Sputnik Sweetheart
es.
Statt eine Menge zusammenhangloses Zeug zu schreiben, sollte ich mich lieber wieder ins warme Bett kuscheln, an Miu denken und masturbieren. So sieht’s aus.
Ich liebe den Schwung von Mius Po, ihr schneeweißes Haar. Der Kontrast zwischen dem weißen Haar auf ihrem Kopf und ihrem pechschwarzen Schamhaar ist erlesen und atemberaubend. Ihr Po in den kleinen schwarzen Höschen ist so sexy. Und wenn ich nur an ihr T-förmiges, genauso schwarzes Schamhaar denke…
Aber ich sollte nicht daran denken. Ich muss den Stromkreis dieser unergiebigen Fantasien unterbrechen und mich vorläufig aufs Schreiben konzentrieren, um die kostbare Zeit vor Sonnenaufgang besser zu nutzen. Die Entscheidung, was effektiv ist und was nicht, überlasse ich anderen. Und im Augenblick interessieren mich diese anderen ungefähr so sehr wie ein Becher Gerstentee.
Richtig?
Natürlich.
Also vorwärts.
Man sagt, es sei riskant, in einem Roman Träume (wirklich Geträumtes oder erfundene Träume) zu erzählen. Ich teile die Ansicht, dass es nur wenigen, außerordentlich begabten Schriftstellern gelungen ist, die irrationale Grundlage von Träumen in Worte umzusetzen und zu rekonstruieren. Dennoch möchte ich einen Traum erzählen, den ich vor kurzem hatte. Ich berichte ihn hier als etwas, das mich betrifft, als meine eigene Chronistin sozusagen. Ohne literarischen Anspruch.
Um die Wahrheit zu sagen, habe ich häufig ähnliche Träume, die sich zwar in Einzelheiten unterscheiden und auch unterschiedliche Schauplätze haben, aber stets dem gleichen Schema folgen. Zudem verspüre ich, wenn ich aus einem dieser Träume erwache, stets den gleichen Schmerz (was Dauer und Intensität betrifft). Das Thema wiederholt sich immer wieder, wie das Pfeifen eines Nachtzuges vor einer gefährlichen Kurve.
Sumires Traum
(Ich schildere diesen Teil in der dritten Person, weil es mir so authentischer erscheint.)
Sumire steigt eine hohe Wendeltreppe hinauf, um sich mit ihrer längst verstorbenen Mutter zu treffen, die auf der obersten Stufe auf sie warten soll. Die Mutter hat Sumire etwas mitzuteilen. Etwas, das für Sumires weiteres Leben unerlässlich ist. Sumire fürchtet sich davor, ihrer Mutter zu begegnen. Sie hat noch nie eine Tote getroffen und ist sich unsicher, was für ein Mensch ihre Mutter ist. Vielleicht hasst sie Sumire sogar aus irgendeinem Grund, den Sumire sich nicht vorstellen kann. Trotzdem will Sumire sie unbedingt kennen lernen. Und dies ist ihre erste und letzte Chance.
Die Treppe nimmt keine Ende. Sumire steigt und steigt, ohne jedoch oben anzukommen. Sie ist schon völlig außer Atem, und die Zeit läuft ihr davon. Ihre Mutter wird nicht ewig in diesem Gebäude warten. Schweißüberströmt erreicht Sumire endlich das Ende der Treppe.
Sie tritt auf einen breiten Absatz und steht vor einer Mauer. Einer massiven, dicken Mauer. In Augenhöhe erblickt sie ein rundes Loch, das an einen Lüftungsschacht erinnert und einen Durchmesser von etwa einem halben Meter hat. In dem Loch steckt Sumires Mutter, als hätte man sie mit den Füßen voran hineingepresst. Sumire weiß, dass die festgesetzte Frist beinahe abgelaufen ist.
Flehend blickt das Gesicht ihrer Mutter ihr aus der engen Röhre entgegen. Sumire weiß auf einen Blick, dass diese Frau ihre Mutter ist. Sie hat ihr das Leben, ihr Fleisch und Blut gegeben. Doch die Frau hier ist eine andere als die im Familienalbum zu Hause. Ihre wirkliche Mutter ist jung und schön. Die andere ist gar nicht meine Mutter, denkt Sumire. Vater hat mich reingelegt.
»Mutter!« ruft Sumire entschlossen. Ihr ist, als hebe sich eine Steinplatte von ihrer Brust. Doch kaum hat sie dieses Wort ausgesprochen, wird ihre Mutter tief in das Loch hineingesogen, wie von einem mächtigen Vakuum angesaugt. Ihre Mutter öffnet den Mund und ruft Sumire etwas zu, aber der Wind, der durch das Loch heult, verschluckt ihre Worte, sodass sie Sumire nicht erreichen. Im nächsten Augenblick wird Sumires Mutter ganz ins Dunkel der Röhre gesaugt und ist verschwunden.
Als Sumire sich zum Gehen wendet, ist die Treppe verschwunden, und sie ist von vier Mauern eingeschlossen. An der Stelle der Treppe befindet sich jetzt eine Holztür. Sumire dreht den Türknauf und öffnet sie. Auf der anderen Seite ist nichts als Himmel. Sie steht auf der Spitze eines Turms, der so hoch ist, dass ihr schwindlig wird, wenn sie hinunterschaut. Am Himmel fliegen ungezählte, kleine flugzeugähnliche Objekte, simple
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