (German Edition)
ich.
»Einverstanden«, sagte sie.
Ich setzte mich aufs Fahrrad. Sie tat das Gleiche.
»Tschüss!«, sagte ich zu den vieren, die zurückblieben. Dann drehte ich mich zu ihr um. »Wir können da drüben hochfahren.«
»Okay«, sagte sie.
Ich wusste, dass sie uns hinterherschauten und extrem neidisch auf mich waren. Wie zum Teufel hat er das nur hinbekommen?, fragten sie sich jetzt. Wo ist er ihr begegnet? Und wie hat er sie dazu gebracht, mit ihm zu gehen?
Als wir den Anstieg ein gutes Stück hinaufgekommen waren, sprang Kajsa ab. Ich folgte ihrem Beispiel. Ein Windstoß fuhr durch den Wald, die Blätter neben uns raschelten, dann wurde es still. Das Geräusch der Fahrradreifen, die über den Asphalt rollten. Die Hosenbeine, die sich aneinander rieben. Die Korkabsätze ihrer Sandalen auf der Straße.
Ich wartete kurz, bis sie auf gleicher Höhe war.
»Eine schöne Jacke hast du da an«, sagte ich. »Wo hast du sie gekauft?«
»Danke«, erwiderte sie. »Im Bajazzo in Kristiansand.«
»Oh«, sagte ich.
Wir erreichten die Kreuzung zum Elgstien hinauf. Ihre Brüste schwangen, und meine Augen wurden ständig zu ihnen hingezogen. Merkte sie das?
»Wir könnten zum Geschäft fahren und gucken, ob da jemand ist«, sagte ich.
»Mm«, machte sie.
Bereute sie es schon?
Sollte ich sie küssen? Wäre das jetzt das Richtige?
Wir waren auf der Kuppe des Anstiegs, und ich schwang das Bein über den Fahrradsattel. Wartete, bis sie die Füße auf den Pedalen hatte, radelte dann los. Ein neuer Windhauch strich an uns vorbei. Ich fuhr mit einer Hand auf dem Lenker, wandte mich ihr halb zu.
»Kennst du Lars?«, fragte ich.
»Lars, ja klar«, antwortete sie. »Wir sind Nachbarn. Außerdem gehen wir in dieselbe Klasse. Kennst du ihn? Ja, natürlich kennst du ihn. Ihr spielt ja in einer Mannschaft.«
»Stimmt«, sagte ich. »Hast du gestern das ganze Spiel gesehen?«
»Ja. Ihr spielt echt gut!«
Das kommentierte ich nicht, sondern legte die zweite Hand auf den Lenker und ließ mich den kleinen Hang zum Geschäft hinunterrollen. Es war geschlossen, und vor ihm war kein Mensch zu sehen.
»Hier ist keiner«, meinte ich. »Sollen wir nicht einfach zu dir fahren?«
»Einverstanden«, sagte sie.
Ich beschloss, sie zu küssen, sobald sich mir die kleinste Chance dazu bieten würde. Zumindest ihre Hand zu halten. Irgendetwas musste doch geschehen, immerhin waren wir jetzt ein Liebespaar.
Kajsa war meine Liebste!
Aber es ergab sich einfach keine Gelegenheit. Wir fuhren den alten Feldweg durch den Wald zum Kjenna hinauf, aber der Platz lag verwaist, danach weiter die Hügel zu ihrem Haus hinauf, vor dem wir stehen blieben. Unterwegs hatten wir nur wenige Sätze gewechselt, aber genug, um zu verhindern, dass unsere Verabredung katastrophal verlaufen war.
»Mama und Papa sind zu Hause«, sagte sie. »Du kannst also nicht mit reinkommen.«
Hieß das, ich würde sie ins Haus begleiten können, wenn ihre Eltern nicht zu Hause waren?
»Okay«, sagte ich. »Aber es ist auch schon ganz schön spät. Vielleicht sollte ich jetzt mal nach Haus fahren.«
»Ja, es ist ganz schön weit!«, erwiderte sie.
»Sehen wir uns morgen?«, fragte ich.
»Da kann ich nicht«, antwortete sie. »Wir fahren mit dem Boot raus.«
»Und was ist mit Donnerstag?«
»Einverstanden. Kommst du dann zu mir?«
»In Ordnung.«
Die ganze Zeit hatten die Fahrräder zwischen uns gestanden. Es gab keine Chance, sich zu ihr vorzubeugen und sie zu küssen. Und vielleicht wollte sie das direkt vor ihrem Haus auch gar nicht.
Ich stieg auf mein Rad.
»Dann fahre ich mal«, sagte ich. »Tschüss!«
»Tschüss!«, verabschiedete sie sich.
Und dann fuhr ich so schnell wie möglich davon.
Nein, eigentlich war es gar nicht so schlecht gelaufen. Ich war zwar nicht weitergekommen, hatte es aber auch nicht vermasselt. Mir war bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte, es reichte nicht, nur zu reden, dann würde alles einfach so dahinplätschern. Ich musste sie küssen, wir mussten ein richtiges Paar werden. Aber wie stellte man das an? Ich hatte mit Marianne geknutscht, aber sie war mir nicht so wichtig gewesen, es war überhaupt kein Problem gewesen, ich hatte einfach meine Arme um sie gelegt, sie an mich gezogen und sie geküsst. Hatte einfach ihre Hand genommen, wenn wir nebeneinander gingen. Aber das ging bei Kajsa nicht, ich konnte nicht aus heiterem Himmel meine Arme um sie legen, denn was würde passieren, wenn sie das nicht wollte? Was würde passieren,
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