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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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    Er schüttelte den Kopf.
    »Setzen Sie ihn auf, Will.« Will lehnte Javier an den umgestürzten Stamm eines abgestorbenen Säulenkaktus. Kalyn holte Javiers BlackBerry heraus, schaltete ihn ein und rief das Adressbuch auf. »Ist er das ?«, fragte sie. »Jonathan ?«
    »Ja.«
    »Was für eine SMS würden Sie ihm schicken ?«
    »Gar keine. Er lebt hinter seinem Lenkrad. Wir sprechen miteinander.«
    Sie hockte sich neben ihn. »Wenn er drangeht, sagen Sie ihm, Sie hätten schon eine Frau gefunden und wollten sich mit ihm treffen.«
    »Und was kriege ich dafür ?«
    »Sie behalten ihren Penis noch eine Zeit lang. Wenn Sie alles richtig machen, lasse ich Sie hier. Vielleicht sehen Sie ja Ihre Familie wieder.«
    Die Berge standen jetzt wie eine schwarze Wand im Hintergrund.
    »Hier, halten Sie ihm den BlackBerry ans Ohr, und wenn ich es sage, drücken Sie auf ›Sprechen‹.« Kalyn reichte Will das Gerät und zielte mit der Glock zwischen Javiers Beine. »Das Wichtigste ist Transparenz, Javier. Wenn Sie Spanisch reden oder Dinge zu Jonathan sagen, die keinen Sinn ergeben oder verdächtig klingen, schieße ich. Klar ?«
    »Ja. Sie machen das sehr gut.«
    »Los, Will.« Will drückte auf die Taste und hielt Javier den BlackBerry ans Ohr. Sie warteten. Beim dritten Klingeln hob jemand ab – die Stimme drang heiser und leise aus dem Lautsprecher. Will hörte sie zwar, konnte aber die Worte nicht verstehen.
    »Ich bin es, Jav. Ich habe jemanden … Nein, ich habe sie schon … Sie sind gerade bei mir … Ja, kann ich machen … Okay … Nein, das ist reichlich Zeit … In Ordnung, bis dann.«
    Javier nickte, und Will unterbrach die Verbindung.
    »War das alles ?«, fragte Kalyn.
    »Ja. Ich gebe Ihnen die Information, und Sie beide fahren weg.«
    »So war es abgemacht«, sagte Kalyn.
    »Und meiner Familie passiert nichts ?«
    »In zwölf Stunden rufe ich die Polizei an und sage ihnen, wo sie sind.«
    »Der Austausch ist in zwei Tagen«, sagte Javier.
    »Wo ?«
    »Auf der Interstate vierundachtzig, zirka zwanzig Kilometer außerhalb von Boise, Idaho.«
    »Was ist da ?«
    »Ein verlassenes Autokino.«
    »Und dort sollen Sie Jonathan treffen ?«
    »Montagabend. Elf Uhr.«
    »Wie sieht er aus ?«
    »Lange rote Haare, buschiger Bart, wiegt über dreihundert Pfund. Riecht schrecklich.«
    Im Unterholz raschelte etwas.
    »Sehen Sie mich an«, sagte Kalyn. »Sie sind für den Tod von einigen Menschen verantwortlich. Habe ich recht ?«
    »Ja.«
    »Haben Sie jemals einem Ihrer Lieben in die Augen geblickt und sich Rechenschaft abgelegt über das, was Sie getan haben ?«
    »Ich glaube nicht. Diese Situation war in mehr als einer Hinsicht einzigartig.«
    »Ich möchte wissen, ob Sie Reue verspüren.«
    »Ich tue nichts Persönliches. Ich habe Ihre Schwester nicht mitgenommen, weil ich ihr etwas antun wollte.«
    »Nein, Ihnen ging es nur ums Geld. Aber Sie haben …«
    »Wir brauchen nicht so zu tun, als sei ich so wie Sie. Sie fragen mich nach Reue. Sie möchten gerne hören, dass ich es zutiefst bereue, Ihrer Schwester, seiner Frau, etwas angetan zu haben. Ich kann das gerne sagen, aber es wäre nicht wahr. Ich würde es wissen. Sie würden es wissen. In meiner Arbeit gibt es keinen Platz für Reue. Sagen Sie mir, was Sie gemacht haben, bei welcher Einheit Sie waren. Ich tippe auf DEA .«
    In der Dunkelheit leuchtete das Weiße in seinen Augen.
    » FBI .«
    »Sie sind sehr gut, Kalyn. Es hätte mir Spaß gemacht, Sie zu töten.«
    »Wie viele von euch gibt es ?«
    »Wie viele von was ?«
    »Alphas.«
    Er lachte leise. »Nicht so viele, wie die Leute denken. Manche, die dafür gehalten werden, sind gar keine Alphas.«
    »Wie viele ?«
    »Im Moment siebenundfünfzig.«
    »Gehören auch Gringos dazu ?«
    »Nur zwei.«
    »Kommen Sie mit, Will.«
    Er folgte Kalyn zum Auto. Am Himmel leuchteten die ersten Sterne.
    »Glauben Sie ihm ?«, fragte Will und lehnte sich an die Motorhaube. Zum ersten Mal, seit er vor fünf Stunden in Phoenix angekommen war, konnte er die Hitze gut ertragen.
    »Ja, schon. Ich fahre zu Jonathan.«
    »Dem Trucker ?«
    »Wollen Sie mit ?«
    »Ich weiß nicht. Was ist mit Javier ? Ist Ihnen wohl dabei, ihn einfach hier zurückzulassen ?«
    »Nein.«
    »Und was wäre die Alternative ? Ihn mitzunehmen …« Will spürte, wie er sich verkrampfte. »Nein, auf keinen Fall.«
    »Ich habe vor drei Tagen ein Loch gegraben. Etwa fünfzig Meter von hier entfernt.«
    »Kalyn …«
    »Man lässt Alphas

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