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Spuren in der Wüste

Spuren in der Wüste

Titel: Spuren in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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die heiligen Stätten, und in der Grabeskirche betete Irene
    lange und inbrünstig, daß der Dunkle sein Versprechen halten und
    daß weder Werner noch seiner und ihrer Familie je ein Leid durch
    ihn geschehen würde.
    Gegen Abend zogen sie betend und Choräle singend durch die
    Via Dolorosa. Ein bernsteinfarbener Himmel wölbte sich über die
    alte Stadt.
    Einige der Pilger drängten sich schließlich in den kleinen Laden,
    der Heiligenbilder, Bibeln und Rosenkränze aus Olivenholz, Silber
    und Perlmutt feilbot.
    Irene wandte sich der Ecke zu, in der große alte Bibeln in kunst-
    vollen, mit Silber beschlagenen Einbänden angeboten wurden.
    Sie tat, als schaue sie sich die Kunstwerke an. Und es dauerte
    nicht lange und jemand flüsterte neben ihr: »Einst kamst du aus
    der Wüste allein zurück. Und dies soll ein Andenken daran sein.«
    Eine dunkle schmale Hand hielt ihr ein Päckchen hin, das genau-
    so aussah wie die, in denen die anderen Pilger ihre Bibeln in Emp-
    fang nahmen.
    Schließlich verließen sie den Laden und formierten sich wieder zu
    ihrem kleinen Zug, begannen von neuem ihre Gebete und Gesänge.
    Irene hielt sich am Ende des Zuges.
    Neben ihr ging eine ältere Krankenschwester, der offensichtlich
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    das Gehen schwerfiel. Die Knöchel über ihren einfachen schwarzen
    Halbschuhen waren dick verschwollen. Zwischen ihren Gebeten
    stöhnte sie immer wieder leise auf. Und sie war so mit sich selbst
    beschäftigt, daß sie gar nicht bemerkte, wie plötzlich ein koptischer Mönch sich zwischen sie und Irene schob und Irene in einen offenen Hauseingang drängte.
    »Schnel «, flüsterte er und packte Irenes Arm. »Geben Sie mir das
    Paket. Es ist Sprengstoff drin.«
    Also doch, dachte sie und schauderte. Ihr fiel nicht einmal auf,
    daß er fehlerloses Deutsch sprach.
    Sie öffnete ihre Reisetasche, er zog rasch das Paket heraus.
    »Sie sollten es in den Bus legen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Hören Sie, warten Sie hier. Verhalten Sie sich still. Jemand an-
    deres wird in wenigen Minuten hier sein und sich um Sie küm-
    mern. Kehren Sie unter keinen Umständen zu den anderen Pilgern
    zurück.«
    Sie wartete, im Schatten an die Hausmauer gelehnt, aber auch
    draußen war es nun dunkel geworden, und nur hier und da fiel aus
    einigen Läden, die Touristenandenken feilboten, noch Lichtschein.
    Irene spürte, wie eine große Ruhe über sie kam. Sie war nun wie-
    der einer anderen Macht ausgeliefert, aber dieses Mal machte es ihr
    keine Angst.
    Denn diese Macht hatte verhindert, daß Menschen getötet wur-
    den.
    Als schließlich eine Nonne zu ihr trat und sagte: »Kommen Sie
    mit mir, Mrs. Blessing«, da folgte sie, ohne zu zögern.
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    ie Sonne stand schon tief im Westen. Ihre Strahlen vergoldeten
    Ddie Mauern und Türme Jerusalems, der alten Stadt in den
    Mauern Suleimans, und der neuen, die sich dahinter erhob.
    Es war ein Anblick, der Werner immer wieder tief beeindruckte
    und anrührte. Diese Stadt ist die Heilige Stadt dreier Religionen,
    des Judaismus, des Christentums und des Islam, und man spürt,
    daß man auf heiligem Boden steht.
    Es war Freitag, der Sabbat begann, und die gläubigen Juden ström-
    ten in Scharen der westlichen Mauer des Tempelplatzes, der Klage-
    mauer, zu.
    Werner sah die Männer tief versunken im Gebet sich wiegen und
    die Frauen mit weiten, gläubigen Gesichtern, die hier alle Alltags-
    sorgen hinter sich ließen.
    Werner überquerte den großen Platz vor der Klagemauer und
    tauchte in eine der engen Gassen des Basarviertels ein; alle Düfte
    und Gerüche des Orients strömten ihm entgegen.
    Werner fand rasch das Andenkengeschäft von Ali Mohammed
    wieder, der ihm während des Jom-Kippur-Krieges häufig kleine, aber
    wichtige Informationen geliefert hatte.
    Ali Mohammed hockte auf einem mit Kamelleder bespannten
    Schemel, vor sich auf einem Gasbrenner die Messingkanne, in der
    türkischer Kaffee siedete und dessen Kardamomduft das kleine Ge-
    wölbe durchzog.
    »Mein Freund, wie schön, dich wiederzusehen!« rief Ali Moham-
    med, ein großer, kräftiger Mann mit der seidenweichen Stimme ei-
    ner orientalischen Frau.
    Er umarmte Werner, wie es unter Freunden üblich ist, lud ihn
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    zum Sitzen ein, kredenzte Kaffee in winzigen Porzellanschalen, die
    wiederum in kleinen Messingschalen steckten.
    »Was führt dich heute hierher? Doch nicht wieder ein neuer
    Krieg?« Mohammed lachte glucksend.
    »Nein, Ali, ganz bestimmt nicht. Nur die Suche nach einer schö-
    nen Frau.«
    »Ah,

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