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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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in Eure Hände – zum Wohl und zum Schutz meines Volkes.«
    »Wie außerordentlich klug Ihr seid für einen ehemaligen Fürsten.« Die Inquisitorin nickte. »Befehlt Euren Männern, die Waffen zu strecken.«
    Magnusson tat ihr auch diesen Gefallen, sehr zum Verdruss der Einherjar, die sich nur widerwillig von ihren Waffen trennten. Auch Erik kam sich wie ein Verräter vor, als er das Schwert ins Holz der Barrikade rammte. Mit aller Macht redete er sich ein, dass es der ausdrückliche Wille des Fürsten war und es zum Wohl des Volkes geschah.
    Einige Soldaten traten vor und sammelten die Waffen ein, geschützt von ihren Kumpanen, die in den Rauchschwaden lauerten. Ein paar weitere gingen daran, den Brand zu löschen.
    »Und was geschieht jetzt?«, wollte Magnusson wissen.
    »Ihr werdet in Gewahrsam genommen«, erwiderte die Inquisitorin schlicht.
    »Was?«, begehrte Erik auf. »Das war nie Teil der Abmachung!«
    »Es gibt keine Abmachung«, brachte Prisca in Erinnerung. »Euer Vater hat sich dem Sieger gebeugt und sich damit seiner Gnade ausgeliefert. Er wird sich vor dem Gericht der Inquisition verantworten müssen.«
    »Weswegen?«
    »Wegen Hochverrats an der Krone«, erwiderte die Gildeschwester ohne Zögern. »Euer Vater wird verdächtigt, mit nokturnen Mächten in Verbindung zu stehen und den gewaltsamen Tod zweier Gildemeisterinnen herbeigeführt oder zumindest beauftragt zu haben.«
    »Was?« Erik schüttelte den Kopf, konnte nicht glauben, was er da hörte. »Das ist nicht wahr!«
    »Dann braucht Ihr Euch auch nicht zu sorgen, denn die Wahrheit wird ans Licht kommen. Zu diesem Zweck wurde ich hierhergeschickt.« Kurzerhand befahl sie ihren Soldaten, den Fürsten zu ergreifen und abzuführen – doch Erik war nicht gewillt, es dazu kommen zu lassen.
    »Einherjar!«, rief er – und tat das, was er schon die ganze Zeit über hatte tun wollen.
    Mit einem Satz sprang er von der Barrikade, geradewegs auf die Soldaten zu. Die Einherjar folgten ihm ohne Zögern, um ihren Weltenherrn notfalls auch ohne Waffen und mit bloßen Händen zu beschützen.
    »Nicht, Erik! Nein!«, hörte der Prinz seinen Vater rufen, aber er war zu sehr in Rage, als dass er noch auf ihn gehört hätte. In die Ecke gedrängt, gedemütigt und verspottet, hatte das Tier in ihm die Oberhand gewonnen.
    Und es wollte Blut …
    Rasch löste er die Schnallen des Handschuhs an seiner Rechten und streifte ihn ab. Im nächsten Augenblick stand er den königlichen Schergen bereits gegenüber – und schlug unbarmherzig zu.
    Der vorderste der Soldaten sank blutüberströmt zu Boden, die Wolfsklaue hatte ihm das ungeschützte Gesicht zerfetzt. Schon wollte sich Erik auf den nächsten Gegner stürzen, als ihn etwas in den Rücken traf. Es war der Hieb einer Keule, nicht schwer genug, um seine Brünne zu durchdringen, jedoch so heftig, dass er in die Knie brach.
    »Nein!«, hörte er seinen Vater abermals rufen. Dann traf ihn etwas mit derartiger Wucht am Kopf, dass er das Gefühl hatte, sein Haupt würde von seinen Schultern gerissen. Die Welt um ihn herum versank in Schmerz – und es wurde dunkel.

13. Kapitel
    Wieder war es Nacht auf Bazarra, doch Kieron fand keine Ruhe. Zum einen ging ihm zu viel im Kopf herum, zu viele Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Zum anderen fürchtete er sich davor einzuschlafen.
    Was hatten all die Träume zu bedeuten, die ihn verfolgten, seit er Madagor verlassen hatte? Warum fühlten sie sich so wirklich an? Und wie kam es, dass sich zumindest ein Teil davon tatsächlich bewahrheitet hatte?
    Kieron wusste sich auf all das keinen Reim zu machen. Er war verwirrt und verspürte eine unbestimmte Furcht, deren Ursprung tief in seinem Inneren lag, fast so, als hätte er all dies schon einmal erlebt, in einem Leben, an das er sich nicht erinnern konnte. Natürlich war das Unsinn, und er hütete sich davor, es seinen Gefährten zu erzählen. Croy hätte ihn wohl nur in noch größere Verwirrung gestürzt, Shen hätte ihn vermutlich ausgelacht, und Jago …
    Jago!
    War Kierons einstiger Herr womöglich der Schlüssel zur Lösung des Rätsels? Hatte Simrod ihm tatsächlich von Dingen erzählt, die all dies erklären konnten? Kieron hatte inzwischen große Zweifel daran. Jago war ein Großmaul und Aufschneider und hätte so ziemlich alles getan, um von Bazarra wegzukommen. Aber was, wenn er dennoch die Wahrheit sagte? Wenn schon, es spielte keine Rolle. Der Preis, den der Chamäleonide verlangte, war der Verrat an Croy, und

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