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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit den St. Legers und ihren auserwählten Bräuten gehörte auch zu dem abergläubischen Unsinn im Dorf.
    Andererseits hätte er früher auch gern einen Brautsucher gehabt, der ihm die Richtige fand. Vermutlich hätte sogar die blödsinnige Effie ihm eine Bessere besorgt als die, welche er sich selbst ausgesucht hatte. Damals war ihm Carrie ja ganz passabel erschienen, vor allem ihre großen Brüste. Aber wer hätte gedacht, dass sie sich als zu schwächlich erweisen sollte, die beiden wesentlichen Aufgaben einer Ehefrau zu erfüllen - nämlich Kinder zu gebären und ihrem Ehemann zu Willen zu sein. Er hob noch einmal seinen Krug und spähte hinein. Enttäuscht stellte er fest, dass nicht einmal mehr ein Mund voll Bier darin enthalten war. Reeve kramte noch einmal in seinem leeren Geldbeutel und warf dem Wirt einen erwartungsvollen Blick zu.
    Nein, Mr. Wentworth würde ihn nicht anschreiben lassen. Nicht so wie früher, als die Zeiten noch besser gewesen waren.
    Der Vorgänger von Mr. Wentworth, Silas Braggs, war ein Erzhaiunke gewesen. Ein Schmuggler und ein Dieb dazu. Manche tuschelten sogar, er habe auch einen Mord auf dem Kerbholz. Vor acht Jahren war Braggs dann wie von Zauberhand verschwunden ...
    Zusammen mit diesem eingebildeten Zoll-Offizier, Captain Mortmain. Man konnte Braggs zu seiner Zeit ja viel vorwerfen, aber einen Stammkunden hätte er nie verdursten lassen.
    Mr. Wentworth hingegen, der sich so gern für einen Gentleman hielt, bewies in dieser Frage eine schon bösartige Knausrigkeit. Manchmal weigerte er sich sogar, Reeve zu bedienen, obwohl er Geld in der Tasche hatte. »Heute gibt's für Euch nichts mehr, Mr. Trewithan«, erklärte das selbstgerechte Arschloch. »Geht nach Hause, und hebt etwas von dem Geld für Eure Familie auf.« Wenn er wohlmeinende Worte hören wollte, ging er lieber gleich zum Vikar, dachte Reeve, ließ die letzten Reste im Krug kreisen und fragte sich, wie seine Chancen st ehen mochten; Victor St. Leger.
    Aber nein, der Jüngling hatte seinen Whiskey hinuntergestürzt und schlich zur Tür wie jemand, der sich auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung befindet. Reeve seufzte. Dann sollte er sich wohl auch aufmachen. Als er in Richtung Ausgang schlurfte, räumte Mr. Wentworth sein Glas ab und rief ihm hinterher: »Einen schönen Abend noch, Mr. Trewithan! Ach ja, richtet Eurer Frau doch meine herzlichen Glückwünsche zur Geburt ihrer Tochter aus!«
    Ihre Tochter? Als wenn die verwünschte Frau das alles ganz allein in die Wege geleitet hätte! Er wart dem Wirt einen wütenden Blick zu und begab sich nach draußen. Eisiger Wind empfing ihn, und er steuerte sein Zuhause an. Sein Heim voller Bälger, einem schreienden Baby, einer kalten Frau und einem leeren Bett. Reeve war in so schlechter Stimmung, dass er den Feiernden tunlichst aus dem w eg ging. Er schritt den Pfad hinauf, der um das Dorf herumführte, und stieß gegen einen Mann, dem ebenfalls der Sinn nicht nach Freudenfeuern zu stehen schien.
    »Verdammt, Bursche!«, fuhr Reeve den Unbekannten an. »Warum zieht Ihr nicht die Kapuze aus dem Gesicht, damit Ihr den Weg sehen könnt?«
    Er wollte sich an ihm vorbeischieben, aber der Fremde hielt ihn unerwartet fest.
    »Ihr werdet verzeihen, Freund«, krächzte eine Stimme aus den Tiefen der Kapuze, »aber vielleicht könnt Ihr Euch für mich als nützlich erweisen.« Trewithan wollte schon entgegnen, dass es nicht zu seinen Gepflogenheiten gehöre, sich irgendwem als nützlich zu erweisen, aber etwas an der Ausstrahlung des Mannes hielt ihn zurück. Das und die Hand an seinem Handgelenk, deren Finger ebenso hart wie kalt Zugriffen. »Was - was wollt Ihr denn von mir?« »Lediglich eine Auskunft.«
    Der Mann ließ seine Hand los, und Reeve trat erleichtert einen Schritt zurück.
    »Man hat mir mitgeteilt, Dr. Valentine St. Leger wohne nicht mehr in der Burg auf dem Hügel dort?«
    »Ja, das stimmt. Er hat ein Cottage nahe am Dorf gemietet. Da kann er sich wohl besser in die Ehebetten von ehrlichen —«
    Trewithan unterbrach sich lieber und leckte sich über die Lippen. Woher sollte er wissen, ob es sich bei diesem Fremden nicht um einen alten Freund des Arztes handelte?
    »Und wo steht dieses Cottage?«, fragte der Verhüllte. »Eine halbe Meile diesen Weg hinunter. Nicht weit vom Strand. Man nennt es das Schieferhaus, und es -« »Nicht nötig, ich kenne den Ort.« »Ach? Dann seid Ihr wohl schon einmal hier gewesen?« Neugier verscheuchte seine Übellaunigkeit. Er spähte

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