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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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aus einem Luftballon, den man loslässt, bevor man ihn zugeknotet hat. Pffffffft. Raus. Sie hätte eine Freundin gebraucht, wegen der Geschichte mit Alexander. Und niemand war ihr so nah wie diese dunkel gekleidete, seltsame Person mit den grünen Strähnen, die sich noch einmal die Augen wischte, dann heftig schniefte und sie aufmerksam musterte.
    »Lass mich raten: Du warst wütend auf mich, weil was passiert ist, was du mir unbedingt erzählen wolltest. Und ich war nicht da.«
    Voll ins Schwarze, dachte Jamina.
    »Treffer, versenkt!« Yoyos grüne Augen strahlten Jamina an.
    Sie ist jetzt wieder ganz die Alte, dachte Jamina. Frech, offen, ein bisschen laut und ziemlich ehrlich.
    »Du kannst einfach nicht lügen, Jamina. Das ist es. Was du denkst, das steht so deutlich hier …«
    Yoyo fuhr Jamina mit einer kurzen Bewegung über die Stirn und tat so, als ob sie dort etwas lesen würde.
    »Blöde Kuh, warum hast du dich nicht gemeldet – das steht da.«
    Jamina musste lachen. Yoyo blinzelte und sah noch einmal auf Jaminas Stirn.
    »Hey, da steht ja noch was: Ich hab ein Problem und würde gern deine Meinung dazu hören.«
    Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen, fragte sich Jamina, während Yoyo laut auflachte.
    »Und jetzt steht da: Verdammt noch mal, wieso weiß die dumme Nuss, was ich denke?«
    Sie gingen ins Café neben der Schule. Jamina hatte ihre Mutter angerufen, dass sie später kommen würde.
    »Mach dir einen schönen Nachmittag in der Stadt«, hatte die gesagt.
    »Was kannst du jetzt auf meiner Stirn lesen?«, fragte Jamina schmunzelnd.
    Yoyo sah sie aufmerksam an: »Geht es um einen Jungen?«
    Jamina nickte, gar nicht mehr überrascht, dass Yoyo auch das erraten hatte. Sie erzählte von Alexander. Wie sie als Nachbarskinder aufgewachsen, gemeinsam in den Kindergarten und in die Grundschule gegangen waren, nachmittags gespielt hatten. Und wie er dann vor einigen Jahren weggezogen war, die Eltern hatten nach der Geburt des zweiten Kindes eine größere Wohnung gesucht. Er kam nur noch gelegentlich vorbei und besuchte seinen Opa.
    »Es muss sich jemand um Herrn Kamke kümmern, weißt du.«
    »Und das macht ihr gemeinsam?«
    Jamina nickte. Yoyo drehte Zigaretten, argwöhnisch beobachtet von der Bedienung, die ihr offenbar auch zutraute, dass sie eine davon hier im Café anzündete.
    »Ihr habt euch also getroffen und irgendwas war anders.«
    »Nein«, sagte Jamina und Yoyo zog eine Grimasse: »Willst du sagen, ich hab was Falsches auf deiner Stirn gelesen?«
    Jamina schmunzelte: »Die letzten Jahre war's sowieso anders. Wir haben uns nur noch selten gesehen und wir haben uns ja auch verändert.«
    »Schon klar, die Zeit der Sandkastenspiele ist vorbei.«
    »Mach dich nicht lustig.«
    »Tu ich gar nicht.«
    Dabei begann Yoyo, ein kleines Lied zu summen, beim Refrain wurde sie etwas lauter.
    Living next door to Alice – who the fuck is Alice?
    Kritische Blicke vom Nachbartisch. Yoyo grinste.
    »Kennst du nicht? Da wohnt einer jahrelang neben der Frau, die er liebt, und dann zieht sie aus und er hat's ihr nicht gesagt, dass er sie liebt. Superkitschiger Song aus dem letzten Jahrhundert. Hat meiner Oma besonders gut gefallen.«
    Jamina schwieg. Yoyos Gesangseinlage hatte sie aus dem Konzept gebracht.
    »Sorry, jetzt hast du den Faden verloren. Also: Alexander, alles anders …«
    Jamina schüttelte den Kopf. »Eben nicht. Es war fast so locker wie früher, so vertraut, so schön … Nicht mehr so krampfig …«
    »Aber auch nicht mehr rein freundschaftlich, oder?«
    Jamina fühlte sich ertappt und senkte den Kopf. Yoyo nahm ihre Hände und strahlte sie an.
    »Du siehst so glücklich aus, ich freue mich echt mitdir. Hoffentlich hat er so eine tolle Freundin wie dich verdient.«
    »Er ist sehr nett …«
    »Das ist mir zu wenig für dich. Er muss perfekt sein.«
    »Findest du mich nicht albern? Ich meine: Eigentlich ist doch fast nichts passiert …«
    »Sex wird allgemein überbewertet«, sagte Yoyo laut und sah sich provozierend um.
    Wieder diese Blicke von den Nachbartischen. Yoyo freute sich über die Reaktionen der Zuhörer. Jamina aber fühlte sich unwohl dabei und sprach selbst noch leiser.
    »Alle anderen Mädchen in der Klasse haben schon einen Freund, oder jedenfalls einen gehabt.«
    »Entweder lügen sie oder sie haben den Erstbesten genommen, glaub mir.«
    »Und du?«
    Yoyo sah an Jamina vorbei an die Wand.
    »Ich hab schon richtige Arschlöcher kennengelernt. Die's nur abgesehen haben aufs

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