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Spieltage

Spieltage

Titel: Spieltage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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Offenbach und Arminia Bielefeld wurden die Bundesligalizenzen entzogen.
    Es war eine Staatsaffäre. Das Selbstbild der Deutschen hatte einen Riss erhalten: Korruption im großen Stil hatten sie immer für ein Problem der anderen gehalten. Gerade der Fußball, der Lieblingssport der Deutschen, lebte von der Illusion, dass die Welt genau so war, wie man sie samstags im Stadion sah, durch Tore und Nichttore eindeutig in Verlierer und Gewinner unterteilt, ohne doppelten Boden, ohne heimliche Einflüsse hinter den Kulissen. Letztendlich war es naiv gewesen, Profisportler für höhere moralische Wesen zu halten. Aber ohne diesen naiven Anspruch funktionierte der Sport nicht: Profisportler mussten versuchen, mit allen Mitteln zu gewinnen, sich aber gleichzeitig im Rahmen der Fairness bewegen. In diesem Widerspruch lag der Charme des Sports. Ohne Fairness war der Fußball tot. Und genau das war er in diesem Moment für Hunderttausende, wenn nicht Millionen deutscher Fußballfans.
    Wie Privatdetektive ermittelten Cañellas sowie die Reporter des Spiegel und der Bild- Zeitung auf eigene Faust, um immer wieder neue Beweise zu liefern. Doch für einige Täter war die DFB-Untersuchung nur eine Verlängerung des Bundesligaskandals: Sie schmierten oder kassierten weiter; nun, um die Wahrheit zu ihren Gunsten zu steuern.
    Peter Georg Friesdorf, der sich von seinem Freund, dem Friseur, unterbezahlt fühlte, meldete sich bei Cañellas. Er hoffte, ihm die ganze Wahrheit für viel Geld verkaufen zu können. Cañellas überzeugte ihn, dass er kein Honorar bezahlen könne, bot aber an, Friesdorf an die Bild- Zeitung zu vermitteln. Diese entlohnte Friesdorf mit 25000 Mark für seine Geschichten. Zugleich gab Friesdorf, ausgewiesen durch Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland Nr. F3216827, vor dem Notar Elmar Winter eine notarielle Erklärung ab, in der er in aller Ausführlichkeit die Verwicklung von Manfred Manglitz und Rot-Weiß Oberhausen in die Schiebung erörterte. Als Friesdorf im Prozess gegen Oberhausen und dessen Präsidenten Peter Maaßen vor dem DFB-Bundesgericht aussagen sollte, erschien er nicht und widerrief seine notarielle Erklärung. Bild und Spiegel berichteten von einem Angebot »eines Unbekannten« über 150000 Mark für Friesdorf, damit er schweige. Maaßen wurde mangels Beweisen freigesprochen. Rot-Weiß Oberhausen wurde anders als Bielefeld und Offenbach nicht die Lizenz entzogen, sondern nur mit dem Abzug von fünf Punkten in der nächsten Saison bestraft.
    Da es sich um ein Sportgericht und kein ziviles Gericht handelte, hatte der DFB keine Möglichkeiten, auf ein Verhör von Nichtvereinsmitgliedern wie Friesdorf zu bestehen.
    Manfred Manglitz wurde vom DFB lebenslang gesperrt und zusätzlich mit einer Geldstrafe von 25000 Mark belegt. Aber etwas Geld gab es auch noch zu verdienen. »Die Vereine, die ich nicht verpfiffen habe, haben sich bei mir erkenntlich gezeigt«, sagt er.
    Manfred Manglitz war nur einer von vermutlich fast 100 Bundesligaspielern, die in irgendeiner Form mit dem Bestechungsskandal in Berührung kamen. Er war gewiss nicht der schlimmste Täter. Er war bloß der eine Fußballfreund von Heinz Höher, der mitmachte, das ist der einzige Grund, seine Geschichte exemplarisch zu erzählen.
    Manglitz hatte 1971 längst ein Bild von sich selbst im Kopf, wie er sein mochte. Er war der, der immer wieder auf den Füßen landete, komme, was wolle. Als sie ihn vom Lizenzfußball ausschlossen, eröffnete er eine Diskothek in Köln, das Old London. Sonntags, wenn die anderen Tanzlokale Flaute hatten, lud er in seinem Establishment zum Steakessen. Ihm würden die Ideen nicht ausgehen.
    Vier Jahre nachdem er lebenslang gesperrt worden war, spielte er wieder professionell Fußball. Der 1. FC Mülheim aus der Zweiten Liga übernahm die 15000 Mark seiner Strafe, die er dem Deutschen Fußball-Bund noch schuldete, und der DFB begnadigte ihn, auch weil der Verband längst wusste, dass seine lebenslangen Sperren als faktisches Berufsverbot zivilrechtlich nicht haltbar waren.
    Manchmal nannte ihn ein gegnerischer Spieler Schieber oder Schlimmeres, gelegentlich, wenn er sich zum Spaß und für ein Abendessen für eine Thekenmannschaft ins Tor stellte, verkündeten die Gegner, sie würden das Spiel verweigern, wenn der Spieleverschieber auf dem Rasen stehe. Manfred Manglitz, der doch mit allem fertig wurde, nahm die Beschimpfungen stoisch hin. Erst vierzig Jahre später, in der Bucht von Villajoyosa, sagt er, »was

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