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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich alles zum Guten gewendet habe. Heute Morgen war sie als Allererstes zum Schieferhaus gelaufen. Aber vor der Tür hatte Jem Sparkins sie abgefangen und ihr mitgeteilt, dass Master Valentine eine schlimme Nacht hinter sich habe und noch ruhe. Auch schien ihn sein Bein wieder zu plagen, denn er habe ihn losgeschickt, den in der Burg zurückgelassenen Gehstock zu holen.
    Mehr hatte Kate gar nicht hören müssen. Der Zauber war aufgehoben, und frohen Herzens war sie nach Hause zurückgekehrt. Doch bald kamen ihr Bedenken. Val würde sich kaum heute Abend auf dem Maskenball seiner Familie blicken lassen. Und daran wäre nicht nur sein kaputtes Knie schuld. Sobald er sich bewusst würde, was er in den letzten Wochen mit Kate angestellt hatte, würde er sich vor Scham und Selbstekel verkriechen wollen.
    Kate würde ihm alles eingestehen müssen, und hoffentlich würde er ihr vergeben können ... »Ihr tanzt wohl nicht, oder, Mylady?« Als sie sich umdrehte, blieb ihm im ersten Moment das Herz stehen. Doch dort an der Säule stand nicht Val, sondern sein Zwillingsbruder Lance. Der ältere der beiden hatte seines Namensvetters gedacht und sich als prachtvoller Ritter herausgeputzt.
    Er verbeugte sich nach höfischer Art vor ihr: »Herrin, wollt Ihr mir die Ehre erweisen?«
    Also wollte er den Gerüchten keinen Glauben schenken und sie mit mehr Freundlichkeit behandeln, als sie eigentlich verdient hatte. Obwohl ihr nach Weinen zu Mute war, brachte sie ein Lächeln zustande. »Vielen Dank, edler Herr, aber würde es sich für einen so edlen Ritter nicht geziemen, seiner liebsten Guinevere den Hof zu machen?«
    »Äh, die scheint zurzeit anderweitig beschäftigt zu sein.« Er nickte in Richtung der Tanzfläche zwischen den im offenen Viereck aufgestellten Tischen, wo am anderen Ende Rosalind tanzte.
    Nachdem er bei dem Anblick seiner Frau gelächelt hatte, wandte er sich wieder Kate zu, aber die entzog sich seinem Angebot. »Du würdest dir doch nur von mir die Füße zertrampeln lassen müssen.«
    »Da hast du vermutlich sogar Recht. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du den Schwertkampf immer dem Tanzvergnügen vorgezogen.«
    »O ja, ich habe noch sehr gut im Gedächtnis, wie ich an manch verregnetem Nachmittag dem edlen Sir Lancelot eine tüchtige Abreibung verpasst habe.«
    »Nur weil ich das zugelassen habe.«
    »Pah! Aber ich muss gestehen, dass Val mir gern die eine oder andere Finte zuflüsterte, mit der ich dich bezwingen konnte, und ...«
    Nach der Nennung seines Namens verging ihr die Heiterkeit gleich wieder.
    Lance verfiel ebenfalls in Schweigen, brach es aber als Erster: »Kate, ich hoffe, du weißt, dass ich immer dein Freund war und sein werde, und deswegen... deshalb ...« »Ist schon gut, Lance. Ich weiß, was du sagen willst, und du hast damit vollkommen Recht. Es war zu töricht von mir, zu hoffen, eines Tages mit Val zusammen sein und eure Familientradition umgehen zu können ... Aus diesem Grund werde ich auch nach London reisen, wie du es wünschst. Noch vor Weihnachten bist du uns los.« Zu ihrer Verwunderung machte Lance ein bekümmertes Gesicht. »Verdammte Sage«, murmelte er. »Ich verstehe auch nicht, warum Effie für Val keine Braut findet... oder warum du das nicht sein kannst.« »Ich?«, entfuhr es Kate. »Nun, du hast viel Gutes für ihn bewirkt.«
    »Wie bitte? Ich war ihm eine größere Last als jeder andere.«
    »Nein, du hast ihn aus seiner Studierstube gelockt und ihm das Lachen beigebracht.«
    Er wollte sie aufmuntern, aber seine eigene Traurigkeit stand ihm dabei im Wege: »Ach, Kate, ich wünschte, für euch beide könnte es eine Lösung geben.« Lance wollte noch mehr sagen, aber neue Gäste trafen ein, und als Gastgeber sah er sich verpflichtet, diese auf der Burg willkommen zu heißen.
    Als ihr Freund gegangen war, fühlte Kate sich noch einsamer als vorher. Sie fragte sich schon, wie lange sie noch bleiben musste, um einem Mindestmaß an Höflichkeit Genüge zu tun, als sie plötzlich Mollie Grey entdeckte.
    Wie üblich stand sie allein an einer Wand. Sie hatte sich ein Schäferinnenkostüm angezogen, doch sie wirkte nicht im Mindesten bäuerisch, sondern eher wie eine Porzellanfigur. Dazu trug auch das Leuchten auf ihren Wangen und in ihren Augen bei, denn sie schaute voller Hoffnung und Erwartung in die Menge.
    Kate begab sich zu ihr, und Mollie erschrak bei ihrem Anblick. Doch die junge Frau ließ sich davon nicht abhalten, nahm das Mädchen bei der Hand und zog sie weg.

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