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Spielregeln im Job durchschauen

Spielregeln im Job durchschauen

Titel: Spielregeln im Job durchschauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Nitzsche
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direkt ansprach, worauf ich die ganze Zeit wartete. Der Arbeitsgruppenleiter fragte mich irgendwann, ob ich neu sei und was ich denn so mache. ›Jaja, sieht man schon, dass du Webdesign machst.‹ (Haha, eine Frau kann natürlich nicht programmieren ...). Ich unterhielt mich dann mit einem neu Hinzugekommenen, mit dem ich locker verabredet gewesen war, ausführlich über Projektarbeit. Im Nachhinein denke ich, ich hätte mich ruhig auch eher von selbst in das Gespräch einklinken können, ohne darauf zu warten, erst gefragt zu werden.«
    Achtung, Falle: »Jungs spielen lieber mit Jungs« heißt nicht, dass sie keinesfalls mit Mädchen spielen. Frauen sollten nicht von sich aus vor der Tür bleiben, nur weil sie nicht aufgefordert werden. So ist das zwar unter Mädchen beim Mitspielen üblich, bei Jungs dagegen nimmt man einfach teil, wenn es einem keiner verwehrt.
    Bei Maria Freiberg hat das gut geklappt. Die Betriebswirtin war als Bereichsleiterin die einzige Frau bei der europäischen Niederlassung eines amerikanischen Industrieunternehmens. Sie wollte immer schon in der Industrie arbeiten und beruflich erfolgreich sein und hatte dafür auch familiäre Vorbilder: Ihr Vater war Heizungsbauer in einem Handwerksbetrieb, ihre Mutter Abteilungsleiterin in der EDV eines Industrieunternehmens. Sie sagt von sich selbst: »Das Rollenspiel war kein Problem, schon als Kind habe ich lieber mit Jungs und Matchbox-Autos gespielt. Seit meinem Berufseinstieg hatte ich immer Förderer. Ich hatte im Unternehmen immer das Gefühl: › Es sind meine Jungs.‹« Und mit denen findet sie auch genügend Gesprächsthemen, zum Beispiel über ihre Hobbys Mountainbiken oder Marathonlaufen. Aber sie unterhält sich auch schon mal mit einem Manager übers Kochen – je nachdem, welche Interessen ihr Gegenüber hat.
    Inzwischen arbeitet sie als Interimsmanagerin und traut sich, mehr von sich zu zeigen: »Früher habe ich stärker versucht, mich ans System anzupassen. Jetzt bin ich älter geworden und sage mir, jetzt müssen meine Teammitglieder und Kollegen mit mir leben, wie ich bin. Heute zicke ich auch mal rum oder sage: ›Jetzt reicht’s!‹ Ich zeige stärker persönliche Gefühle, wenn ich mich ärgere oder traurig bin.« Das kann sie sich heute leisten – wegen ihres Standings und ihrer über 15-jährigen Berufserfahrung.
    Interessant ist es, wenn man das Thema »Frauenquote« unter dem Mitspiel-Aspekt betrachtet. Anstatt weiter still draußen vor der Tür zu warten, dass sie eingeladen werden, formulieren Frauen per Quote den Anspruch »Wir wollen hier rein!«. Es heißt, nicht mehr zu warten, dass man zum Mitspielen endlich eingeladen wird. Und es bedeutet, das Jungs-Spiel mit Jungs-Methoden zu spielen und auch nicht mehr auf Scheinargumente wie »Frauen sind noch nicht gut genug zum Mitspielen« einzugehen. In Norwegen hat das wunderbar funktioniert. Dort wurde eine Quote von 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten festgeschrieben, die inzwischen auch erreicht wird.
    Mitreden bei Männerthemen
    Viele Managerinnen in internationalen Unternehmen nehmen an Runden mit elf, zwölf Kollegen teil – bei denen außer ihnen selbst keine oder vielleicht noch eine andere Frau dabei ist. Abends nach dem Meeting geht’s gemeinsam zum Essen und dort spielen Themen eine Rolle, die sie gar nicht interessieren. Besonders gerne wird über Autos gesprochen: wie viel PS der eigene Firmenwagen hat, wie viel man privat monatlich zuzahlt, um den und den Wagen mit jener tollen Ausstattung zu bekommen usw. Ein Thema, dem viele Frauen nicht so viel abgewinnen können. Eine Pharmamanagerin, die bei solchen Gesprächen trotzdem nicht außen vor bleiben will, versucht dann das Gespräch in eine für sie interessante Richtung zu wenden, bei der sie mitreden kann. So sagt sie etwa bei Gesprächen über feuchtfröhliche Abende in einer bestimmten Stadt: »Ach ja, in der Stadt, da gibt’s ja dieses tolle Hotel XY mit der coolen Bar.« Diese Gesprächstaktik funktioniert meist erfolgreich.
    Weitere beliebte Themen, bei denen sich Männer als Experten positionieren, sind Nachrichten, Branchennews und natürlich Sport – und dabei vor allem Fußball. Nachrichtensehen nebenbei reicht oft, um die Bundesliga-Ergebnisse zu erfahren – die wichtigsten Spielergebnisse und ein bisschen Name-Dropping reichen dann schon, um zu zeigen, dass man sich auch auskennt und dazugehört.
    Feiern und Dienstreisen
    Allein unter Männern – dieses Gefühl kennt Jana Meissner,

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