Spookies (German Edition)
unruhig durch den Raum wandern. „Er hat die ganze Nacht telefoniert und ist nun schon seit Stunden mit seinen Männern unterwegs.“
Lady Winterfield runzelte die Stirn.
„Warum ist er so aufgebracht? Gestern Abend wirkte er noch so entspannt.“
Trafker zwirbelte eine Ecke der Serviette um ihren Finger und ließ sich einen Moment zu viel Zeit um die Schultern zu zucken, so dass unweigerlich der Eindruck entstehen musste, dass sie sehr wohl wusste, was ihren Mann so in Rage gebracht hatte, es aber nicht sagen wollte…oder konnte.
„Ich denke, dass…“
Tschernikow betrat den Speisesaal und gab Trafker die Gelegenheit zum Ende der kleinen Szene zu kommen. Lady Winterfield starrte sie weiter besorgt an, winkte aber Tschernikow trotzdem zu, der sich zuerst in ihre Richtung in Bewegung setzte, dann Trafker erkannte und mitten im Schritt verharrte um sich im Saal umzusehen. Trafker starrte mit Rehaugen zu Tschernikow, dann gab sie sich einen deutlichen Ruck und legte mit entschlossener Geste ihre Serviette auf den Tisch.
„Es hat mich sehr gefreut, Lady Winterfield.“, sagte sie fest und mit einem Beben in der Stimme, das auf Furcht oder Wut hinweisen konnte. „Aber leider hat mein Mann vor, seine Geschäfte hier abzukürzen und noch heute zu beenden, sobald ein Geschäftspartner ankommt. Deshalb wünsche ich ihnen schon einmal alles Gute und hoffe sie unter anderen Umständen noch einmal wiederzusehen.“
Lady Winterfield runzelte die Stirn und starrte Trafker ungläubig an, als diese sich erhob und ohne ein weiteres Wort in Richtung des Ausgangs ging.
Sie war sich sicher, dass Tschernikow sie genau beobachtet hatte und verlangsamte ihren Schritt als sie auf seiner Höhe war.
„Es wird mir nicht leid tun um sie!“, zischte sie ihm auf Russisch zu, dann rauschte sie an ihm vorbei zur Tür hinaus.
Trafkers Teil der Panikmache war damit auch leider schon vorbei und so zog sie sich geradewegs in die Suite zurück, bettete Venja Nabokov zur ewigen Ruhe und überließ ihren Jungs das Feld, indem sie ungesehen das Hotel durch den Personalausgang verließ.
Alex und Luis hatten in der Zwischenzeit die Sachen gepackt und behielten die Aktivitäten in der Nebensuite im Auge, wo Tschernikow auch prompt zehn Minuten nach Trafkers Auftritt erschien und damit begann seine Flucht zu organisieren.
Genau genommen brauchte man die Wanze überhaupt nicht, die Trafker in seinem Telefon angebracht hatte, denn Tschernikows aufgeregte Stimme hallte über den kompletten Personaltrakt beider Suiten, als er den überraschten Piloten anbrüllte, die Maschine sofort startbereit zu machen.
Seine Leibwache räumte geräuschvoll die Räume, die an die der Spookies grenzte, und innerhalb einer halben Stunde rauschte Tschernikow mit seinem Tross Männer die Marmorböden des Hotels hinunter zur Tiefgarage.
Sie hielten direkt auf zwei schwarze Limousinen zu, die dem Eingang gegenüber geparkt waren und einer seiner eigenen Bodyguards streckte die Hand aus und zog die hintere rechte Tür auf um seinen Chef einsteigen zu lassen.
Es gab ein laut vernehmliches, klingendes Geräusch von einem reißenden Draht, dann schlug etwas dumpf auf dem Betonboden auf und rollte unter dem Auto hervor.
Tschernikow und sein Bodyguard starrten einen Lidschlag lang auf die Streugranate, die zwischen ihnen hindurchrollte, dann rastete etwas deutlich im Hinterkopf des Leibwächters ein und er riss seinen Chef am Arm zur Seite, während er mit einem beherzten Tritt die Granate zwischen anderen geparkten Autos hindurch aus ihrer Reichweite beförderte.
Das Ganze war so schnell gegangen, und für Tschernikows Leute wahrscheinlich zu unerwartet gekommen, dass es keine laut gebrüllten Anweisungen gab, wie sonst üblich in solchen Momenten, sondern alle nur hinter der Granate hersahen und darauf warteten, dass sie explodierte.
Als nichts geschah, packte der Leibwächter Tschernikow wieder am Arm und stieß ihn in den Wagen, dessen Tür immer noch offen stand, was Alex dazu brachte sich in ihrem Versteck zwei Reihen weiter mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen.
„Vollidioten!“, formten seine Lippen lautlos und Luis gab ihm grinsend Recht.
„Geben wir ihnen mal eine Lektion in Sachen Personenschutz…“, er berührte das Touchpad an seinem Handy und erwiderte Alex` Blick gut gelaunt. „Eine Falle kommt selten allein.“
Im nächsten Augenblick begannen die schmalen Sender unter den Limousinen laut zu piepen und zu blinken.
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