Splitterndes Glas - Kriminalroman
Ende vierzig? Fünfzig?«
»War es ein Weißer, ein Schwarzer, ein Asiate?«
»Oh, ein Weißer. Ohne Zweifel.«
»Und seine Haare?«
Fenwick zögerte noch einmal, wollte keinen Fehler machen. »Nein, hat keinen Zweck. Ich kann mich nicht erinnern.«
»Das macht nichts«, sagte Helen, ohne ihre Enttäuschung zu zeigen. »Was hatte er denn an, können Sie sich daran erinnern?«
Das konnte Fenwick. »Eine Art Mantel, glaube ich. Aber kurz. Nur bis zu den Hüften, verstehen Sie? Und grau. Was er sonst noch trug, weiß ich nicht. Irgendeine Hose, das versteht sich ja von selbst. Die könnte ebenfalls grau gewesen sein.«
»Und beim zweiten Mal?«
»In dem Auto? Das ging viel zu schnell, um etwas zu erkennen.«
»Und nach diesem Vorfall, als er Sie fast überfahren hat, haben Sie ihn nicht wiedergesehen?«
»Wie ich schon sagte, am nächsten Tag bin ich verreist.«
Helen kam schnell auf die Füße. »Mr Fenwick, Sie waren eine große Hilfe. Vielleicht werden wir Sie bitten, einige Fotos anzusehen. Eventuell sogar einem Polizeizeichner zu helfen. Sie hätten nichts dagegen einzuwenden?«
»Natürlich nicht.«
»Gut. Wir melden uns sicher noch einmal bei Ihnen.«
Weniger bereitwillig als Helen stand Fenwick auf. »Dieser Mann, Sie glauben doch nicht … der Mord an Stephen, glauben Sie, er könnte etwas damit zu tun haben?«
Helen wimmelte ihn mit einem kurzen Lächeln ab. »Das |191| können wir unmöglich sagen. Aber es könnte sich um jemanden handeln, mit dem wir gerne reden würden. Sie hielt die Tür geöffnet, und Fenwick zögerte, als wollte er sie zuerst durchgehen lassen. Die Ritterlichkeit war nicht totzukriegen.
»Wir sind sehr dankbar für Ihre Hilfe«, sagte Helen. Ich komme mit Ihnen nach unten – vielleicht haben wir jemanden, der Sie nach Hause fährt. Natürlich ohne Sirene. Ohne Blaulicht.«
Er musste sie zweimal ansehen, um herauszufinden, ob sie einen Witz machte.
Nach dreieinhalb Stunden in einem stickigen Konferenzzimmer, in dem die Argumente ihn in Wellen umtost hatten, brauchte Will dringend frische Luft. Wollte sich bewegen. So, wie er auf der Grünfläche dem Revier gegenüber loslegte, musste Helen sich beeilen, um Schritt zu halten. Außerhalb der Wege war der Boden eben, aber glatt, und ihre niedrigen Absätze fanden auf dem Gras keinen Halt.
»Mach ein bisschen langsamer, um Gottes willen.«
»Ich dachte, du wärest fit?«
»Fang nicht damit an.«
»Wenn du …«
»Und sag nichts darüber, dass ich rauche.«
»Wenn du deine Lungen nicht mit diesem ganzen Dreck verstopfen würdest …«
»Ich sagte, lass es.«
»Okay, okay.« Will blieb stehen, sah sie an und grinste. »Stur«, sagte er, »ist das das richtige Wort?«
Helen schnitt ein Gesicht und griff nach den Zigaretten in ihrer Tasche.
»Wie ist es mit widerborstig?«, sagte sie. »Eigensinnig? Das würde passen. Sie entzündete ihr Feuerzeug mit dem |192| Daumen und neigte den Kopf in Richtung Flamme. »Vielleicht mit einer Tendenz zur Selbstzerstörung?«
»Das sind mehrere Wörter.«
»Aber sie drücken aus, was du sagen willst.« Sie reckte den Hals und stieß eine Rauchfahne aus, die sich in der Luft mit ihrem Atem vermischte. Es war vielleicht ein oder zwei Grad wärmer als am Tag zuvor, aber mehr auch nicht.
»Es könnte«, sagte Will, »hundert Gründe geben, warum dieser Unbekannte vor Bryans Haus war. Alles mögliche. Vielleicht wollte er ihn dazu bewegen, seinen Gaslieferanten zu wechseln oder seine Auffahrt zu asphaltieren oder sein Dach neu zu decken.«
»Es gibt keine Auffahrt.«
»Du weißt, was ich meine.«
Helen klopfte die Asche von ihrer Zigarette ab. »Wenn er einen guten Grund hatte, dort zu sein, warum hat er dann so aggressiv auf Fenwick reagiert?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht hat er ihn für einen alten Wichtigtuer gehalten, der sich in alles einmischt. Vielleicht hatte er einfach einen schlechten Tag.«
»Und du hältst es nicht für einen merkwürdigen Zufall, dass er nur ein paar Tage später in derselben Gegend herumfährt?«
»Nicht, wenn er eine Umfrage macht oder auf Kundenfang ist – dann ist das ganz normal.«
»Das sollte nicht so schwer zu überprüfen sein.«
»Dann ist da noch die Möglichkeit, dass er die Straße ausgekundschaftet hat«, sagte Will. »Dass er herausfinden wollte, wer zu Hause ist und wer nicht.«
»Um festzustellen, wo er einbrechen könnte?«
»Soll schon vorgekommen sein.«
»In diesem Fall könnten wir ihn im Register
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