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Spuren in der Wüste

Spuren in der Wüste

Titel: Spuren in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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sie. »Aber du kannst mir glauben, ich tue nichts,
    was dir schaden könnte.«
    »Und kann es dir schaden?«
    Irene schüttelte den Kopf.
    »Wie lange soll das noch dauern? Und wenn wir verheiratet sind?«
    Sie wandte sich halb ab. »Werner, ich kann nicht darüber spre-
    chen, aber du mußt mir glauben, ich tue nichts Unrechtes.«
    »Gut«, sagte er gemacht fröhlich. »Gut, ich glaube dir ja, Schatz.«
    Er nahm sie um die Schultern und preßte seinen Mund an ihr
    Haar.
    »Danke«, sagte sie leise, und dann drehte sie sich um und schlang
    fest die Arme um seinen Hals.
    »Und noch etwas sollst du wissen«, flüsterte sie, »ich habe noch
    nie, nie einen Mann so geliebt wie dich.«
    »Wann heiratest du mich?« murmelte er.
    »Wann immer du willst.«
    »Und von deinen geheimnisvollen Ausflügen kommst du immer
    wieder zu mir zurück?«
    »Immer wieder.«
    »Ich habe auch eine Überraschung für dich«, sagte Werner, und
    diesmal schob er Irene ein bißchen von sich weg. »Als du weg
    warst, fiel mir so die Decke auf den Kopf, daß ich wie ein Wilder
    gearbeitet habe – ich habe die ersten sechzig Seiten geschrieben
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    und einen Handlungsaufriß gemacht. Und Ludwig, der einen Lek-
    tor im Reeder-Verlag kennt, hat dem die Seiten gegeben, und der
    fand die Geschichte großartig, und wenn ich dranbleibe, erscheint
    im nächsten Frühjahr mein erstes Buch. Ein Roman, basierend auf
    Tatsachen.«
    »Werner!« Sie freute sich mit ihm, denn sie wußte, daß wohl jeder
    Journalist davon träumt, einmal ein Buch zu schreiben, also nicht
    nur Storys für den Tag.
    »Es ist eigentlich eine irre Geschichte«, erzählte er, »und wenn du
    nicht wärest, hätte ich wohl nie die Nase dran gekriegt. – Du erin-
    nerst dich doch, als wir in der Wüste waren.«
    »Ja«, sagte sie tonlos.
    Aber seine eigene Begeisterung riß ihn mit sich weg, und er merk-
    te es nicht.
    »Warte, ich hole den Anfang und lese ihn dir vor.«
    Irene setzte sich in den Schatten, Werner so, daß das Licht der
    Stehlampe voll auf die Manuskriptseiten fiel.
    »Der Titel ist vorläufig ›Spuren in der Wüste‹«, er räusperte sich,
    ein wenig verlegen, ein wenig aufgeregt, und Irene sah ihn, wie er
    als kleiner Junge gewesen sein mußte.
    Er begann zu lesen, und sie schloß die Augen.
    Die Sonne fiel in die Wüste. Es gab nichts als die Hitze, die nackte Erde und das Gestein. Die Stille umgab den Mann und die Frau wie etwas Greifbares; Hitze wie Stille waren dem Menschen hier absolut feindlich.
    »Es ist deine Schuld«, sagte der Mann, »daß wir uns verfahren haben.« Und die Frau wich zurück. Er hatte sie schon oft geschlagen, und hier, sie wußte es, würde er es geradezu mit Vergnügen tun, denn hier gab es keine Fluchtmöglichkeit für sie. Nirgendwo Hilfe.
    »Einen VW zu mieten, mit dem du nicht umgehen kannst!« Der
    Mann warf ihr den Wagenheber vor die Füße. »Los, wechsle das Rad!
    Los, nun mach schon!«
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    »Du wol test hierher«, sagte sie »du wolltest auf den Spuren des Herrn wandeln!«
    Sie sagte es hart und bitter, denn der Mann, der vor ihr stand, nannte sich Priester. Aber wie verlogen und brutal er war und wie verlogen und dumm seine Sekte, das hatte sie viel zu spät gemerkt, erst nachdem sie verheiratet waren.
    »Hör auf«, flüsterte Irene.
    Werner hielt verblüfft inne.
    »Woher weißt du das alles?« flüsterte sie heiser. »Woher? Woher?«
    Werner begriff nicht. Er sagte: »Aber Irene, das ist doch bloß der
    Anfang meines Romans. Ich verstehe dich nicht. Ich meine –«
    »Es war kein Unfall«, sagte sie. »Es war das Ende – o mein Gott.
    Ich hielt es einfach nicht mehr aus, und da habe ich es getan. Ich
    habe ihn umgebracht. Ich habe es getan. Ich habe es getan, hörst
    du! Und ich – deswegen war ich wieder in Jerusalem. Und hättest
    du mich doch nur nicht gefunden. Dann hätte ich im Kloster blei-
    ben können. Ich wollte doch endlich Frieden finden.«
    Sie preßte die Stirn auf ihre Knie.
    Sie weinte, wie er noch nie einen Menschen hatte weinen sehen;
    und dann erzählte sie ihm alles. Es brach alles aus ihr heraus, wie es angefangen und wie es geendet hatte:
    Sie war zwanzig Jahre alt, und sie war schön. Aber sie wollte nicht
    werden wie die Mädchen in ihrer Umgebung in New York, die mit
    jedem, der sie haben wollte, für ein paar Dollars ins Bett gingen.
    Sie wollte ein anständiges Leben führen, sie wollte etwas erreichen.
    Sie arbeitete als Kellnerin, um sich und ihre Familie durchzubrin-
    gen und noch ein paar

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