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Spione, die die Welt bewegten

Titel: Spione, die die Welt bewegten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Reitz
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Es zeigt, dass sowohl das Spiel der Doppelagenten als
     auch der Schutz den diese genießen, eine lange Tradition haben.
    Königliche Geheimdienste
    Nach dem Hundertjährigen Krieg haben beide Parteien ihre Geheimdienste noch stärker als vorher ausgebaut und dauerhaft etabliert.
     In England waren 1431 die „Späher des Königs“ gegründet worden. Es war ein Geheimdienst, der sich nach innen richtete. Die
     Späher hatten die Aufgabe, jede Veröffentlichung im Land nach aufrührerischen Texten zu durchsuchen. Waren sie erfolgreich,
     erhielten sie eine Belohnung von jeweils 20 Pfund. Wurde später der Angeklagte überführt und verurteilt, erhielten sie noch
     einmal die Hälfte von dessen Besitztümern. Allerdings wurden die „Späher des Königs“ oft missbraucht, um gegen private Feinde
     von hoch gestellten Persönlichkeiten vorzugehen. Nach seinem Sieg über Richard III. baute 1485 Heinrich VII. die „Späher des
     Königs“ zu einem voll organisierten Geheimdienst aus. Er unterschied beim Personal zwischen drei verschiedenen Arten von Mitarbeitern:
     dem Geheimagenten, einer Person, die ortsgebunden war und einen hohen sozialen Rang besaß; dem Informanten, einer Person aus
     den niederen Ständen, die gegen Vorteile wie etwa Geld Nachrichten weitergab oder denunzierte; sowie dem Spion, der seine
     Tätigkeit zum Beruf gemacht hatte und umherreiste oder von seinen Vorgesetzten geschickt wurde.
    In Frankreich gab es unter König Karl V. erste Ansätze für einen organisierten Geheimdienst, der wie in England ebenfalls
     nach innen gerichtet war. Er setzte sich aus Spionen und Spitzeln zusammen und überwachte die eigene Bevölkerung, auch hier
     fiel ein häufiger Missbrauch durch den Hochadel auf. König Karl VII. stellte schließlich so genannte „Ordonnanzkompanien“
     auf, die mit großen Vollmachten das Land kontrollierten.

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    |99| Furcht vor den Bleikammern – Venezianische Geheimdiplomatie
    Weltweit ist Venedig noch heute eine einzigartige Stadt und ihre Pracht verweist auf einen vergangenen Reichtum. Statt Straßen
     gibt es Kanäle und die Häuser stehen auf Pfählen im Meer, denn Venedig ist auf mehr als 100 Inseln erbaut und liegt mitten
     in einer Lagune des nördlichen Po-Deltas. Vom Festland aus muss eine Strecke von rund vier Kilometern zurückgelegt werden,
     um nach Venedig zu gelangen. Der Grund für diese merkwürdige Lage einer Stadt ist in den Wirren der Völkerwanderung zu suchen.
     Nach dem Vordringen der Langobarden nach Norditalien und dem Einfall der kriegerischen Hunnen war das alte Volk der Veneter
     in eine schützende Lagune geflüchtet und siedelte von nun an auf dem Wasser. Es war ein guter Schutz, denn weder die Germanen
     noch die Hunnen besaßen eine Flotte. In ihrer Isolation konnte sich die Stadt ungestört entwickeln.
    Nach dem Ende des Weströmischen Reiches geriet Venedig unter eine byzantinische Verwaltung, die allerdings gegen Ende des
     1. Jahrtausends immer schwächer wurde. Die Stadt wurde nach einer vom Papst geschürten Erhebung 726 zu einer Republik, die
     von nun an durch einen Dogen geleitet wurde. Dieser Doge residierte seit etwa 811 auf der Insel Rialto, die zum Ausgangspunkt
     der Stadtentwicklung wurde. Die Republik Venedig unterschied sich zwar in ihrer Verfassung und Entwicklung von den anderen
     italienischen Staaten ihrer Zeit, war allerdings dennoch alles andere als demokratisch. Der Doge war eine Art Alleinherrscher,
     der auf Lebzeiten nach einem komplizierten System gewählt wurde und über den der Adel der Stadt eifersüchtig wachte. Meist
     konnte ein Mann erst in einem fortgeschrittenen Alter zum Dogen gewählt werden, so dass die Amtszeit durchschnittlich 11 bis
     12 Jahre dauerte. Von 976 bis 1032 stellte mit geringen Unterbrechungen die Familie Orseolo den Dogen und versuchte deshalb
     das Amt zu einer Familienherrschaft zu machen, was am Widerstand des Adels scheiterte. Danach wurde die Macht des Dogen eingeschränkt,
     er blieb zwar Heerführer, verlor jedoch in der Finanzverwaltung und in der Justiz an Einfluss. Jeder Doge war Vorsitzender
     des Herrschaftsrates der Stadt (Signoria) und wurde von Tribunen in seiner Amtsführung überwacht. Nach einer Adelsverschwörung
     von 1310 wurde zusätzlich noch der „Rat der Zehn“ zur Kontrolle etabliert. Die Mitglieder dieses Rates wurden jährlich neu
     gewählt und |100| ihre Namen blieben streng geheim. Sie beaufsichtigten zusätzlich eine Art von Geheimdienst und

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