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Splitterwelten 01 - Zeichen

Splitterwelten 01 - Zeichen

Titel: Splitterwelten 01 - Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Erik zur Antwort, »jedenfalls nicht mehr. Einst war es die Halle des Fürsten – ehe der Vater meines Vaters die Große Halle errichten ließ.«
    »Ich verstehe – und warum ist es verschlossen?«
    »Eine Anordnung von Fürst Magnusson«, erklärte der Diener. »Die Geister der Ahnen sollen ungestört bleiben.«
    »Ein schöner Gedanke.« Cedara nickte, während sie ihren Blick über die rußgeschwärzte Decke gleiten ließ. »Nur dass Geister keinen Mord zu begehen pflegen … Kannst du uns sagen, wer Meisterin Glennara aufgefunden hat?«
    »Das bin ich gewesen«, erklärte der Diener zur Überraschung beider Frauen.
    »Ach ja?« Die Gildemeisterin hob die Brauen. »Also hat dein Herr dich deswegen als unseren Führer ausgewählt.«
    »Das nehme ich an.« Erik nickte, und Kalliope ertappte sich dabei, dass sie diese Erklärung auf eigenartige Weise beruhigte.
    »Was hattest du hier unten zu tun?«
    Der Diener hielt dagegen: »Verdächtigt Ihr mich etwa, den Mord begangen zu haben?«
    »Beantworte meine Frage.«
    »Ich war hier, um die Vorräte an Pökelfleisch zu überprüfen, die in der Nähe gelagert werden.«
    »Wer hat dir diesen Auftrag erteilt?«
    »Fürst Magnusson persönlich«, entgegnete Erik. »Genügt Euch das als Antwort?«
    »Was geschah weiter?«, wollte Kalliope wissen.
    »Nun ja, ich hörte Schritte.«
    »Schritte?«
    »Sie entfernten sich rasch, so als ob jemand weglaufen würde«, bestätigte Erik. »Da die Schneezeit bereits lange andauert und die Essensrationen begrenzt worden sind, war mein erster Gedanke, dass sich jemand an den Vorräten vergriffen haben könnte. Also bin ich den Schritten gefolgt. Dabei bin ich auf die Tür zur alten Halle gestoßen. Sie stand halb offen, und Feuerschein drang aus dem Inneren. Das hat meinen Argwohn geweckt.«
    »Und die Schritte?«
    »Waren in der Zwischenzeit verklungen.«
    »Hast du sonst etwas gehört?«, fragte Cedara mit prüfendem Blick. »Oder jemanden gesehen?«
    »Ebenfalls nicht.«
    Die Gildemeisterin nickte wieder und schaute sich um. Auch Kalliope ließ ihre Blicke umherschweifen, aber sie zweifelte nicht, dass die numerata vieles erspähte, das ihr selbst verborgen blieb, obwohl ihre Augen jünger waren. Die Schülerin spürte einen kalten Schauder ihren Rücken hinabkriechen. Dieser Ort war ihr unheimlich, vielleicht auch nur, weil sie wusste, was hier geschehen war.
    »Wo genau hast du Meisterin Glennara gefunden?«
    »Um ehrlich zu sein – an mehreren Stellen«, gab Erik zur Antwort.
    »Erkläre dich deutlich.«
    »Dort, vor dem Kamin, sah ich etwas liegen«, erstattete der Diener Bericht, »eine formlose Gestalt, die mit dem Gesicht nach unten lag und sich nicht regte. Ich sprach sie an, aber sie gab keine Antwort. Da sah ich das Blut. Überall war Blut …«
    Kalliope starrte auf den Boden.
    Tatsächlich.
    Auf den grob aneinandergefügten Steinen, vor allem aber in den breiten Rillen dazwischen, waren dunkle Flecke zu erkennen. Offenbar, erkannte die Schülerin entsetzt, war Meisterin Glennaras Blut im weiten Umkreis verspritzt worden.
    »Was hast du weiter getan?«, wollte Meisterin Cedara wissen.
    »Ich eilte zu der Gestalt und drehte sie herum, da sah ich es«, erstattete Erik Bericht.
    »Was hast du gesehen?«
    Der Diener zögerte und sandte einen fragenden Blick in Kalliopes Richtung.
    »Du kannst offen sprechen«, versicherte Cedara. »Meine Elevin ist durchaus in der Lage, die Wahrheit zu ertragen.«
    »Wie Ihr wünscht.« Erik nickte. »Was ich in den Händen hielt, war nur ein halber Schädel und ein Teil des Oberkörpers. Der Rest war in Stücke gerissen und über den gesamten Fußboden verteilt.«
    »Bei allen Welten.« Kalliope schlug die Hand vors Gesicht. Mit Gewalt zwang sie sich dazu, sich nicht vorzustellen, was der Diener ihnen schilderte.
    »Wo befindet sich Meisterin Glennaras Leichnam?«, wollte Cedara wissen, ihr eigenes Entsetzen geschickt verbergend.
    »Habt Ihr mir denn nicht zugehört? Da war kein Leichnam. Wir haben das, was wir fanden, den Flammen übergeben und die Asche für Euch aufbewahrt.«
    »Wir werden sie mit nach Ethera nehmen und Meisterin Glennara dort die letzte Ehre erweisen«, versicherte Cedara.
    »Keine Kreatur sollte so sterben müssen«, meinte Erik traurig, »fern ihrer Heimat und ohne Ehre.«
    »Hast du dich denn gar nicht entsetzt?«, fragte Kalliope.
    Die Züge des Dieners verhärteten sich. »Ich bin auf Jordråk geboren, Gildeschülerin, und auf dem Schlachtfeld aufgewachsen. Der

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