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ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume

Titel: ST - Die Welten von DS9 1: Cardassia - Die Lotusblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Una McCormack
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Strähnen im Schwarz.
    Wie die meisten Cardassianer in Andak – Feric ausgenommen –, hatte auch Tela Maleren Keiko gegenüber nie von ihren Erlebnissen im Krieg gesprochen. Sie hatte eine Tochter, Nyra, erwähnte aber nie, ob es auch einen Ehemann oder Partner gab. Keiko wusste nicht einmal, ob Nyra, die mit ihr im Camp lebte, ihr einziges Kind war. Einmal mehr fragte sie sich, welchen Preis der Krieg dieser kultivierten, gebildeten Frau abverlangt hatte.
    »Als ich jünger war, habe ich gern unterrichtet«, sagte Tela. »Doch als ich Direktorin der Wissenschaftsakademie wurde, hatte ich immer weniger Zeit dafür. Das habe ich sehr bedauert.« Sie sah Keiko nüchtern an. »Sie sind sich der administrativen Pflichten sicher bewusst. Vermissen
Sie
das Unterrichten, Direktorin O’Brien?«
    »Sehr sogar«, antwortete Keiko. Der Wechsel vom Vornamen zurück zum Titel war ihr nicht entgangen. »Und ich bin mir sicher, dass wir es aus den gleichen Gründen lieben.«
    Ein sehr dünnes Lächeln schlich sich auf Telas Gesicht. »Glauben Sie das wirklich, Direktorin O’Brien?«
    »Nun, ich möchte Kindern und Schülern Ideen vermitteln. Ich liebe es, ihren Geist zu öffnen und zu sehen, wie sie aus dem, was ich ihnen gebe, etwas Neues, Eigenes machen.«
    »Dann sind wir verschiedener Ansicht – wie ich es vermutete. Als ich den Lehrberuf ausübte, ging es mir darum, den Schülern ihr Erbe und ihre Traditionen zu verdeutlichen. Ihnen zu zeigen, was es heißt, Cardassianer zu sein. So hatte man es mich einst gelehrt, und so wollte ich es andere lehren.«
    Telas Finger spielten mit dem silbernen Armband an ihrem Handgelenk. Keiko begriff, dass sie beunruhigt sein musste.
    Und verwirrt … Dem Oralianischen Weg geht es darum, Cardassia sein verschollenes Erbe erkennen zu lassen. Sollte das nicht ganz in ihrem Sinne sein?
    »Professorin Maleren«, begann Keiko vorsichtig, schaffte es jedoch nicht, die Anspannung gänzlich aus ihrem Tonfall zu verbannen. »Tela, wir arbeiten nun fast zwei Monate zusammen, und Sie haben noch nie derart offen mit mir gesprochen. Ich bin froh, dass Sie es jetzt tun, aber verraten Sie mir: Was genau führt Sie an diesem Morgen zu mir?«
    »Es ist kaum noch etwas übrig«, sagte Tela, strich über das Band und den darin eingelassenen roten Stein, und sah an Keiko vorbei aus dem Fenster. »Und dennoch scheint niemand es schützen zu wollen. Schlimmer noch, man zerstört das wenige Verbliebene sogar. Sie sagen, Sie haben in einer Schule gelehrt, die die Religion nicht über ihre Türschwelle ließ. Doch hier in Andak erlauben Sie die freie Ausübung der Religion.«
    Abermals war Keiko, als begreife sie plötzlich. »Sie sprechen von der Messe gestern, richtig? Vom Oralianischen Weg.«
    Tela verzog den Mund. »Er hat in unserer hiesigen Öffentlichkeit nichts zu suchen. Keine andere Gruppierung in dieser Basis praktiziert ihren Glauben oder äußert ihre Überzeugungen derart offen wie es die Anhänger des Oralianischen Weges gestern taten. Es ist inakzeptabel …«
    »Professorin Maleren, ich werde meine Autorität nicht nutzen, erwachsenen Wesen die Ausübung ihres Glaubens zu verbieten – ganz egal, ob sie dies im Privaten oder öffentlich tun!«
    »Es sahen
Kinder
zu, Direktorin O’Brien!«
    Sie starrten einander an. Der Tisch zwischen ihnen schien sich in eine klaffende Schlucht verwandelt zu haben.
    »Ich habe eine Tochter, Sie haben eine Tochter«, sagte Tela sanft. »Schert es Sie denn nicht, was sie lernt? Halten Sie Ihre eigenen Traditionen und Werte für so belanglos, dass es Sie nicht interessiert, ob es auch die ihren werden?«
    »Molly hat ihr ganzes Leben umgeben von anderen Kulturen verbracht. Ihre Eltern entstammen unterschiedlichen Kulturkreisen. Ich freue mich, wenn sie und Yoshi alles lernen, was ihr Umfeld ihnen vermitteln kann.
Das
sind meine Werte.«
    Wieder zuckte Telas Mund. »Unendliche Mannigfaltigkeit ist ein Luxus – einer von vielen, die sich Cardassia nie leisten durfte. Das einzige Erbe, das ich meiner Tochter noch geben kann, besteht aus Ruinen, Direktorin O’Brien. Vielleicht würden auch Sie diese beschützen wollen, wenn sie alles wären, was Ihnen noch bliebe.« Sie runzelte die Stirn. »Wenn Sie mein Flehen allein nicht überzeugt, erlauben Sie mir, an Ihren Pragmatismus zu appellieren. Ich bin bei Weitem nicht die Einzige, die unglücklich mit dem ist, was gestern auf dem Platz geschah. Sie dienen weder sich selbst noch dem Projekt, wenn Sie uns

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