St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau
klammerte sich so fest an sie, dass sie kaum noch Luft bekam.
Also hatten ihr Zauber und sein Zustand nichts miteinander zu tun. Doch zur Erleichterung bestand für sie kein Anlass. Während sie sich wie eine Idiotin mit irgendwelchem magischen Firlefanz befasst hatte, war Val in tödliche Gefahr geraten. Kate hätte an seiner Seite sein und ihn beschützen müssen.
Kate griff nach der Halskette, aber er wich vor ihr zurück. »Val, bitte, du musst dieses Ding dringend loswerden.« »Nein, der Stein gehört mir. Rafe hat ihn mir geschenkt!« »Sicher nicht aus reiner Herzensgüte, sondern um dich zu vernichten! Er ist wieder fort und lässt den Kristall für ihn die Arbeit erledigen.«
»Der Stein mag für einen Mortmain gefährlich sein, aber nicht für einen St. Leger. Ich vermag ihn und seine Macht zu beherrschen und zu steuern.« »Nein, das kannst du nicht. Prospero hat mit erzählt, wie unberechenbar sich der Stein verhält. Der Kristall ist Bestandteil eines Versuchs deines Vorfahren. Doch der ging leider schief, und der Stein explodierte. Der Zaubermeister hat ein Bruchstück aufbewahrt und ein anderes in den Griff des Familienschwerts eingefasst. Wenn man ein Stück von den Bruchteilen abbricht, entwickelt das unkontrollierbare Kräfte ... Mit anderen Worten, niemand weiß, was dieser Splitter bei dir anrichtet.« »Das kann ich dir aber genau sagen: Er hat mein Bein geheilt und mich von allem befreit, sodass ich dich endlich lieben kann.«
»Nein, Liebster, der Stein vernebelt dir nur die Sinne. Gib ihn mir bitte.«
Kate schritt langsam auf ihn zu und sah ihn flehentlich an. Val starrte sie an, und Schweißperlen traten auf seine Stirn. Etwas flackerte in seinem Blick, so als ringe die Vernunft mit dem Wahnsinn.
Und dann zog er sich die Kette langsam über den Kopf. Kate atmete befreit durch und hielt ihre Hand hin. Zu früh gefreut. Denn schon kehrte die Dunkelheit in seine Züge zurück, und er schloss die Hand fest um den Stein. »Nein, nein, du willst mich nur reinlegen. Mir den Kristall abnehmen, damit ich keine Macht mehr besitze und du dich ungestört mit Victor vergnügen kannst.« »Val!«
»Das ist dir aber nicht gelungen. Der Stein bleibt in meinem Besitz. Ebenso wie du!«
Er ließ den Splitter erneut unter dem Hemd verschwinden, hob den Stock auf und packte Kate wieder am Handgelenk. Während er sie hinter sich herzog, überlegte sie fieberhaft, was sie tun könnte, um ihm zu helfen. Val war offensichtlich schwer krank, und doch hatte er immer noch eine unglaubliche Kraft. Selbst wenn er wieder husten musste, lockerte sich sein Griff um ihr Handgelenk nicht.
In diesem Teil des Gebäudes hielt sich nicht einmal ein Bediensteter auf, den sie um Hilfe bitten könnte. Und sie hatte noch immer keine Ahnung, wohin er mit ihr wollte.
Dann erreichten sie das Esszimmer, und sie erhielt ihre Antwort. Im dahinter liegenden Garten war Vals weißer Hengst angebunden.
Kate sank der Mut. Wenn Val sie mit auf sein Ross zog und sie davonpreschten, würde sie ihm nicht mehr helfen können.
In ihrer Verzweiflung ballte sie eine Hand zur Faust und hieb ihm aufs Ohr. Immerhin stockte er für einen Moment, und sein Griff lockerte sich. Kate riss sich los und rannte davon. Aber er war zu schnell für sie.
Fluchend packte er sie an der Hü fte und wollte sie hochreißen
»Sofort aufhören!«
Jemand näherte sich ihnen. Kate betete darum, es möge Lance sein. Der schien ihr als Einziger in der Lage zu sein, seinen Bruder aufzuhalten.
Doch ihre Hoffnung wurde getrogen.
Victor. O Gott!
Je näher der Vetter kam, desto mehr umklammerten Vals Arme Kate.
»Was ist hier los?«, verlangte Victor zu erfahren. »Kate, geht es Euch gut?«
»Ihr geht es gut«, antwortete Val an ihrer Stelle, »und alles andere geht Euch nichts an. Wir wollten gerade fort.«
»Mir kommt es aber nicht so vor, als verließe Kate freiwillig das Haus.«
»Mit mir ist alles in Ordnung!«, rief Kate rasch. »Eilt Ihr bitte in die Halle und holt Lance!« Aber ihr zweiter Verehrer schien nicht zugehört zu haben. »Kate, Ihr glaubt, Ihr wärt in Val verliebt. Aber dieser Mann ist nicht mehr derselbe. Einige behaupten sogar, er sei -«
»Verrückt geworden?«, rief Val und lachte grimmig. Unvermittelt ließ er Kate los. »Wartet, Bürschchen, Euch werde ich Wahnsinn lehren!«
Er packte den Stock mit der Linken und zog mit der Rechten den Griff heraus - an dem sich eine lange, dünne Klinge befand.
»Val, nein!«, schrie die junge
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