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Spuren in der Wüste

Spuren in der Wüste

Titel: Spuren in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Menschen am Leben zu erhalten?«
    Sie schloß einen Moment lang die Augen.
    »Wenn ich das glauben könnte. Aber nach der Bombe –«
    »Das war eine Ausnahme. Ich habe dich noch nie belogen. – Ich
    führe dich jetzt in die Stadt zurück. Du weißt, was du in Zukunft
    zu tun hast.«
    Sie nickte stumm.
    Er brachte sie in die Altstadt von Jerusalem zurück. Sie war wie
    eine Araberin gekleidet, und sie befand sich in der Begleitung eines Arabers.
    So berichteten es die halbwüchsigen Zuträger Ali Mohammeds,
    der sie dafür mit ein paar Silbermünzen belohnte.
    »Geh nicht ins Kloster zurück«, warnte Irenes Begleiter vor dem
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    Jaffa-Tor, »wir holen dich sonst auf irgendeine Weise wieder raus.
    Und dann, das verspreche ich dir, gehen wir nicht mehr so sanft mit
    dir um wie diesmal. Arbeite weiter für uns, und du wirst sogar eine
    gewisse Freiheit genießen. Selbst deinen Holt kannst du haben.«
    In einer Tasche, die wieder ein Geheimfach hatte, trug sie wieder
    einen Umschlag mit sich. An einem bestimmten Tag zu einer be-
    stimmten Stunde sollte sie ihn in Hamburg abliefern.
    Das Gerücht, daß Irene mit einem Araber gesehen worden war,
    erreichte Werner über Ali Mohammed mit Windeseile.
    Ali senkte seine Stimme am Telefon: »Ich glaube, du sol test diese
    Frau vergessen. Du könntest sonst großen Schaden erleiden, mein
    Freund.«
    Doch Werner vergaß nur das lange Warten auf Irene, als sie nun
    tatsächlich zu ihm kam und er sie endlich wieder in die Arme
    nehmen konnte.
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    ie lagen auf dem breiten Bett. Licht fiel nur durch die Spalten
    Sder Vorhänge, bläulich, gelblich, Widerschein der Nacht über
    Jerusalem. Sie lagen nach der Umarmung in der Stille der erfüllten
    Zärtlichkeit.
    Wer würde als erster etwas sagen?
    Und was?
    Und war es überhaupt wichtig?
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    Werner schob seine Hand unter Irenes schweres, gelöstes Haar; es
    roch hell und frühlingshaft nach ersten Blüten.
    »Du kannst mir vertrauen.«
    Sie antwortete nicht.
    »Irene, was immer es ist, was dich bedrückt, du kannst mir ver-
    trauen.«
    »Das sagt sich so leicht«, flüsterte sie.
    »Ich bin bei deinen Eltern gewesen, in Amerika. In Friend's Farm.
    Ich habe auch deine Schwester Doris kennengelernt.«
    Irene lag ganz still.
    »Willst du nicht wissen, wie es ihnen geht?«
    »Wie geht es ihnen?« fragte sie tonlos.
    »Ihr Haus ist das schönste im Dorf. Deine Schwester ist ein typi-
    sches American-Girl. Sie weiß, was sie will. Ich habe sie mit nach
    New York genommen.«
    »Was will Doris da?«
    »Sie hat einen Vertrag mit einer Fotomodell-Agentur. Sie wird
    ihren Weg machen.«
    Er spürte, daß sein Arm naß wurde; Irene weinte.
    »Warum?« fragte er.
    »Ich freue mich«, sagte sie. »Für Doris.«
    »Sie hat mich nach Jerusalem geschickt. Sie sagte, du kehrtest
    immer wieder hierher zurück.«
    Irene schwieg, lag ganz still. Und er spürte, wie ihr Körper sich
    spannte.
    »Sag mir, warum? Bitte.«
    »Ich war einmal hier. Vor langer Zeit.«
    »Warst du hier glücklich?«
    »Es ist ein Land, das einen nie mehr losläßt.«
    »Warum warst du jetzt im Kloster?«
    »Ich brauche Frieden.«
    »Wovon?«
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    »Frag nicht weiter. Bitte, Werner.«
    »Gut«, sagte er, »gut. Wir haben ja noch so viel Zeit.«
    Er streichelte ihren Rücken und ihre Schultern.
    Nach einer Weile spürte er, daß sie eingeschlafen war.
    Werner schaute dem Spiel von Licht und Schatten zu. Die Vor-
    hänge wehten im leichten Wind, der so oft über Jerusalem streicht.
    Es war sehr still.
    Er sah in Gedanken das Haus seiner Eltern im Grunewald und
    den verwilderten und doch so gepflegten Garten und die vielen
    Kinderspielzeuge darin, die Wippen und die Schaukeln und das
    hölzerne Pferd, die sein Vater mit so viel Liebe anfertigte, und Werner bevölkerte das Haus und den Garten mit lachenden, umhertol-
    lenden Kindern – den Enkeln, die seine Eltern sich so sehr wünsch-
    ten.
    Und er sah Irene und sich selbst an einem Sommerabend auf der
    Terrasse, an einem Winterabend vor dem Kaminfeuer.
    Er sah ihre Hände und wie sie ihren Kopf neigte, er sah, wie sie
    Dinge tat, die jede Frau tut, für ihren Mann und für ihre Familie,
    die sie liebt.
    Man konnte das Haus vergrößern, an- und umbauen. Warum soll-
    ten seine Eltern nicht an seinem Glück teilhaben?
    Nach einer Weile stand er auf, ganz leise, um Irene nicht zu we-
    cken. Er zog sich ebenso leise an.
    Er schloß das Zimmer von außen ab, ging hinunter in die Halle
    des Hotels.
    Der Nachtportier döste über einer

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