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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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ein. »Steigen Sie bitte einmal aus«, sagte sie schlechtgelaunt und klang dabei immer noch um ein Vielfaches enthusiastischer als Eddy am anderen Ende.
    »Hör ich mich an wie eine Nutte?« Mit Valkas Worten schwappte laute Tanzmusik aus der Leitung. Vermutlich stand er wieder an der Theke einer seiner kontrollierten Diskotheken oder Table-Dance-Bars. »Einen Scheiß wirst du!«
    Benny war nicht klar, ob sich das auf seinen späteren Rückruf bezog oder ob Valka ihm das Aussteigen verbieten wollte.
    »Wie lange dauert die Verkehrskontrolle denn?«, fragte er deshalb laut genug für beide Gesprächspartner.
    »Hast du es erledigt?«, sagte Eddy vollkommen unbeeindruckt.
    Benny hustete zustimmend.
    »Das hängt ganz von Ihnen ab«, entgegnete die Polizistin barsch und forderte ihn ein zweites Mal auf, das Auto zu verlassen. Auch Eddy redete einfach weiter.
    »Gut, dann bring mir den Beweis.«
    »Wart mal einen Moment.«
    »Scheiße, nein … »
    Benny steckte das Handy weg, ohne die Verbindung zu beenden, und nahm alle Kraft zusammen, um sich aus dem Wagen zu stemmen. Der dunkle Schwamm in seinem Inneren machte jede Bewegung zur Qual. Er schloss die Augen und pustete lang und anhaltend in das Testgerät.
    »Sie bleiben hier«, sagte die schlanke Polizistin danach und ging zum Mannschaftswagen, in dem sie sicherlich seine Papiere überprüfen würde. Benny nahm das Handy wieder ans Ohr.
    »Eddy?«
    »Bist du noch ganz dicht, mich einfach so zu ignorieren, du Fotzkopp?«
    »Hör zu, hier sind gerade die Bullen, ich kann nicht reden.«
    Eddy brüllte etwas Unverständliches, und plötzlich wurde die Musik im Hintergrund leiser. Dann war Valka wieder dran. »Ich will den Beweis, dass du den Job erledigt hast.«
    »Du findest ihn in meinem Kofferraum.«
    »Womit wir bei Aufgabe Nummer zwei wären: Entsorge den Müll.«
    »Keine Sorge. Ich erledige das, sobald ich diese Kontrolle hinter mich gebracht habe.«
    Die Schiebetür des Mannschaftswagens ging auf, und die blonde Polizistin stieg aus.
    »Und dann verlasse meine Stadt.«
    »Machst du jetzt einen auf John Wayne?«, fragte Benny. »Ich meine es ernst. Das ist Aufgabe Nummer drei. Verpiss dich. Ich will dich nie wieder in Berlin sehen.«
    Die Polizistin näherte sich mit festen Schritten. »Okay, gib mir zwei Tage.«
    Benny dachte an die Liste, auf der erst zwei Namen abgestrichen waren. Zwei von zehn.
    »Du hast zwei Stunden.«
    »Das reicht nicht.«
    »Scheiße, ich glaub, mein Handy spinnt.« Eddy lachte. »Ich hab doch glatt verstanden, du hättest gesagt, das ginge nicht.«
    »Ich brauche noch etwas mehr Zeit.«
    »Wofür? Um deine Sporttasche zu packen?«
    »Ich …« Benny schluckte. Er konnte Eddy nie und nimmer die Wahrheit sagen. »Ich muss mich noch verabschieden.«
    »Von wem denn?« Valka lachte wieder, dieses Mal noch höhnischer. »Verscheißer mich nicht, Kleiner. Ich kann es mir nicht erlauben, dass die Leute denken, ich bin weich geworden. Du bringst die Fracht aus Berlin raus und kommst nie wieder zurück. Verstanden?«
    Benny steckte das Handy in der Sekunde weg, in der er das Parfüm der Polizistin hinter sich riechen konnte. Escape von Calvin Klein.
    Escape. Flucht.
    Die Ironie entlockte ihm ein Lächeln.
    »Null Promille«, sagte die Polizistin fast enttäuscht und gab Benny die Papiere zurück.
    »Sie sind noch nicht lange draußen, was?« Sein Lächeln verschwand. »War’s das?«
    Sie sah ihn lange an. Und dann machte die Polizistin das, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte. Sie zeigte auf den Kofferraum.
    »Nur noch das Warndreieck und den Verbandskasten, bitte. Dann sind wir hier fertig.«
23. Kapitel
    Im Nachhinein ist es leicht, einen Fehler zu erkennen. Doch solange man noch nicht bis zum Auge des Orkans vorgedrungen ist, solange man sich noch am Rande der Spirale des Wahnsinns befindet, wird man unwiderstehlich von ihr angesaugt. Und während einem die Versatzstücke des eigenen Lebens um die Ohren fliegen, verliert man den Überblick und trifft eine Fehlentscheidung nach der anderen. Marc ahnte bereits in der Sekunde, in der er zu Emma ins Auto stieg, dass er dabei war, einen Fehler zu begehen. Und dass er diesen Fehler noch vergrößern würde, als er ihr in das billige Vertreterhotel in der Nähe des Flughafens folgte.
    Hätte er sein Leben als Film gesehen, hätte er dem traurigen Helden auf der Leinwand sicherlich vernünftige Ratschläge zurufen können: Ruf die Polizei. Fahr zu Constantin in die Klinik. Bitte jemanden

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