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Sputnik Sweetheart

Sputnik Sweetheart

Titel: Sputnik Sweetheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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gebrochenem Griechisch. Zuerst wurden eine Karaffe Weißwein, Brot und Oliven auf den Tisch gestellt. Ohne große Umstände und weitschweifige Höflichkeiten schenkten wir uns Wein ein und tranken. Um meine Hungerqualen zu mildern, aß ich von dem derben einheimischen Brot und den Oliven.
    Miu war eine schöne Frau. Diesen einfachen, klaren Umstand registrierte ich als Erstes. Aber vielleicht war alles gar nicht so einfach und klar, und ich war in einem schrecklichen Missverständnis befangen. Vielleicht war ich irgendwie in den unentrinnbaren Sog eines fremden Traumes geraten. Auch im Rückblick kann ich diese Möglichkeit nicht ausschließen. Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass ich Miu damals sehr schön fand.
    Einer der Ringe an ihren schlanken Fingern war ein schlichter goldener Ehering. Während ich sie hastig musterte, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen, ruhte ihr Blick ganz gelassen auf meinem Gesicht. Nur hin und wieder nahm sie einen Schluck von ihrem Wein.
    »Mir ist, als wären wir uns schon begegnet«, sagte Miu. »Wahrscheinlich, weil ich schon so viel von Ihnen gehört habe.«
    »Sumire hat mir auch viel von Ihnen erzählt«, sagte ich.
    Miu schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das an ihren Augenwinkeln bezaubernde kleine Fältchen hervorlockte. »Dann brauchen wir uns ja nicht groß vorzustellen.«
    Ich nickte.
    Am besten gefiel mir an Miu, dass sie nicht versuchte, ihr Alter zu verbergen. Sumire zufolge war sie acht- oder neununddreißig, und sie sah auch wirklich aus wie acht- oder neununddreißig. Mit ihrer schönen Haut und ihrer schlanken, sportlichen Figur hätte sie mit etwas Make-up leicht als Endzwanzigerin durchgehen können, aber die Mühe machte sie sich nicht. Miu ließ ihr Alter ganz natürlich zu, akzeptierte es und schien sich ihm mit Leichtigkeit anzupassen.
     
    Sie steckte sich eine Olive in den Mund, fasste mit zwei Fingern den Kern und legte ihn anmutig in den Aschenbecher – wie eine Dichterin, die einen Punkt setzt.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach so mitten in der Nacht herausgeklingelt habe«, sagte Miu. »Ich hätte Ihnen gern alles ausführlicher erklärt, aber ich war zu aufgeregt und wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Natürlich bin ich immer noch aufgeregt, aber nicht mehr so kopflos.«
    »Was ist denn überhaupt passiert?« fragte ich.
    Miu legte die Hände auf dem Tisch übereinander, trennte sie, legte sie wieder zusammen.
    »Sumire ist verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Wie Rauch«, sagte Miu und nahm einen kleinen Schluck Wein.
    »Es ist eine lange Geschichte«, fuhr sie fort, »die ich Ihnen lieber von Anfang an und in der richtigen Reihenfolge erzählen möchte, damit kein Detail verloren geht. Das Ganze ist sowieso eine ziemlich heikle Angelegenheit. Lassen Sie uns zuerst etwas essen. Es zählt ja jetzt nicht mehr jede Sekunde, und mit leerem Magen überlegt es sich schlecht. Außerdem ist es hier ein bisschen zu laut zum Reden.«
    Das Lokal war inzwischen voller einheimischer Gäste, die sich laut unterhielten und dabei wild gestikulierten. Um nicht schreien zu müssen, steckten Miu und ich über dem Tisch die Köpfe zusammen. Eine große Schale mit griechischem Salat und ein ansehnlicher gegrillter, weißer Fisch wurden aufgetragen. Miu salzte den Fisch, drückte eine halbe Zitrone darüber aus und träufelte etwas Olivenöl darauf. Ich tat mit meiner Hälfte das Gleiche. Danach konzentrierten wir uns aufs Essen. Sie hatte Recht, vor allem anderen sollte man immer den Forderungen des Magens nachkommen.
    Miu fragte mich, wie lange ich bleiben könne. In einer Woche, antwortete ich, beginne das neue Schuljahr, bis dahin müsse ich zurück sein, sonst hätte ich Unannehmlichkeiten zu erwarten. Miu nickte sachlich. Nachdenklich presste sie die Lippen aufeinander, sagte aber nicht: »Ach, bis dahin sind Sie längst zurück«, oder: »Ich weiß nicht, ob sich so schnell alles regeln lässt.« Ganz offensichtlich hatte sie sich zwar ein Urteil gebildet, behielt es aber für sich und aß in Ruhe weiter.
    Als wir nach dem Essen noch einen Kaffee tranken, kam Miu auf die Kosten meines Flugtickets zu sprechen. Ob sie mir das Geld dafür in Reiseschecks erstatten oder lieber in Tokyo auf mein Konto überweisen solle? Im Augenblick sei ich nicht knapp, erwiderte ich, und könne die Reise problemlos selbst bezahlen. Aber Miu bestand darauf. Schließlich sei sie es gewesen, die mich hergebeten habe.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das war keine

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