St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau
verstanden!« Doch er legte ihr eine Hand auf d en Mund. »Keine Lügen mehr, Kate. Komm mit mir. Jetzt sofort.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, packte er sie am Handgelenk und zog sie mit sich zu einer Seitentür. Kate entdeckte an ihm keine Spur mehr von der Freundlichkeit, für die sie ihn immer geliebt hatte. Er schob sie durch die Tür und schloss diese hinter sich. Kate schien in eine andere Welt gelangt zu sein. Von der Musik und dem Lachen war nichts mehr zu hören, und hier fiel nur noch Mondlicht durch die Fenster. Val stieß sie weiter voran, aber diesmal drehte sie sich um und blieb vor ihm stehen.
»Du musst mir zuhören!«, rief sie und legte ihm eine Hand auf die Wange - nur um sie sofort zurückzuziehen. »Mein Gott, Val, du verbrennst ja innerlich!« »Mir geht es gut«, erwiderte er knurrig, ehe er einen Hustenanfall bekam. Er musste die junge Frau loslassen, und auch der Gehstock fiel zu Boden. Der Arzt lehnte sich an die Wand, und Kate stellte sich zu ihm. Sie rieb seine Brust, aber dann hielt er ihre Hand fest und presste sie auf sein Herz. Kate spürte es schrecklich schnell schlagen.
»Val, dir geht es wirklich nicht gut.«
»Ich werde schon wieder, wenn wir erst einmal von hier fort sind.«
»Nein, wirst du nicht... denn du hast keine Ahnung, was ich dir angetan habe.« Nun war es heraus, doch da musste Kate erkennen, dass er ihr überhaupt nicht zuhörte. Stattdessen strich er unsicher über ihr Haar. »Du siehst heute wunderschön aus, Kate«, krächzte er. »Als was hast du dich denn verkleidet? Vielleicht als Morgan Le Fey, die liebliche Zauberin, die den armen Merlin zu Grunde richtete?«
Ja, sagte sie sich, so ähnlich konnte man das beschreiben.
»Nein, ich bin keine liebliche Zauberin, sondern eher eine böse Hexe.« Kate ergriff seine Hand und drückte sie. »Val, bitte, du musst mir zuhören!«
Dann erzählte sie ihm die ganze Geschichte.
»Du hast einen Zauber auf mich gelegt?« Er lachte so laut, dass sie vor ihm zurückwich.
»Dann glaubst du mir also nicht?«
»Doch, doch, natürlich. So etwas sieht dir wirklich ähnlich.«
Aber warum war er dann nicht wütend auf sie? Vermutlich war ihr Geständnis zu spät erfolgt, um den Wahnsinn noch aufzuhalten, der ihn erfasst hatte. »Arme Kate«, sagte er dann, »du machst dir wieder einmal um nichts Sorgen. Dein Zaubererfreund und Geisterurahn nebst seinem so genannten Zauberbuch sind nichts als ein einziger Schwindel.« »W-wie meinst du das?«
»Dass du nicht die Einzige warst, die am Vorabend zu Allerheiligen Magie bewirkt hat. Auch ich habe ein kleines Geheimnis. Und da du meine Frau wirst, werde ich es wohl mit dir teilen müssen.«
Er lächelte sie eigenartig an und winkte sie mit einem Finger näher heran. Obwohl Val ihr mehr Angst einflößte als je zuvor, trat sie zaudernd näher.
Val öffnete seinen Mantel und zog eine silberne Halskette heraus.
Kate hatte sie bereits bemerkt, als sie sich geliebt hatten, aber erst jetzt erkannte sie, dass etwas daran hing. Ein Stück Glas? Als der Gegenstand dann aber das Mondlicht widerspiegelte, leuchtete er in blendender Pracht auf.
Prosperos Kristall!, schoss es der jungen Frau durch den Kopf! »Wo hast du das her?«
»Von einem alten Freund - Rafe Mortmain.«
»A-aber der gilt doch schon seit Jahren als vermisst. Wo bist du ihm denn begegnet?«
»Er hat mich gefunden, stand an Halloween vor meiner Haustür und hat mir das hier gegeben.« Val hielt ihr den Kristall vors Gesicht. Dessen Widerschein ängstigte sie, und sie wandte den Blick ab.
»Rafe hat diesen Splitter vom Familienschwert abgeschlagen.«
»Aber warum ist er dann zurückgekehrt? Nur um dir den Kristall zurückzugeben?«
»Er brach auf meiner Schwelle zusammen und lag im Sterben. Ich konnte nicht anders, ich musste ihm helfen. Also nahm ich seine Hand, konzentrierte mich auf ihn und ... und...«
Er schien nicht weiterreden zu können. Aber Kate ahnte, was weiter geschehen war.
»Val, was hat dir dieser schreckliche Kerl nur angetan?«
»Das weiß ich nicht mehr so genau. Ein Gewitter tobte, Rafe ließ meine Hand nicht los, und ungeheure Schmerzen strömten in mich. So etwas habe ich noch nie erlebt, aber er ließ mich noch nicht los ... dieser Kristallsplitter hier leuchtete auf, und dann übernahm ich nach Rafes Schmerzen auch noch dessen Seelenpein.« Val zitterte jetzt so sehr, dass Kate ihn mit beiden Armen festhielt. »Ganz ruhig, Liebster, alles wird gut. Das verspreche ich dir.«
Der Arzt
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