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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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mürrischer aus als zuvor. Offensichtlich konnte er derartige Arbeiten nicht ausstehen. Während Justus sich bückte, um eins der klatschnassen Tücher aufzuheben, beobachtete er Garfield aus den Augenwinkeln.
    Dem war inzwischen die rettende Idee gekommen. »Irgendjemand«, sagte er und trat schon den Rückzug an, »muss ja schließlich die Hausherrin alarmieren.«

Amandas Geheimnis
    Ein paar Minuten später tauchte Amanda Black auf. Sie hatte einen Morgenmantel umgeworfen und trug ihre langen Haare bis über die Hüfte. Sie schien schon geschlafen zu haben. In ihrer Miene lag Bestürzung. Hinter ihr kam Henry. Sein Gesicht war bedrohlich rot angelaufen.
    »Aber das ist ja entsetzlich!«, rief Amanda und rang die Hände, als sie Mr. Simpson im Bad von Zimmer 179 sah, der noch immer damit beschäftigt war, mit ein paar Baumwolltüchern das Wasser vom Boden aufzuwischen. Auch Henry blieb für einen Moment stehen, ehe er Simpson stumm das Tuch aus der Hand nahm und es grimmig zwischen seinen breiten Händen zu einer Wurst verdrehte, dass Justus sich nicht gewundert hätte, wenn es zerrissen wäre. An Henrys Stirn war deutlich eine geschwollene Ader zu sehen, als er sich wieder hinunterbückte.
    »Was ist denn hier los? Weiß man denn nicht, wie spät es ist?« Justus erkannte die Stimme von Mrs. Hartford sofort. Natürlich, sie wohnte ja schräg gegenüber auf 182. Auch sie stand plötzlich im Flur, angezogen mit einem langen weißen Nachthemd und einer dünnen Strickjacke.
    »Es tut mir außerordentlich Leid«, sagte Amanda.
    Mrs. Hartford warf einen Blick in Zimmer 179, erfasste allmählich die Situation und sagte nur: »Oh!«
    Ein paar Minuten später waren nahezu alle Gäste und das im Hause untergebrachte Personal versammelt. Ganz zum Schluss kamen von den entgegengesetzten Enden des Flures auch Peter und Bob. Fast gab es kein Durchkommen für sie, denn die Hartfords und die Greens, die Köchin Georgette, Michael, die Herren Garfield und Simpson und die schüchterne Empfangsdame Linda versperrten ihnen den Weg.
    »Was ist denn passiert?« Peter stand auf Zehenspitzen und versuchte vergeblich, einen Blick in das Zimmer zu werfen.
    »Er hat wieder zugeschlagen«, sagte Simpson.
    »Dieser Verbrecher!«, rief Mrs. Hartford.
    Bevor sich Peter genauer aufklären lassen konnte, was geschehen war, kamen Amanda und Henry von einer Besichtigung des Speisesaals zurück. »Da unten sieht es wirklich nicht schön aus«, sagte Henry mit bekümmerter Miene.
    »Wir werden ihn so bald wie möglich renovieren«, ergänzte Amanda. Sie wirkte wieder hellwach und ging aufrecht, mit geradem Rücken. Bob musste an Lys denken und die Bewunderung, mit der sie von Amanda gesprochen hatte. Bestimmt war sie ein Mensch mit lauter merkwürdigen Eigenheiten und oft ein bisschen hysterisch. Aber richtig umwerfen konnte sie offenbar nichts.
    Jemand tippte Peter auf die Schulter. Er fuhr herum und starrte in das Gesicht von Mrs. Silverstone. Sie trug ein geblümtes Kostüm, das sie noch älter aussehen ließ als sonst. »Darf man erfahren, was hier geschehen ist?« Sie sah Peter ausdruckslos an. Dabei hielt sie die rechte Hand halb geöffnet hinter ihr Ohr.
    »Jemand hat in diesem Zimmer absichtlich das Waschbecken verstopft und eine Überschwemmung angerichtet«, sagte Mrs. Hartford, bevor Peter antworten konnte. »In diesem Hotel muss man sich wirklich fürchten.« Und dann verkündete sie wieder, es wäre das Beste abzureisen, bevor man selbst das Opfer eines solchen Attentats würde.
    Unauffällig ging Peter um Mrs. Silverstone herum und betrachtete sie von hinten. Was er vor sich hatte, war zweifellos ein Meisterwerk der Verkleidungskunst. Hätte er nicht mit eigenen Augen gesehen, dass Mrs. Silverstone in Wahrheit eine sportliche, durchtrainierte Frau von etwa 30 Jahren war – er würde die gut 100 Dollar auf seinem Sparkonto verwetten, dass so etwas nicht möglich sein konnte. Wie sie jetzt vor ihm stand, mit dem etwas gebeugten Rücken und der altmodischen Garderobe, war sie ein vollkommen anderer Mensch als die Frau, die sie in Los Angeles verfolgt hatten. Mrs. Silverstone trat an Amanda heran, die jetzt etwas abseits stand und leise auf Henry einsprach. »Haben Sie die Polizei alarmiert?«
    »Polizei?«, fragte Amanda halblaut zurück. »Warum sollte ich das tun? Damit werden wir allein fertig.« Mrs. Silverstone tat so, als habe sie nicht verstanden, und kam noch ein bisschen näher an Amanda heran. Unter den übrigen Gästen erhob

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