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Spinnefeind

Spinnefeind

Titel: Spinnefeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederike Schmöe
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und die Lage erklärte. In der Leitung war es eine ganze Weile still. Schließlich flüsterte Niedorf:
    »Ist er von selbst weggegangen?«
    »Anzunehmen«, sagte Katinka, »denn sein Rucksack ist nicht hier, der Laptop auch nicht. Handy?«, fragte sie Fürlitzer, der mit Bestimmtheit den Kopf schüttelte. »Nein, das Handy fehlt auch«, sagte sie.
    »Hat Hannes mitbekommen, dass er in Gefahr ist? Ist er geflohen?« Charly Niedorfs Stimme kam als trockenes Keuchen aus dem Telefon.
    »Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen«, erklärte Katinka ruhig. »Der polizeiliche Erkennungsdienst hat mehr Möglichkeiten, aber für mich sieht die Wohnung aus, als sei jemand eingedrungen, als Hannes schon weg war, und habe alles durchsucht.« Sie öffnete die Wohnungstür. »Das Schloss ist intakt.«
    Fürlitzer machte ihr ein Zeichen und verschwand im Treppenhaus. Fieberhaft überlegte Katinka, ob sie Niedorf von dem Latschenkieferbad erzählen sollte. Überhaupt seltsam, dass ein 18-Jähriger ein Vollbad in Franzbranntweinduft nahm.
    »Hat Ihr Sohn Vorlieben bei Körperpflegeprodukten? Zum Beispiel ein Lieblingsduschgel?«
    »Er benutzt Speick.«
    Katinka gab es einen Stich im Herzen. Speick war Toms typische Duftnote gewesen. Es war lange her. Nicht mehr aktuell. Nur manchmal noch schmerzhaft, ein kurzer Schreck, wie ein Bremsenstich. Rasch ging sie ins Bad. Keine Flasche mit Speick-Duschgel.
    »Dann hat er das eingepackt«, sagte sie mehr zu sich als zu Niedorf.
    »Was machen wir jetzt?«, drängte Niedorf.
    Nachdenklich drehte Katinka die Flasche mit dem Latschenkieferbadezusatz in der Hand.
    »Ich könnte die Polizei rufen. Der Erkennungsdienst nimmt die Spuren auf. Sie werden eine Menge unregistrierter und damit nutzloser Fingerabdrücke kriegen, inklusive die von Hannes. Schätzungsweise keine vom Einbrecher, denn der wird so schlau sein, bei seinen Aktionen Handschuhe zu benutzen.«
    Sie sah auf ihre eigenen weißen Gummihände. Ihre Finger juckten in der Wärme.
    »Rufen Sie nicht die Polizei. Das erregt Aufmerksamkeit. Wenigstens heute noch nicht.«
    »Was … um Gottes willen!« Katinka keuchte auf. Neben ihr war Fürlitzer lautlos aus dem Boden gewachsen. »Müssen Sie mich so erschrecken?«, fauchte sie ihn an.
    »Es gibt einen Ausgang über den Dachboden. Hannes könnte dort durch die Luke gekrochen und ein Stück über das Dach gerobbt sein. Im Nachbarhaus funktioniert der gleiche Weg in umgekehrte Richtung. Die Fensterchen sind nicht verschlossen, ich habe es probiert.«
    »Ist Hannes ein sportlicher Typ?«
    »Was ist los!«, trompetete Charly Niedorf in Bamberg in sein Telefon.
    »Er ist auf alle Fälle sportlich genug, um die paar Meter über das Dach zu balancieren und durch eine Luke zu krabbeln«, erklärte Fürlitzer.
    »Spuren?«, fragte Katinka.
    »Sind Sie noch dran oder was!«, regte sich Niedorf auf.
    »Augenblick«, bat Katinka.
    Fürlitzer schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nichts gesehen.«
    »Wem gehört das Apartment? Hat noch jemand einen Schlüssel?«
    »Einem Kumpel von mir. Er tourt gerade durch Kanada. Hat mir seine beiden Schlüssel dagelassen. Einen habe ich, einen hat Hannes.«
    »O.   k., Herr Niedorf«, sagte Katinka. »Wie es scheint, hat Hannes die Kurve rechtzeitig gekratzt. Vielleicht hat ihn jemand gewarnt.«
    »Fahren Sie nach München. Schauen Sie Kaminsky auf die Finger. Wenn dabei nichts rauskommt, können Sie immer noch die Polizei anrufen.«
    Katinka rotierte. Möglich, dass dieser Vorschlag gar nicht so dumm war. Nun war sie schon einmal hier, die knapp 30 Kilometer nach München konnte sie ebenso gut noch abreißen.
    »Ich melde mich bei Ihnen«, sagte sie. »Gegen 14 Uhr.«
    Sie legte auf und wandte sich an Fürlitzer.
    »Ich muss noch einen Anruf machen. Könnten Sie sich umschauen, ob Sie in all dem Chaos etwas Persönliches von Hannes entdecken? Notizen, irgendwas? Hannes interessiert sich für Kryptografie. Vielleicht sind irgendwo ein paar Zeilen versteckt.«
    Fürlitzer machte sich an die Arbeit. Er erweckte den Eindruck, nie etwas anderes getan zu haben, als in verwüsteten Wohnungen auf Erkundungstour zu gehen. Katinka tippte die Kurzwahl zu Hardos Handy.
    »Katinka? Was gibt’s?«
    »Ich bin in Fürstenfeldbruck«, sagte sie schnell, um den Gefühlen, die seine Stimme in Bewegung setzte, keine Chance zu geben. »Hannes ist ausgeflogen. Seine Wohnung ist ein Schlachtfeld.« Sie schilderte ihm kurz ihre Eindrücke.
    »Was wirst du tun?«
    »Hannes ist mindestens

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