Spielzeugsoldaten
Fell und schier endlos langen Hörnern. Die Männer half en Juli und Raku vom Pferd und gaben ihnen zu verstehen , dass sie sich den Zelten nähern durften. Der kleinere der beiden Männer beruhigte die Hunde und der andere versorgte die Pferde, während Juli und Raku warteten.Der größere kam zurück und lächelte freundlich. Er sagte etwas zu Raku, das Juli nicht verstand, doch Rakus Lächeln sagte ihr, dass es etw as Gutes gewesen sein musste. Moment! Verstand sie ihn etwa?
„Danke!“
Raku antwortete. Es war lang her, doch sie erinnerte sich noch gut an die Worte, die man ihr beigebracht hatte.
„Du verstehst uns?“
Raku nickte.
„Ja. Wir sind euch sehr dankbar für eure Hilfe.“
„Es sah aus, als seid ihr in Gefahr. Kommt! Meine Frau hat sicher noch etwas zu essen übrig “, er deutete auf eines der Zelte, „mein Name ist Ser und das ist mein Bruder “, er lächelte den anderen Mann an, der sich ihnen mit einem der Hunde näherte, „Cha.“
Raku nickte. „Ich bin Raku und ihr Name ist Juli. Wir möchten euch nicht zur Last fallen.“
„Das tut ihr nicht. Wir freuen uns immer über Gäste. B itte, kommt. Aber legt eure Waffen ab, meine Frau sieht das nicht gerne.“ Er zwinkerte Raku zu.
~*~
Im Zelt saß die ganze Familie versammelt. Mutter, zwei kleine Kinder und eine ältere Frau, die ihnen Ser als seine Mutter vorstellte. Die Kinder beäugten Raku und Juli etwas verschreckt und versteckten sich in der hintersten Ecke des Zeltes. Auch die beruhigenden Worte ihrer Mutter konnten sie nicht wieder hervor locken. Niemand stellte weitere Fragen. Weder Cha noch Ser oder seine Frau. Alle waren darum bemüht, dass Juli und Raku sich wohl fühlten. Raku hatte Juli erklärt, dass sie willkommen waren und dass die Nomaden sie als ihre Gäste betrachteten. Dennoch konnte sie Julis Misstrauen nicht ganz zerstreuen. Warum waren diese Menschen so nett? Und warum fragten sie nicht, was Raku und sie in einem militärischen Sperrgebiet wollten? Ihre Uniformen waren zwar dreckig und zerschlissen von ihrer Flucht durch den Wald, aber dennoch waren sie als Soldaten zu erkennen. Diese Menschen mussten doch irge ndeine Art von Besorgnis hegen. Das Zelt war innen geräumiger, als es von außen aussah. In der Mitte war eine kleine Kochstelle mit einem Feuer und um das Feuer herum lagen Felle und Decken, in einer Ecke stand Geschirr und Werkzeug, in einer anderen lagen Kleidungsstücke, doch beinahe den größten Raum nahm ein Altar ein. Er war übersät mit Schnitzereien und bunten Bildern, keine Bilder von Personen, sondern nur A bstraktes, verfremdete Berge und Blumen. Juli konnte ihren Blick kaum von ihm wenden, kaum hatte sie ihn entdeckt. Es war schön. Sie stieß Raku vorsichtig an.
„Was ist das?“ Sie nickte in Richtung des Altars.
„Ein Schrein zu Ehren der Seelen.“
Raku hoffte diese Antwort würde Juli fürs E rste zufrieden stellen . Juli jetzt spontan den Glauben der Nomaden näher zu erklären hielt sie für wenig sinnvoll. Sie würde so viele Fragen haben, weil Raku so viele Dinge einfach nicht gut genug erklären konnte. Juli nickte. Sie setzte an eine weitere Frage zu stellen , doch sie musterte Raku und beschloss das auf später zu verschieben. Raku hatte wieder diesen unbestimmten, bittenden, fast verzweifelten Blick, den Juli immer dann an ihr entdeckte, wenn sie versucht e sich mit ihr zu unterhalten . Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass Raku nicht viel Spaß daran hatte Julis Wissensdurst zu stillen. Kommunikation schien ihr noch immer nur ein notwendiges Übel zu sein.
Sers Frau reichte ihnen Brot mit Butter und eine Schale mit Tee. Sie lächelte höflich und Raku bedankte sich mehrmals. Für einen kurzen Augenblick fühlte sie sich frei. Das Gefühl kam unangekündigt aus dem Nichts und blieb nur einen Moment. Doch es war so stark, dass es noch in Raku nachhallte, als es längst verschwunden war. Sie saß dicht neben Juli, spürte die Wärme ihres Körpers und war vollständig zufrieden. Juli war in Sicherheit. Es war ihr wichtig gewesen, wichtiger als ihre eigene Sicherheit. Die Nomaden hatten ihr einmal geholfen, vielleicht kam daher das Vertrauen. Es war nicht blind, aber es war beinahe uneingeschränkt. Auch Juli erkannte, dass Raku sich zunehmend entspannte. Nahezu als sei sie nach Hause gekommen. Ihre Gesichtszüge verloren an Härte und ihr Lächeln war wärmer. Juli hatte so viele Fragen und so viele Zweifel. Nach dem sie tagelang in ständiger
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