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Spuren des Todes (German Edition)

Spuren des Todes (German Edition)

Titel: Spuren des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith O'Higgins , Fred Sellin
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gab.
    Sie warteten noch eine Weile, dann kletterten sie über den seitlichen Grundstückszaun und drangen durch ein Kellerfenster, das offenstand – auch das hatten sie vorher ausbaldowert –, in die Villa ein. Ob die beiden Einbrecher von den Bewohnern überrascht wurden oder es von vornherein gar nicht darauf angelegt hatten, unentdeckt zu bleiben, weiß man nicht. Auf jeden Fall schien Flucht für sie keine Option zu sein, als ihnen auf einmal der Hausherr gegenüberstand. Stattdessen richteten sie ihre Pistolen auf ihn. Sie stießen den Mann nach nebenan in die Küche und fesselten ihn auf einem Stuhl. Auf die gleiche Weise gingen sie gegen dessen Ehefrau und die zwanzigjährige Tochter vor, die ebenfalls im Haus wohnte. Die Ehefrau fesselten sie im Schlafzimmer, die Tochter ebenso, doch erst nachdem sie ihnen den Safe im Arbeitszimmer ihres Vaters gezeigt und geöffnet hatte. Nikolai Lewtzow und sein Komplize erbeuteten Bargeld und Schmuck, aber das war ihnen nicht genug. Bevor sie Anstalten machten, die Villa zu verlassen, fielen sie über die beiden Frauen her und vergewaltigten sie, erst die eine, dann die andere.
    Der Fall wurde schnell geklärt. Die Täter hatten Fingerabdrücke hinterlassen, und zumindest Lewtzows waren in der Polizeikartei gespeichert. Außerdem konnten die Opfer das Aussehen der beiden Männer gut beschreiben. Sie wurden festgenommen und kamen noch im selben Jahr wegen Vergewaltigung und Raubs vor Gericht. Das Urteil für Nikolai Lewtzow: neun Jahre Haft. Sein Mittäter kam mit siebeneinhalb davon, sein Vorstrafenregister war nur halb so lang.
    Nach sechseinhalb Jahren wurde der Bulgare freigelassen, die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Einen Monat später sollte er in sein Heimatland abgeschoben werden. Doch auf dem Weg von einem Referat zum anderen verschlampte jemand in der Ausländerbehörde seine Akte. Somit war der Fall von heute auf morgen nicht mehr existent. Und nicht nur das, Nikolai Lewtzow bekam sogar Sozialhilfe gezahlt.
    Irgendwann in dieser Zeit zog er nach Hamburg um. Und dort begegnete ihm eines Tages Jaqueline Wentrop. Sie schien ihm zu gefallen, er umwarb sie, doch sie dachte nicht daran, ihren Freund zu verlassen. Trotzdem versuchte er es immer wieder, sobald sie sich über den Weg liefen, beim Einkaufen oder einfach so auf der Straße. Alle paar Wochen geschah das, manchmal vergingen dazwischen auch Monate. Er ließ es jedes Mal wie eine zufällige Begegnung aussehen, aber sie hegte den Verdacht, dass er ihr nachstellte. Zumal er nur dann auftauchte, wenn sie allein unterwegs war. Ihrem Freund hatte sie den hartnäckigen Verehrer verschwiegen. Sie kannte den Mann ja kaum, was hätte sie erzählen sollen? Es schien ihr nicht wichtig.
     
    Sonst hätten sich die Ermittler der Mordkommission, die den Tod der Zahnarzthelferin aufzuklären hatten, vermutlich viel früher mit ihm beschäftigt. So aber verstrichen Monate, bis sich eine Freundin von Jaqueline Wentrop bei den Beamten meldete und ihnen von einem gewissen Nikolai erzählte. Viel wusste sie nicht über ihn, sie war auch keine enge Freundin der Getöteten gewesen, mehr eine Bekannte. Die beiden Frauen hatten nur sporadisch Kontakt gehabt, wie es sich gerade ergab, manchmal war ein halbes Jahr vergangen, ohne dass sie sich gesehen hatten. Die Geschichte von Nikolai Lewtzow kannte sie auch nur, weil sie einmal dabei war, als er Jaqueline Wentrop angesprochen hatte. Danach hatte sie ihr von seinen seltsamen Annäherungsversuchen erzählt.
    Bevor die Polizei diese Information bekam, war auch Bernhard Schlonewski ermordet worden. Und da er offenbar durch die gleiche Waffe gestorben war, suchten die Ermittler nach einer Verbindung zwischen den beiden Fällen. Es fanden sich Zeugen, die aussagten, Jaqueline Wentrop und der Kioskbesitzer hätten sich gekannt. Angeblich hatte sie bei ihm gelegentlich Zigaretten gekauft. Ihr Freund, der nicht rauchte, hielt das nicht für ausgeschlossen, obwohl sie sich für gewöhnlich im Supermarkt mit Zigaretten eingedeckt habe. Der Kiosk befand sich ganz in der Nähe der Zahnarztpraxis, in der sie gearbeitet hatte. Auf dem Weg von und zur S-Bahn muss sie direkt daran vorbeigekommen sein. Später wurde spekuliert, dass die beiden eine Affäre gehabt hätten. Bestätigen konnte das jedoch niemand.
    Eine Affäre wäre ein Motiv gewesen – für beide Taten: verschmähte Liebe.
    Zumindest im Mordfall Jaqueline Wentrop verdichteten sich die Verdachtsmomente gegen Nikolai

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