Spielregeln im Job durchschauen
guten Kontakt aufzubauen. Suchen Sie sich Themen, die Sie mit ihnen besprechen können. Oft hilft es, viele Fragen zu stellen, denn Männer fühlen sich meist wohl in der Rolle des Beraters.
Old-Girls-Netzwerke erweitern
Schaffen Sie sich zusätzlich in speziellen Frauenverbänden und informellen Netzwerken Ihre eigene Unterstützungsplattform und Ihr »Old-Girls-Netzwerk«. So lernen Sie die wichtigen Frauen aus Ihrer Branche kennen, hören die Branchennews und erfahren frühzeitig von offenen Positionen. So kommen beispielsweise über die Mailinglisten des European Women Management Development Network, einem Verein zur Förderung von Frauen im Management, dem Journalistinnenbund oder dem Nettwerk, einem Netzwerk für Frauen in Kommunikationsberufen, immer wieder Jobangebote für feste Stellen oder Gesuche für Freiberufler. Auch Old Girls bekleiden Schlüsselpositionen – und pflegen sehr persönliche und damit auch sehr machtvolle Beziehungen. Unter Frauen – und das ist eine ihrer großen Stärken – ist viel Offenheit möglich.
Im Old-Girls-Netzwerk sind Sie selbst als Rollenvorbild für andere Frauen sichtbar. Das ist wichtig, weil die weiblichen Vorbilder als externe Verstärkung fungieren, wie Gwen Elprana und Kollegen in ihrem Forschungsprojekt »Führungsmotivation im Geschlechtervergleich« herausgefunden haben. Es handelt sich dabei um Frauen, die mindestens ein weibliches Vorbild in Verbindung mit ihrer Karriere sehen, ihre eigene Führungsmotivation höher einschätzen, ihren Führungsposten aktiver angestrebt haben und bereits mehr Führungserfahrungen gesammelt haben als Frauen ohne weibliche Vorbilder.
Bestimmen Sie die Leitkultur
Männer sind anders, Frauen auch. Verändern Sie einmal den Blickwinkel und überlegen Sie, wie Sie selbst durch Herkunft, Geschlecht und bestimmte Erfahrungen geprägt sind. Wie beeinflusst Sie das? Was ist bei Ihnen anders als bei Vertretern der herrschenden Leitkultur? Wie sensibel sind Sie für die Unterschiedlichkeit anderer Menschen?
Viel Erfahrung mit diesen Fragen hat die Gender-Expertin Barbara Weißbach, die bei Diversity-Trainings Unternehmen beibringt, die Verschiedenartigkeit und die unterschiedlichen Lebenssituationen ihrer Mitarbeiter stärker zu berücksichtigen. Sie empfiehlt folgende Übung:
Was ist die Leitkultur?
Legen Sie ein farbiges Band kreisförmig in die Mitte des Raumes auf den Boden. Legen Sie in den Kreis ein Foto, das die herrschende Leitkultur symbolisiert – zum Beispiel das Foto einer älteren, männlichen Führungskraft. Gruppieren Sie Fotos anderer Menschen (die Sie am einfachsten aus Zeitschriften ausschneiden) außerhalb des Kreises – je ähnlicher, desto näher am Kreisrand, je fremder, desto weiter außen.
Was denken und fühlen Sie beim Betrachten des Bildes im Kreis?
Wie ändert sich das Bild, wenn im Zentrum (also als Leitfigur) beispielsweise ein türkischer Arbeiter liegt, ein Kind oder eine Frau?
Welche Gedanken und Gefühle verbinden Sie mit dem neuen Bild?
Bei dieser Übung geht es darum, zu erkennen, wie wichtig Faktoren wie Geschlecht, Status und Alter sind, und wie man sich fühlt, wenn einem die Leitkultur fremder oder vertrauter ist.
Vielleicht kommen Sie bei der Übung auch zu der Auffassung, dass es unwahrscheinlich ist, in dieser Organisation mit dieser Art von Leitkultur weiterzukommen. Und Sie entscheiden sich, sich lieber einen Arbeitsplatz zu suchen, an dem bereits mehr Frauen in höheren Positionen zu finden sind, und Sie sehen, dass in diesen Unternehmen Diversity tatsächlich stärker gelebt wird. Studien zeigen, dass sich hohe Frauenanteile in den Spitzengremien eines Unternehmens positiv auf das Nachrücken weiterer Frauen in Führungspositionen auswirken. Das sollten sich Unternehmen zunutze machen, die tatsächlich Frauen fördern möchten. Umgekehrt können Sie aber auch davon ausgehen, dass Sie in solchen Unternehmen mehr Chancen haben.
Es ist also mehr als sinnvoll, wenn Sie bei Ihrer Jobsuche oder einem Jobwechsel nicht nur Parameter wie Aufgabe, Arbeitsort, Gehalt bewerten, sondern auch Ihren ganz persönlichen Gender-Index für das Unternehmen bestimmen: Ist es ein attraktiver Arbeitsplatz, weil dort bereits andere Frauen in Führungspositionen sichtbar sind? In den nächsten Jahren werden die Unternehmen verstärkt um qualifizierte Fach- und Führungskräfte werben und sich dabei als moderne, interessante und frauenfreundliche Arbeitgeber präsentieren. Überprüfen Sie die Unternehmen
Weitere Kostenlose Bücher