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Spielregeln im Job durchschauen

Spielregeln im Job durchschauen

Titel: Spielregeln im Job durchschauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Nitzsche
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Vertriebsmanagerin bei einem Automobilkonzern, nur zu gut. Oft ist sie die einzige Frau bei einem Projekt oder in Meetings. Bei Dienstreisen nach Asien geht’s nach dem Abendessen oft in eine Bar und am Schluss dann noch in die Hotelbar, nach dem Motto: »Mal sehen, wer am längsten durchhält.« Die Themen dabei sind männlich geprägt: Autos, Sport, Bundeswehr sowie (je später der Abend) sexuelle Anzüglichkeiten, bei denen es auch schon mal um die eigene Ehefrau geht. Oft hört Jana Meissner dann Bemerkungen wie »Wir müssen Rücksicht nehmen, wir haben eine Dame dabei«. Sie will sich nicht ganz ausschließen, verabschiedet sich aber meist, sobald der Alkoholspiegel der Kollegen ansteigt – also lange vor dem Ende des Abends. Sie hat das Gefühl, dass die Kollegen ganz froh sind, wenn sie geht, weil sie dann ihre Witze unterhalb der Gürtellinie machen können. Dass sie als gleichberechtigtes Teammitglied dabei ist, passe ihrem Eindruck nach immer noch nicht ins Bild. Andere Frauen tauchen nur als Dolmetscherin und Assistentin auf, und die Ehefrauen auch ihrer jüngeren Kollegen sind beruflich meist nicht oder nur kaum engagiert. Außerdem scheint es, als ob die Männer es nötig hätten, über die Stränge zu schlagen und den großen Macker zu markieren. Als ob sie es genießen würden, endlich von zu Hause weg zu sein, wo sie sich anscheinend eingezwängt ins alltägliche Familienleben fühlen.
    Diese Abläufe erinnern wieder an die Jungengruppen, die sich in der Kindheit von den Mädchengruppen abgrenzen. Gemeinsame Besäufnisse stärken offenbar das Kumpelverhalten und die Gruppenzugehörigkeit und sind ein Ritual. Sollten Frauen jetzt beklagen, dabei ausgeschlossen zu sein? Dass sie es sind, ist kaum zu leugnen. Aber irgendwie scheint es für die meisten Frauen kaum eine angemessene Art und Weise der Teilnahme an solchen Trinkgelagen zu geben. Warum also Energie darauf verschwenden? Lieber souverän die Jungs dabei allein lassen und sich daran erfreuen, dass die persönliche Kultur unter Frauen schließlich auch ihre Vorteile hat. Hier hilft Gelassenheit und auch Humor.
    Pokerface und persönliche Plauderei
    Frauen möchten zuerst eine persönliche Beziehung aufbauen, bevor sie zum Geschäftlichen übergehen. Sie plaudern deshalb gern über verschiedene Themen, oft auch auf persönlicher Ebene, um den anderen kennenzulernen. Das entspricht in südlichen, aber auch in arabisch geprägten Ländern der herrschenden Kultur und ist dort sinnvolles Businessverhalten, um gute Geschäfte zu machen.
    Hierzulande entspricht dieses Verhalten nicht der herrschenden Männerkultur. Zwar sind jüngere Männer persönlicher, aber täuschen Sie sich nicht: Wie stark sich diese Gesprächskultur zwischen Männern und Frauen unterscheidet, zeigt sich daran, dass Männer nicht nur sehr wenig Persönliches über ihre Arbeitskollegen, sondern auch über Bekannte, manchmal sogar ihre Freunde oder Familienmitglieder wissen. Im Job zählt die Sache, Persönliches bleibt außen vor. Das gilt für die Gesprächsatmosphäre, aber auch für die Themen. Männer erwarten die sachliche Konfrontation geradezu, dann erst sprechen sie einer Frau Kompetenz zu.
    Unterschätzen Sie nicht die Wirkung, die ein Pokerface fürs Standing hat. Wer nicht alle seine Gefühle, Absichten und Regungen nach außen spiegelt, muss von anderen, vor allem von den Teammitgliedern, sorgsamer beobachtet werden. Er erhält also mehr Aufmerksamkeit und besetzt so einen höheren Rang.
    Aus Jungs werden Old Boys: Wir kennen uns –
wir helfen uns
    Geschlossene Gesellschaft: Welche Frau kennt nicht dieses Gefühl, sich als Außenseiterin zu empfinden, wenn sie im Job wieder einmal auf eine festgefügte Männerrunde trifft? Das Prinzip, dass Jungs am liebsten mit Jungs spielen, wird dadurch verstärkt, dass im Arbeitsleben die Spezies der »Old Boys« weitverbreitet ist. Was zeichnet sie aus?
    Kennzeichnend ist, dass sie sich vor allem untereinander sehr ähnlich sind. Sie finden sich zusammen nach dem Prinzip der geringsten Mühe: Lieber mit jemand Bekanntem und Vertrautem zu tun haben, den man leichter einordnen kann, als mit jemand Unbekanntem – und sei es nur, dass jemand vertraut riecht. Sabine Sczesny und Kollegen legten Versuchspersonen Bewerbungsunterlagen vor, die mit typisch männlichem oder typisch weiblichem Parfum besprüht waren. Die Unterlagen mit der männlichen Duftnote wurden mit höherer Sicherheit zur Einstellung empfohlen und ihr

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