Spielen: Roman (German Edition)
im Raum war, konnte ich nach dem Metallrohr des Boilers greifen und mich hineinziehen.
Runter auf den Boden und raus aus den Stiefeln, die ich durch den Flur trug und im Eingang wieder anzog, die Tür öffnen und wieder vors Haus. Vor lauter Angst und Anspannung innerlich leer blickte ich die Straße hinunter. Kein Auto, nichts. Wenn er die nächsten zehn Minuten fortblieb und nicht vorzeitig nach Hause kam, weil er etwas vergessen hatte oder krank geworden war, was allerdings nie passierte, denn Vater war niemals krank, dann würde alles gut gehen.
Mir entfuhr ein leises, freudiges Juchzen. Ich eilte zur Mülltonne, trug sie an ihren Platz zurück, stopfte den Sack hinein, schlug ihn um den Rand der Tonne um und lief wieder zu der Stelle unter dem Fenster. Entsetzt stellte ich fest, dass der Mülleimer Abdrücke im Gras hinterlassen hatte, noch dazu ziemlich tiefe Abdrücke. Ich strich mit der Hand darüber und versuchte das Gras so zu legen, dass es die Stellen verdeckte, an denen der Eimerrand eingesunken war und die matschige Erde hatte hochquellen lassen. Ich richtete mich auf und betrachtete mein Werk.
Man konnte es sehen.
Aber wenn man nichts ahnte, war es dann nicht schwieriger?
Vater sah alles. Er würde es sehen.
Ich ging erneut in die Hocke und fuhr fort, das Gras zurechtzuzupfen.
Das musste reichen.
Falls er es entdecken sollte, konnte ich es nur abstreiten. Er würde sich ja wohl kaum vorstellen können, dass ich den Mülleimer bis unter das Fenster geschleppt hatte, um ins Haus zu klettern? Nein, selbst wenn ihm etwas auffiel, würde es ein Mysterium bleiben, etwas vollkommen Unverständliches, und wenn es mir dann gelang, mit normaler Stimme und normalem Gesicht zu leugnen, würde er nichts gegen mich in der Hand haben.
Ich wischte die feuchten und schmutzigen Hände an den Oberschenkeln ab und ging mit dem Ranzen in mein Zimmer hinauf. Dort öffnete ich die Schranktür und wollte schon mein weißes Hemd anziehen, begleitet von dem guten Gedanken, dass Anne Lisbet es schön finden würde, als ich mich eines Besseren besann und es im Schrank hängen ließ, denn sonst hätte Vater mich mit Sicherheit gefragt, warum ich mich umgezogen hatte, und ich hätte mich daraufhin in etwas verwickelt, dem er hätte nachgehen können.
Dann schloss ich die Haustür ab, kletterte auf den Boiler, drehte mich um, streckte die Füße hinaus und ließ mich vorsichtig hinunter, bis ich schließlich losließ und mit einem dumpfen Ton auf der Erde landete.
Schnell auf die Beine, schnell die Einfahrt hinunter und so tun, als wäre nichts gewesen.
Doch auch jetzt waren keine Autos zu sehen. An der Kreuzung standen John Beck, Geir Håkon, Kent Arne und Øivind Sundt. Als sie mich sahen, radelten sie zu mir. Ich blieb stehen und wartete auf sie.
»Hast du es schon gehört?«, fragte Geir Håkon und bremste direkt vor mir.
»Was denn?«
»Heute früh ist auf Vindholmen ein Arbeiter von einem Stahlseil in zwei Stücke gerissen worden.«
»In zwei Stücke?«
»Ja, genau«, sagte John Beck. »Das Stahlseil unter einem Schlepper ist gerissen. Das eine Ende hat einen Mann getroffen und ihn zweigeteilt. Mein Vater hat es mir erzählt. Alle haben für den Rest des Tages frei bekommen.«
Ich sah einen Mann auf einem Schlepper vor mir, der in der Mitte geteilt wurde, und wie der obere Teil, der mit Kopf und Armen, neben dem unteren, dem mit den Beinen stand.
»Ist dein Rad immer noch platt?«, fragte Kent Arne.
Ich nickte.
»Du kannst bei mir mitfahren.«
»Ich bin auf dem Weg zu Geir«, erwiderte ich. »Wo fahrt ihr denn hin?«
Geir Håkon zuckte mit den Schultern.
»Zu den Booten vielleicht?«
»Wo wollt ihr denn hin?«, erkundigte sich Kent Arne.
»Zu einem aus unserer Klasse, um zu sagen, was wir aufhaben«, sagte ich.
»Zu wem, wenn ich fragen darf?«, sagte Geir Håkon.
»Vemund«, antwortete ich.
»Seid ihr etwa mit dem befreundet?«
»Ach was«, sagte ich. »Wir tun das nur heute. Aber jetzt muss ich los.«
Ich lief die Straße hinauf und rief nach Geir, der unmittelbar darauf mit einem Brot in der Hand herauskam.
Zwanzig Minuten später gingen wir wieder auf der flachen Straße am B-Max vorbei, die hinter der Kurve zum höchsten Punkt der Siedlung anstieg, wo die Straße zu Anne Lisbet, Solveig und Vemunds Häusern abzweigte. Man konnte sie auch erreichen, indem man von uns aus in die entgegengesetzte Richtung ging, denn die Straße, die in der Siedlung alle Seitenstraßen und Häuseransammlungen
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