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Spuren des Todes (German Edition)

Spuren des Todes (German Edition)

Titel: Spuren des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith O'Higgins , Fred Sellin
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über die Frau beugte, die auf dem Gehweg lag, nur ein Stück entfernt, in einer großen Blutlache, und dann flüchtete. Da es im Oktober um diese Zeit bereits finster und die Gegend nicht besonders gut beleuchtet war, hatte sie allerdings nicht mehr als eine Gestalt in dunkler Kleidung erkannt. Nicht einmal über die Länge der Haare konnte sie Angaben machen, da der – oder die – Unbekannte offenbar eine Kapuze über den Kopf gezogen hatte. Aber so wie sich die Person bewegt habe, meinte die Nachbarin zu den Mitarbeitern der Mordkommission, dürfte es ein Mann gewesen sein.
    Jaqueline Wentrop, das Opfer, eine zweiunddreißigjährige Zahnarzthelferin, war an dem Abend nach der Arbeit noch schnell Lebensmittel einkaufen gewesen. Den Supermarkt konnte sie bequem zu Fuß erreichen. Von dort waren es keine fünfhundert Meter bis zu dem Haus, in dem sie mit ihrem Lebensgefährten eine Dreizimmerwohnung gemietet hatte. Der Schütze musste ihr vor dem Supermarkt aufgelauert haben und ein Stück des Weges gefolgt sein. Die Frau hatte zwei Plastiktüten getragen, in jeder Hand eine. Sie war nicht einmal dazu gekommen, die Arme hochzureißen, um sich zu schützen. Es sah wie eine Hinrichtung aus, als hätte jemand einen Killer geschickt.
    Die Polizei stand vor einem Rätsel. Eine Beziehungstat schied offenbar aus. Der Lebensgefährte des Opfers hielt sich seit zwei Tagen auf einer Dienstreise in Norwegen auf. Er arbeitete in einem IT -Unternehmen als Softwareentwickler und hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen, höchstens mal einen Strafzettel für falsches Parken kassiert. Als er – noch in Norwegen – von Jaqueline Wentrops Tod erfuhr, brach er zusammen und musste psychologisch betreut werden.
    Die beiden waren seit fünf Jahren ein Paar gewesen. Sie hatten keine aufregende Beziehung geführt, er war nicht der Typ, der seine Gefühle nach außen trug oder verrückte Sachen anstellte, um ihr seine Liebe zu beweisen. Aber sie hatten sich gut verstanden. Es war selten vorgekommen, dass sie miteinander gestritten hatten, und nie war es etwas Ernstes gewesen. Schon einige Male hatte er darüber nachgedacht, ihr einen Heiratsantrag zu machen, zuletzt auf dem Flug nach Norwegen.
     
    Ich hatte den Fall schon beinahe vergessen. Die Mordkommission schien in der Sache nicht wirklich voranzukommen. Die Medien, die mich hätten daran erinnern können, berichteten kaum mehr darüber.
    Doch dann – knapp vier Monate später – wurde uns die Leiche eines Mannes ins Institut gebracht, der anscheinend auf die gleiche Weise wie Jaqueline Wentrop getötet worden war. Ihm hatte der Schütze zwar in die rechte Wange geschossen und statt in die Brust in den Bauch, aber wie sich herausstellte, waren in beiden Fällen die gleichen Schrotpatronen verwendet worden.
    Das zweite Opfer hieß Bernhard Schlonewski, war neununddreißig Jahre alt und hatte einen kleinen Kiosk betrieben, in dem es hauptsächlich Tabakwaren, Zeitungen, Süßigkeiten und Getränke zu kaufen gab. Der Familienvater hatte zwei Söhne, lebte aber getrennt von ihnen und seiner Frau, die Scheidung lief.
    An dem Abend, als er starb, hatte er wie üblich kurz nach einundzwanzig Uhr sein kleines Geschäft verlassen, die Tür abgeschlossen und war zu seinem Auto gelaufen, das auf einem Parkplatz eine Straßenecke weiter stand. Kurz bevor er dort ankam, tauchte aus dem Dunkel plötzlich ein Mann auf, der sich vor ihm aufbaute und mit einer abgesägten, doppelläufigen Schrotflinte herumfuchtelte. Der Bewaffnete zwang ihn, sein Auto aufzuschließen und mit ihm in ein Industriegebiet östlich der Innenstadt zu fahren. Auf einem verlassenen Firmengelände, hinter einer alten Fabrikhalle, ließ er ihn anhalten, den Motor abstellen und aussteigen. Dann muss er ihn durch eine Stahltür, die nicht verschlossen war, in die Halle dirigiert und dort mit den zwei Schüssen aus weniger als sechzig Zentimetern Entfernung niedergestreckt haben.
    So weit ließ sich der Tatablauf hinterher rekapitulieren. Warum der Täter Bernhard Schlonewski ausgewählt hatte, was er von ihm wollte – darauf konnten sich die Ermittler lange keinen Reim machen. Anfangs vermuteten sie, dass er es auf die Tageseinnahmen aus dem Kiosk abgesehen hatte. Dann wäre es ein Raubmord gewesen. Doch diese Theorie verwarfen sie, als sie herausfanden, dass Bernhard Schlonewski die Tageseinnahmen in einem kleinen Safe deponiert hatte, der sich in einem winzigen Nebenraum des Kiosks befand. Wie es schien, war

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